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Kochboxen: Trend oder Trash?

Kochboxen: Trend oder Trash?
Foto: © Colourbox.de

Kochboxen sind der neue Essenstrend: Frische Zutaten direkt nach Hause geliefert bekommen, gesunde Ernährung gibt es inklusive. Oder? Utopia hat sich den Trend einmal genauer angesehen und fünf Kochboxen getestet.

„Was essen wir heute?“ ist eine der nervigsten Fragen des Alltags. Das Internet ist zwar voll mit tollen Rezepten, die Inspirationsquelle kann aber auch schnell zur Informations-Überflutung werden. Da kommen Kochboxen ganz gelegen, denn der Besteller muss sich keine Gedanken mehr machen, was er am Abend isst.

Ein weiterer Grund, warum Kochboxen so erfolgreich sind: Der Trend zu gesunder Ernährung hält an. Bio, vegan, glutenfrei & Co. waren nie beliebter. Die Hersteller der Boxen werben mit frischen Zutaten – oft direkt vom Produzenten –, die zudem Bio oder Fairtrade sein sollen.

Mehr Abwechslung und weniger Supermarkt-Suche

Hier sind wir schon bei den Pros, die für Kochboxen sprechen: Neue Rezepte werden nicht mehr nur vorgemerkt, sondern tatsächlich ausprobiert. Vor allem für Gewohnheitsesser ist das super, denn so steht immer wieder einmal ein neues Gericht auf dem Tisch. Und wenn es dann auch schmeckt, kann es in den Katalog der Lieblingsgerichte mit aufgenommen werden. Dank der teils liebevoll gestalteten Rezepte mit Fotos sind die Gerichte auch für absolute Kochanfänger geeignet.

Ein weiterer Vorteil, mit dem die Hersteller werben: Da die Zutaten in genau der richtigen Menge kommen, werden weniger Lebensmittel weggeworfen. Das ist allerdings nicht bei jedem Anbieter der Fall – und man hat schnell einmal Reste im Kühlschrank.

Noch ein Plus: Man muss sich die Zutaten nicht mehr im Laden oder auf dem Wochenmarkt zusammenkaufen. Die Anbieter nehmen einem also nicht nur die Auswahl ab, sondern erledigen auch noch gleich den Einkauf. Für Menschen mit wenig Zeit eine echte Einsparung – laut Kochbox-Anbieter HelloFresh verbringt eine Familie durchschnittlich 90 Minuten in der Woche mit Einkaufen. So ganz ohne Einkauf kommt man allerdings auch mit Kochbox nicht aus, man muss schließlich auch noch frühstücken oder zu Mittag essen. Und: in einigen Boxen ist nicht alles drin, sondern es braucht ein paar Basics im Haus.

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Kochboxen: Viel Verpackung und viel Geld

Zwei Argumente, die gegen die Boxen sprechen: Die Transportwege, die CO2 verursachen und die viele Verpackung. Den Karton kann man zumindest wieder benutzen, einige Hersteller verpacken allerdings auch einzeln abgewogene Gewürze wie frische Petersilie oder Basilikum in Plastik. So fällt unter Umständen deutlich mehr Müll an, als wenn man im Supermarkt ein Kräutertöpfchen kauft. Ein paar Anbieter geben sich allerdings wirklich Mühe, möglichst wenig und wenn überhaupt, nachhaltige Verpackung zu benutzen – hier kommt man so ziemlich auf das selbe hinaus wie bei einem normalen Supermarkteinkauf.

Hinzu kommt, dass alle getesteten Boxen einen stolzen Preis haben. Die Kochbox-Anbieter Marley Spoon und HelloFresh, schlüsseln hier und hier zwar auf, dass ihre Boxen sogar günstiger sein sollen, als gleichwertige Produkte bei Rewe, Edeka oder Kaisers. Was bei dieser Rechnung allerdings vergessen wird: Gutes gibt es nicht nur bei den Supermärktenketten, sondern auch in kleineren Läden oder auf dem Wochenmarkt – und ein Basilikumtöpfchen zum Beispiel kann man im Gegensatz zur fertig verpackten Miniportion für weit mehr als eine Mahlzeit verwenden.

Wir haben uns fünf Kochboxen einmal genauer angesehen:

Vegantastic: Erste vegane Kochbox

Vegantastic Kochbox
(Foto: © Vegantastic)
  • Kosten: 3 Gerichte für 2 Personen kosten 49,99 Euro (8,33 Euro pro Gericht pro Person)
  • Über die Box: Die erste vegane Kochbox. Anfangs standen noch wenige Rezepte zur Auswahl, da die Box noch sehr neu ist. Der Gerichte-Katalog, aus dem man wählen kann, erweitert sich seither allerdings stetig.
  • Gerichte: Pancake Burger (sehr gut) / Reistagliatelle mit Zitronen-Tomatenrahm (sehr gut) / Rosenkohl-Risotto (sehr gut)
  • Rezepte: Einfach nachzukochen und trotzdem einfallsreich, da verzeiht man auch fehlende Bilder zu den Anleitungsschritten und Zusatzinfos wie Kalorienangaben oder benötigte Küchengeräte.
  • Lieferung: Im Paket, nur dienstags möglich, die genaue Zeit kann leider nicht festgelegt werden, aber: man musste bei unserer Box auch nichts kühlen, was bedeutet, das man wesentlich flexibler ist.
  • Pro: Sehr einfallsreiche Rezepte, vor allem für Veganer. Basis-Zutaten sind nicht notwendig. Übersichtlich, weil jedes der drei Gerichte in einer eigenen Papiertüte verpackt ist.
  • Contra: Ein bisschen viel Verpackung (Rosenkohl in Plastik). Nicht alle Produkte waren hochwertig, bei eigens verpackten Zutaten gibt es keine Angabe, woher diese kommen. Auch auf der Internetseite erfährt man nichts über die Lieferanten – und das obwohl Vegantastic mit 8,33 Euro pro Gericht die teuerste Box im Test ist. Rezeptkarten auf Fotopapier, mit Kunststoffschicht überzogen.

Mehr Infos: vegantastic.de

Kochzauber: Bestes Preis-Leistungs-Verhältnis

Kochzauber Kochbox
(Foto: © Kochzauber)
  • Kosten: 3 Gerichte für 2 Personen für 39 Euro (6,50 pro Gericht pro Person)
  • Über die Box: Neben der Original-Box gibt es auch eine Veggie-Box, eine für Familien („Kleine Helden“) und eine für Figurbewusste („Weight Watchers“). Es gibt jede Woche drei neue Gerichte, es kann nicht gewählt werden.
  • Gerichte: Brokkolisuppe mit selbstgemachten Dinkelbrötchen (sehr gut) / Möhren-Couscous-Bratlinge (nicht bewertet) / Pilzlasagne (gut)
  • Rezepte: Einfache Rezepte, ebenfalls leider ohne Bilder. Gute Auswahl der Gerichte – allerdings nicht sehr ausgefallen.
  • Lieferung: Im Paket, mittwochs oder freitags, genaue Lieferzeit kann festgelegt werden. Kühlung mit Kühlpads (die allerdings aufgehoben und wiederverwendet werden können)
  • Pro: Die Zutaten kommen in den richtigen Mengen, überwiegend Markenware und Bio, sehr gutes Preis-Leistungs-Verhältnis
  • Contra: Man braucht Basiszutaten, die vielleicht nicht jeder zuhause hat (hier: Eier, Butter und Balsamicoessig), leicht unübersichtlich, da die Zutaten für die einzelnen Gerichte nicht getrennt sind.

Mehr Infos: kochzauber.de

Marley Spoon: Hochwertige Produkte und Liebe zum Detail

Marley Spoon Kochbox
(Foto: © Marley Spoon)
  • Kosten: 3 Gerichte für 2 Personen 48,00 Euro (8,00 pro Gericht pro Person)
  • Über die Box: Man kann jede Woche aus sieben wechselnden Gerichten auswählen, bekommt also keine vorgefertigte Box.
  • Gerichte: Steinpilzrisotto (sehr gut) / Gewürzte Kichererbsen mit Paprika-Dip (sehr gut)
  • Rezepte: Übersichtliche und liebevoll gestaltete Rezeptkarten mit Fotos zu den einzelnen Schritten
  • Lieferung: Im Paket, Lieferung dienstags, mittwochs oder freitags, Lieferzeit ist wählbar. Kühlisolierung mit regenerativer Schafswolle.
  • Pro: Liebe zum Detail bei Verpackung, Design und Rezeptzusammenstellung, hier wurde mitgedacht: selbst die Rezeptkarten sind auf Karton gedruckt und nicht mit Plastik überzogen. Die Zutaten sind qualitativ hochwertig, Fleisch und Fisch stammen aus artgerechter Haltung, Obst und Gemüse ist Bio, gutes Extra: die Produkte werden erst eingekauft, wenn wirklich bestellt wird, um eine Zwischenlagerung zu vermeiden. Sspürbar weniger Plastik-Verpackung.
  • Contra: Der Preis – aber dafür bekommt man wirklich gute Lebensmittel in einer durchdachten Box, frische Kräuter sind auch hier in Plastik verpackt

Mehr Infos: Marley Spoon

Kochhaus: Herkunft regional oder ungewiss

Kochhaus Kochbox
(Foto: © Kochhaus)
  • Kosten: 3 Gerichte für 2 Personen für 40,00 Euro im Abo (6,66 Euro pro Gericht pro Person), Einzelgerichtbestellungen sind teurer (zudem müssen bei Einzelbestellungen auch die Lieferkosten von 7,90 Euro gezahlt werden)
  • Über die Box: Leicht komplizierter Bestellvorgang: Man wählt erst eines der Sorglos-Abopakete aus (2, 3 oder 5 Gerichte) und bekommt dann ein paar Tage vor der Lieferung 18 Gericht-Vorschläge per Mail zugeschickt, aus denen man wählen kann. Wenn man das vergisst, werden einem die Standard-Gerichte zugeschickt.
  • Gerichte: Aprikosen-Linsensuppe mit Sauerrahm und Papadam-Chips (sehr gut) / Maispoularden-Supreme auf Ingwer-Kürbispüree mit Knoblauchbohnen (gut – ohne Fleisch gemacht)
  • Rezepte: ein einfaches Rezept in sechs Schritten, ein eher aufwändiges in 12 Schritten, alle Rezepte mit Anleitungsbildern
  • Lieferung: In der Papiertüte (die man eher wiederverwendet als einen Karton), die Kühlung ist allerdings enttäuschend: nur ein Kühlpad auf dem Boden der Tüte, vor allem bei Fleisch eine heikle Angelegenheit.
  • Pro: Kräuter sind aus der Region (in unserem Fall Thymian von Erich Hanuscke Gemüsebau in München), den passenden Wein kann man sich mitliefern lassen. In größeren Städten, in denen es auch Filialen gibt, ist eine Eillieferung möglich (bis 16 Uhr bestellen,  zwischen 18 Uhr und 20 Uhr das Essen bekommen). Jedes Gericht ist in Papiertüten verpackt, es gibt auch Vorspeisen, Salate und Nachspeisen.
  • Contra: Bei einigen Produkten ist nicht herauszufinden, woher sie kommen. Bio-Brühwürfel, der sowieso schon in Alufolie verpackt ist, wird noch einmal in ein Plastiktütchen gepackt.

Mehr Infos: kochhaus.de

HelloFresh: Kochen mit den Samwer-Brüdern

HelloFresh Kochbox
(Foto: © HelloFresh)
  • Kosten: 3 Gerichte für 2 Personen für 39,99 Euro (6,66 Euro pro Gericht pro Person)
  • Über die Box: Klassik, Veggie oder Obstbox. HelloFresh ist, der Anzahl der Facebook-Fans nach zu Urteilen, die beliebteste Kochbox Deutschlands. Hinter ihr steht Rocket Internet und damit die Samwer-Brüder, die vor allem mit Zalando berühmt berüchtigt wurden. Die drei Brüder sind dafür bekannt, Geschäftsmodelle und Produkte anderer Firmen bis ins Detail zu kopieren und mit besonders aggressiven Methoden auf ihre Konkurrenten zuzugehen, um diese aus dem Weg zu räumen. Mehr Infos z.B. in der ZDF frontal21-Doku „Die Samwer-Show„.
  • Gerichte: Fettucine mit Maronensoße (gut), Ofen-Camemberts mit Paprika-Relish (nicht bewertet), Italienischer Nudelauflauf mit Champignons (gut)
  • Rezepte: Nicht komplett durchdacht (z.B. Fettucine waren längst kalt, als die Maronensoße fertig wurde)
  • Lieferung: Im Paket, Gerichte sind nicht einzeln verpackt, Kühlung mit Schafswolle (Wolle und Kühlpads können – allerdings erst nach fünf Boxen – zurückgegeben und somit von HelloFresh recycelt werden)
  • Pro: Viele Bio-Produkte, allerdings fast alle italienisch, deren Herkunft und Preis man kaum herausfinden kann.
  • Contra: Die Rezepte sind nicht wirklich durchdacht und auch nicht herausragend lecker. Die Portionen waren fast immer zu groß bemessen, sodass man als Single nicht nur zwei, sondern eher vier Tage an einem Gericht essen kann. Man braucht Basis-Zutaten, die vielleicht nicht jeder immer zuhause hat (Honig, Ei und Butter), bei den abgepackten Zutaten steht nur „hergestellt für“ auf der Verpackung, allerdings nicht, woher die Produkte kommen. Die Kräuter (in Plastik eingepackt) kommen von einem Hersteller, der laut eigenen Angaben nur zu 40% bio produziert. Auch die einzelnen Zutaten-Menge waren nicht immer richtig (3/4 des Frischkäses bleiben übrig)

Mehr Infos: HelloFresh

Fazit

Vegantastic bietet tolle, abwechslungsreiche Rezepte – nicht nur für Veganer. An ein paar Stellen hapert es leider noch, doch die Box ist ja erst gestartet. Wer nicht ganz so viel Geld ausgeben möchte und trotzdem gut essen will, der ist bei Kochzauber genau richtig. Bei Marley Spoon stimmt einfach alles: Rezepte, Qualität und Design, dafür kann man auch mal etwas mehr Geld ausgeben. Wer in der Großstadt lebt, kommt mit Kochhaus am schnellsten an sein Essen. Hier gibt es regionale Kräuter und passende Weine, die Herkunft einiger Produkte bleibt leider ungewiss. Bio-Zutaten und eine recycelbare Kühlung bietet HelloFresh, dafür merkt man schnell, dass Rezepte und Produktmengen weniger durchdacht sind.

Kochboxen sind vor allem interessant für Leute mit wenig Zeit und Lust, über ihr Essen nachzudenken. Wirklich hochwertige und nachhaltige Produkte kann man aber gezielter auswählen, wenn man sie selbst einkauft.

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