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Kobalt: Das solltest du über den Abbau des Handy-Rohstoffs wissen

kobalt
Foto: CC0 / Pixabay / Pexels

Kobalt ist ein kritischer Rohstoff für Handys, der vor allem im Kongo abgebaut wird. Die Minen und Bergwerke stehen immer wieder wegen Kinderarbeit und mangelnder Sicherheit in der Kritik. Auch die Weiterverarbeitung von Kobalt ist problematisch.

Kobalt ist ein Metall, das in den letzten Jahrhunderten kaum Beachtung fand. Es kommt in Erzadern zusammen mit Kupfer und Nickel vor. Bis zur Entwicklung von Akkus für Smartphones und Elektroautos wurde Kobalt nicht gezielt abgebaut.

Erst seit rund fünf Jahren steigt die Nachfrage nach Kobalt stetig an, weil für Elektroautos, Smart Cities und die digitalisierte und vernetzte Industrie viele große Akkus benötigt werden. Kobalt eignet sich hier besonders gut, da es eine hohe Energiedichte hat.

Um es für Akkus zu verwenden, wird es mit Schwefelsäure behandelt, sodass reines Kobaldsulfat entsteht. Dieses Metall leitet besonders gut und dient in Lithium-Ionen-Akkus als Pluspol. Es wird circa 3000 Mal häufiger in E-Autos verwendet als in Smartphones.

Kobalt ist kein seltenes Metall, doch die Fördermengen sind bisher gering: In den bekannten Abbaugebieten befinden sich rund 25 Millionen Tonnen Kobalt und unter dem Meer weitere 120 Millionen Tonnen. Knapp die Hälfte der zugänglichen Kobalt-Reserven befinden sich in der Demokratischen Republik Kongo, so die Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe. Allerdings sind viele Minen dort klein und für den Abbau fehlen oft Maschinen. Menschenrechts- und Umweltorganisationen kritisieren im Kongo zudem Menschenrechtsverletzungen sowie soziale und ökologische Missstände. Inzwischen ist so viel Kobalt auf dem Markt, dass es für manche Unternehmen nicht mehr lukrativ ist, weiter Kobalt abzubauen, weshalb Minen aufgegeben werden.

Kobalt: Vom Bergwerk zum Smartphone

Kobalt: Vom Bergwerk zum Smartphone
Kobalt: Vom Bergwerk zum Smartphone
(Foto: Sven Christian Schulz / Utopia mit Pixabay-Material)

Die größten Kobalt-Reserven weltweit liegen im politisch sehr instabilem Südostkongo, gefolgt von Australien und Kuba. Das meiste Kobalt in Elektronikgeräten stammt auch aus dem Kongo (54 Prozent). Allerdings wird es dort lediglich in den Bergwerken gewonnen.

Chinesische Unternehmen kaufen im Kongo Kobalt im großen Stil und bringen es nach China, um es dort in Raffinerien zu Kobaltsulfat zu verarbeiten. In China finden inzwischen vier Fünftel der weltweiten Kobaltsulfat-Produktion statt, berichtet das Wallstreet-Journal. Das Kobaltsulfat wird anschließend nach Japan und Südkorea verkauft, wo daraus Batterien hergestellt werden. Inzwischen werden aber auch in China Akkus hergestellt und dann nach Europa und in die USA verschifft.

Die Menschen im Kongo profitieren kaum von der Kobalt-Nachfrage, denn das meiste Geld machen große asiatische, westeuropäische und amerikanische Unternehmen. Im Gegenteil, die Menschen im Kongo setzen für den geringen Lohn sogar ihr Leben aufs Spiel, kritisiert Amnesty International.

Video des Wallstreet-Journals über den illegalen Kleinbergbau im Kongo:

Kobalt-Abbau im Kongo in der Kritik

Es gibt nur wenige große Bergwerke, dafür aber sehr viele illegale Minen. Dort herrschen zahlreiche Missstände:

  • Kinderarbeit: Im illegalen Kleinbergbau arbeiten oft Kinder, weil die Schächte so eng sind.
  • Gewalt: Immer wieder kommt es laut NGOs zu gewalttätigen Auseinandersetzungen zwischen Milizen um Minen. Außerdem gibt es Schutzgelderpressungen und private Steuern, die Milizen erheben.
  • Fehlender Schutz: Ohne Sicherung klettern die Arbeiter in die selbstgebauten Minen und graben dort nach Kobalt, berichtet Amnesty International.
  • Tödliche Unfälle: Immer wieder kommt es zu tödlichen Unfällen, weil Minen einstürzen, mit Wasser volllaufen oder giftige Gase freigesetzt werden.
  • Keine Rechte: Die Arbeiter sind den Zwischenhändlern wirtschaftlich ausgeliefert und haben keine Rechte, kritisieren NGOs. Es fehlen Gewerkschaften und viele Menschen haben keine Möglichkeit, vor Gericht ihre Rechte einzufordern.
  • Umwelt-Katastrophe: Für die Schächte werden viele Hektar Wald abgeholzt und das Trinkwasser in Flüssen wird durch das Auswaschen der Mineralien mit Schwermetallen verunreinigt, berichten NGOs.

Mehr Hintergründe findest du im Video „This is what we die for“ (Dafür sterben wir) von Amnesty International.

Kobalt aus fairem Abbau

FairPhone: Kobalt in Smartphones geht kann auch fair gewonnen werden.
FairPhone: Kobalt in Smartphones geht kann auch fair gewonnen werden.
(Foto: FairPhone/ Presse)

Da Kobalt fast immer über chinesische Zwischenhändler auf den Weltmarkt gelangt, lässt sich die exakte Herkunft nicht zurückverfolgen. Für Smartphone- und E-Auto-Besitzer ist es daher nicht nachvollziehbar, woher die Rohstoffe für das Produkt kommen.

Die EU hat 2017 zwar die EU-Konfliktmineralien-Verordnung beschlossen, die Unternehmen und Händler Regeln auferlegt, wenn sie Konfliktmineralien importieren. Allerdings gilt die Verordnung nur für unverarbeitete Rohstoffe und beispielsweise nicht für den Import von Akkus.

Doch es gibt Möglichkeiten, damit Kobalt fairer wird:

  • Selbstzertifizierung: Einzelne Hersteller zertifizieren Kobalt-Minen im Kongo, um Kinderarbeit und Menschenrechtsverletzungen zu verhindern. Doch oft müssen die Arbeiter die Kosten für die Zertifizierung selbst tragen, berichten NGOs. Solche Selbstzertifizierungen sind dann glaubwürdig, wenn sie durch unabhängige Dritte (Prüfinstitute, NGOs, etc.) kontrolliert werden.
  • Internationale Organisationen: Die Responsible Cobalt Initiative (RCI) arbeitet an einem sicheren Herkunftsnachweis für Kobalt.
  • Faire Unternehmen: FairPhone hat für sein Smartphone FairPhone 2 eine transparente Lieferkette für seine kobalthaltigen Smartphone-Akkus aufgebaut.

In unserer Bestenliste faire Smartphones findest du Handys, die fair(er) gehandeltes Kobalt verwenden.

Was kann ich gegen die Ausbeutung beim Kobalt-Abbau tun?

Um möglichst wenig Kobalt und andere kritische Rohstoffe zu verwenden, kannst du als Verbraucher einiges tun: 

  • Verwende dein Smartphone und andere Geräte so lange wie möglich. Es ist nachhaltiger, sie reparieren zu lassen, anstatt sie zu ersetzen.
  • Totalschaden? Du kannst dein Handy recyclen lassen, statt in den Müll zu werfen. So lassen sich einige der wertvollen Rohstoffe zurückgewinnen und wiederverwerten.
  • Gebraucht statt neu: Bei vielen Anbietern bekommst du gute gebrauchte Handys. Es muss also nicht immer ein neues Smartphone sein, für das weitere Konfliktrohstoffe abgebaut werden. 

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