Nicht nur unser Auto und das Steak auf unserem Teller belasten das Klima, sondern auch unser Kleiderschrank. Gut, dass viele Fashionlabels inzwischen „klimaneutral“ sind – aber was heißt „klimaneutrale Mode“ eigentlich genau?
Orange unterstrichene oder mit ** markierte Links sind Partnerlinks. Wenn du darüber bestellst, erhalten wir einen kleinen Anteil vom Verkaufserlös. Mehr Infos.
Alles mögliche ist angeblich klimaneutral: Fleischersatzprodukte, Flüge und inzwischen sogar Mode. Und das ist ja eigentlich auch gut so: Die Textilbranche ist immerhin einer der größten Treibhausgas-Produzenten überhaupt. Sie stößt gut 1,2 Milliarden Tonnen CO2 pro Jahr aus – das ist mehr als durch den internationalen Flug- und Schiffverkehr zusammen entstehen.
Also ist es nur richtig, wenn Fashionlabels klimaneutral werden wollen. Aber wie machen sie das genau? Und was bringt es? Wir haben uns ein paar Marken genauer angesehen.
Was „klimaneutrale Mode“ bedeuten kann: 2 Beispiele
Beachte: Die folgenden Labels sind nur Beispiele, die Liste erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit.
Beispiel Armedangels
„Sorry to say: Aber jedes Unternehmen verursacht CO2-Emissionen, ganz gleich, wie nachhaltig und sparsam es wirtschaftet“, erklärt Armedangels auf der eigenen Website. Trotzdem arbeitet das Label daran, die eigenen 263 Tonnen CO2 pro Jahr zu reduzieren.
Das fängt schon damit an, dass Armedangels seinen eigenen Impact überhaupt benennt. Bei der Produktion geht es weiter: Die findet nur in Europa, der Türkei und Tunesien statt, um noch längere Transportwege zu vermeiden. Außerdem verzichtet Armedangels auf Luftfracht, betreibt Büro, Onlineshop und Lager ausschließlich mit Ökostrom und die Mitarbeiter*innen nutzen für Dienstreisen im Inland ausschließlich Bus und Bahn.
Die Emissionen, die nicht vermieden werden konnten, hat Armedangels mit ClimatePartner über ein Biomasse-Projekt in Indien ausgeglichen – auch rückwirkend für 2019. Nach eigenen Aussagen sei das Unternehmen seit September deshalb „klimaneutral“.
Beispiel Aldi
Auch Aldi Süd gleicht nach eigenen Angaben Emissionen aus, indem der Discounter in Klimaschutzprojekte investiert. Viele Filialen erzeugen sogar mit Solaranlagen ihren eigenen Strom.
Und im Juni 2020 hatte Aldi einen Sneaker für 13 Euro im Angebot, deren CO2-Emissionen der Discounter nach eigenen Angaben komplett ausgeglichen hat. Abgesehen davon war der Schuh leider wenig nachhaltig und nur mit einem sehr schwachen Recycling-Siegel ausgezeichnet.
Mehr Informationen: Aldi verkauft klimaneutrale Sneaker – warum wir sie nicht empfehlen
Wie groß ist der Impact wirklich?
Leider sind Begriffe wie „klimaneutral“ oder „klimafreundlich“ nicht gesetzlich geschützt. Das bedeutet, Unternehmen können sie unterschiedlich auslegen.
- Armedangels bezieht Klimaneutralität auf das ganze Unternehmen, versucht aber auch bei der Produktion Treibhausgase zu vermeiden.
- Aldi blieb vage, auch der Recyclinganteil in den Schuhen lies sich nicht nachvollziehen.
Doch welche Emissionen werden genau gezählt? Wird auch die Umweltbelastung durch die Entsorgung der Produkte beachtet? Oder mitberechnet, dass zum Beispiel gepflanzte Bäume vielleicht in ein paar Jahren wieder gefällt werden?
All diese Faktoren wirken sich auf die Umweltbilanz eines Produktes aus – und machen das Thema „Klimaneutralität“ sehr komplex. Deshalb schadet es nicht, Aussagen wie „XY ist klimaneutral“ mit Skepsis zu begegnen und genauer hinzusehen.
Zum Thema Klima und was du tun kannst hör dich auch mal rein in den Utopia-Podcast auf Spotify, Apple Podcasts, Google Podcasts & Co:
Neutralisieren ist gut, vermeiden ist besser
Natürlich begrüßen wir es, wenn Unternehmen ihre Emissionen neutralisieren. Noch besser wäre es aber, diese im Vorhinein zu vermeiden.
Darum bemühen sich echte Fair-Fashion-Marken seit jeher. Dazu berücksichtigen sie auch andere Punkte, um die Produktion ihrer Mode möglichst nachhaltig zu gestalten.
Wenn du dir unsicher bist, wie nachhaltig „klimaneutrale Mode“ oder andere Produkte wirklich sind, dann befolge folgende Tipps:
- Schau dir die Website des Unternehmens an. Wird dort genau erklärt, inwiefern Emissionen eingespart und ausgeglichen werden? Setzt sich das Unternehmen auch auf andere Weise für Umweltschutz ein?
- Behalte auch im Hinterkopf: Emissionsarm ist nicht gleich umweltfreundlich. Synthetische Fasern setzen zum Beispiel weniger CO2 frei als Wolle, sind aber aus anderen Gründen ökologisch bedenklich.
- Wer ein wirklich nachhaltiges Kleidungsstück haben möchte, orientiert sich besser an Siegeln wie GOTS oder IVN Best.
Weitere nachhaltige Fair-Fashion-Labels findest du in unserer Bestenliste:
** mit ** markierte oder orange unterstrichene Links zu Bezugsquellen sind teilweise Partner-Links: Wenn ihr hier kauft, unterstützt ihr aktiv Utopia.de, denn wir erhalten dann einen kleinen Teil vom Verkaufserlös. Mehr Infos.War dieser Artikel interessant?
- Strom sparen im Urlaub: 6 einfache Tipps
- It's hot in here! 5 Klimaprognosen, die du kennen solltest
- Folge deiner Leidenschaft: Stina Spiegelberg im Gespräch
- Studie: So viel Treibhausgas sparen Veganer:innen ein
- Jedes Mal Eco-Programm – wann kann das der Spülmaschine schaden?
- CO2-Recycling – so werden Verpackungen daraus
- Darum ist eine Wärmewende nötig
- Zukunftsorientiertes Handeln von Unternehmen – darauf kommt es an
- Digitalfußabdruck reduzieren: 10 Klimaschutz-Tipps gegen Digital Waste