Dass viele Menschen sich mehr Klimaschutz wünschen, zeigen sie derzeit sehr öffentlich. Doch selbst etwas dafür zu tun, fällt vielen schwer. Eine sehr einfache Möglichkeit, das Klima zu schonen, ist mehr Menschen zum Rad fahren zu motivieren.
Seit Monaten protestieren zahllose Menschen im Rahmen von Fridays for Future und Extinction Rebellion für mehr Klima- und Umweltschutz. Endlich sind die Warnungen vor den Auswirkungen der Klimakrise in aller Munde. Medien berichten, diverse Politiker, darunter auch Bundeskanzlerin Angela Merkel, haben auf die anhaltenden Massenproteste reagiert und Statements abgegeben. Die Demonstrationen zeigen, dass sehr viele Menschen mehr Klimaschutz wollen.
Doch was kann man außer demonstrieren selber tun, um den Klimaschutz voran zu bringen? Eine sehr einfache Möglichkeit, konkreten Klimaschutz zu betreiben, ist mehr Menschen dazu zu bewegen, das Auto stehen zu lassen und stattdessen Rad zu fahren. Leider fühlt sich Radfahren bislang in vielen Städten eher gefährlich an, Radwege sind eng, in schlechtem Zustand oder gar nicht vorhanden. Was also tun?
Wählen gehen
Am allerwichtigsten ist es, tatsächlich bei jeder Wahl wählen zu gehen. Warum das? Befragungen zeigen, dass sich fast die gesamte Bevölkerung mehr Engagement beim Klimaschutz wünscht, doch trotzdem steigen die Verkaufszahlen von Autos von Jahr zu Jahr. Kollektiv wollen wir also einen Wandel, individuell möchten nur Wenige den Anfang machen.
„Es ändert sich wenig, weil sich die Menschen benachteiligt fühlen, wenn sie ‚allein‘ auf den Flug oder das Auto verzichten oder sich einschränken. Das kann sich ändern, wenn wir das erwünschte Verhalten zur Routine machen“, sagt Michael Kopatz, Autor des Buches „Ökoroutine“. Darin plädiert er dafür, die Verhältnisse durch Gesetzgebung zu ändern.
Statt von den Menschen einzufordern, weniger Auto zu fahren, sei es viel realistischer, dafür zu sorgen, dass gute Alternativen wie Bus- oder Bahnverbindungen oder bessere Radwege geschaffen werden. Sprich: solche Parteien und Personen zu wählen, die sich politisch für umweltfreundliche Mobilität einsetzen.
Mehr dazu: Europawahl 2019: Parents for Future stellen „Klima-Wahl-O-Mat“ ins Netz
Direkte Demokratie durch Bürgerbegehren
Damit Politiker es nicht bei leeren Phrasen belassen, gibt es neben den Wahlen, die ja nur alle paar Jahre stattfinden, weitere Möglichkeiten Druck auszuüben. Der Begriff direkte Demokratie bezeichnet Verfahren, bei denen das Volk unmittelbar über politische Sachfragen abstimmt.
Volksabstimmungen auf Bundesebene wie in der Schweiz gibt es in Deutschland zwar nicht, wohl aber Volks- und Bürgerbegehren auf Landes- und Kommunalebene. Wie diese Instrumente eingesetzt werden können, um die stagnierende deutsche Klimapolitik wiederzubeleben ist Thema des Buchs „Klimawende von unten“, das im März erschienen ist. Das Buch ist eine Anleitung auch für Menschen, die sich noch nie zuvor in den politischen Betrieb eingebracht haben.
Berlin hat als Vorreiter mit dem „Volksentscheid Fahrrad“ bereits erfolgreich ein Radgesetz durchgesetzt. Nach und nach müssen nun in den Bezirken der Hauptstadt sichere, breite und komfortable Radwege geschaffen werden. Auch in Bamberg wurden Ziele des Radentscheids beschlossen und sollen mit einem Maßnahmenpaket unterfüttert werden.
Von dem Erfolg haben sich viele Bürger inspirieren lassen. In immer mehr Städten schließen sich Menschen in sogenannten Radentscheiden zusammen, um den Radverkehr in ihren Städten voranzubringen und gesetzlich zu verankern. Auf der Mitmach-Karte von „Klimawende von unten“ finden sich viele weitere Städte mit laufenden oder geplanten Radentscheiden.
Nicht entmutigen lassen
Natürlich ist nicht jedes Bürgerbegehren von Erfolg gekrönt und wird sofort eins zu eins umgesetzt. Davon sollte man sich aber nicht entmutigen lassen. Mit Bürgerbegehren wird vielfach überhaupt erst Aufmerksamkeit für ein bestimmtes Thema generiert und weitere Menschen bekommen Lust sich zu engagieren. In der Folge wird es für Kommunal-, Landes- und Bundesregierung immer schwerer, diese demokratischen Signale zu ignorieren.
Die Radentscheide sind dafür ein gutes Beispiel. Wurde die Radinfrastruktur lange sehr stiefmütterlich behandelt, kündigte Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer (CSU) nun an, den Radverkehr deutlich zu stärken.
Natürlich gibt es auch weitere Möglichkeiten sich für besseren Radverkehr und lebenswertere Städte einzusetzen:
Mitglied werden in einer Interessensvereinigung
Als Mitglied des Allgemeinen Deutschen Fahrrad Clubs (ADFC) kannst du die Arbeit des Vereins vor Ort unterstützen, beispielsweise bei der Kampagne #MehrPlatzfürsRad. Aktive werden versorgt mit kostenlosem Aktionsmaterial, Aktionsideen sowie Anleitungen, Checklisten und Textbausteinen. Die Pakete enthalten Absperrband, Sprühkreide, eine Sprühschablone, Aufkleber, Postkarten und Luftballons sowie gute Argumente fürs Rad für den Austausch mit Passanten, Politik und Presse. Je mehr Mitglieder der ADFC hat, desto besser kann er die Interessen der RadlerInnen vertreten.
Auch der Verkehrsclub VCD arbeitet dafür, Mobilität menschenfreundlich, gesünder und umweltschonend zu gestalten. Mit seinen Projekten und Aktionen setzt sich der VCD für lebendige Stadtquartiere, ein gesundes Lebensumfeld und sichere Mobilität im Alltag ein. Mit der Toolbox #strassezurueckerobern liefert der Verein ein Starterkit für erste eigene Aktionen an die Hand. Das passende Know-how liefert der Leitfaden „Lebenswerte Städte durch Straßen für Menschen“, der gute Beispiele für Aktionen sowie Umgestaltungen von Straßen aufzeigt und Tipps zum Nachahmen gibt.
Vernetzen
Du hast schon eine Idee wie deine Stadt lebenswerter und fahrradfreundlicher werden könnte, weißt aber nicht recht wie du sie umsetzen sollst? Der Verein Changing Cities veranstaltet regelmäßig Barcamps und offene Plattformen für Austausch und Vernetzung. Außerdem bietet der Verein Workshops und Trainingsformate, bei den Erfahrungen geteilt werden, wie nachhaltige Veränderungen in Städten erreicht werden.
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