Ein Kontowechselservice soll heute den Kontowechsel ganz einfach machen – so will es der Gesetzgeber. Endlich mal zu einer besseren Bank wechseln ist ja eigentlich immer eine gute Idee. Nur klappt es nicht immer, wie Stiftung Warentest herausfand.
Seit fast zwei Jahren sind die Banken verpflichtet, untereinander zusammenzuarbeiten, damit der Kontowechsel für Kunden einfacher und problemloser wird. Das gilt für Kunden von Online-Banken genauso wie für solche von Filialbanken. Bleibt die Frage: Klappt das denn jetzt auch wie gewünscht und reibungslos? Nicht immer, fand Stiftung Warentest im Magazin „Finanztest“ heraus.
Stiftung Warentest: Kontowechselservice funktioniert nicht immer
Sechs Kunden eröffneten im Auftrag der Stiftung Warentest ein neues Online-Girokonto und probierten den Kontowechselservice aus. Sie wechselten zum Beispiel von Sparkassen, Postbank und Hypovereinsbank zu Ing-Diba, DKB, Evangelischer Bank und Triodos Bank (Letztere war leider die einzige ausdrücklich nachhaltige Bank im Test, dafür schnitt sie aber gut ab).
Ergebnis des Kontowechsel-Tests: Nicht immer geht es reibungslos. Als Ursache nennt das Verbrauchermagazin Finanztest den Gesetzgeber; der habe ein völlig unverständliches Wechselformular entwickelt, das durch Umfang, Aufbau und Sprache eher vom Kontowechsel abschrecken würde. So müssten Bankkunden auf mindestens drei Papierseiten Kreuze bei über 50 Möglichkeiten setzen, damit alte und neue Bank Daten austauschen und die Zahlungsvorgänge übertragen können. Das Wechselsystem sei deshalb fehleranfällig, so das Magazin.
Neben dem gesetzlichen gibt es bei vielen Banken auch noch einen eigenen digitalen Kontowechselservice, den die Testpersonen nahezu reibungslos nutzen konnten (und den auch Utopia empfiehlt, siehe unten). Aber auch der Kontowechselservice garantiert keinen Erfolg. In einem Fall scheiterte die Testperson, weil die Technik der alten Bank nicht passte.
Den Test „Girokonto wechseln“ findest du in der Mai-Ausgabe der Zeitschrift Finanztest und online auf www.test.de/kontowechselservice. Finanztest erläutert darin außerdem in sechs Schritten, wie der Kontowechsel am besten funktioniert.
Auch Utopia hat Tipps für den Kontowechsel für dich: Mit der folgenden Checkliste zeigen wir dir, was du vor dem Kontowechsel entscheiden musst, wie ein Kontowechselservice dir helfen kann und was sonst noch wichtig ist.
1. Vor dem Kontowechsel: Lage checken
Wer die Bank wechseln will, sollte sich gut überlegen, warum und wie. Prinzipiell gilt: Beim Kontowechsel kann zwar weniger schiefgehen als beim Wechsel von Handy- oder DSL-Vertrag – allerdings mehr als beim Wechsel auf Ökostrom. Überlege dir also zunächst, warum du die Bank wechseln willst.
Prämien: Nicht wechseln solltest du, wenn es nur um kurzfristig wirksame Anreize wie Wechselprämienangebote geht. Die bringen am Ende wenig, sind auf Dauer finanziell vielleicht sogar von Nachteil – und bei seiner Bank bleibt man meist lang.
Wohnungswechsel: Für viele ein guter Grund, die Bank zu wechseln, vor allem, wenn man einen direkten, persönlichen Kontakt zur Bank hatte. Wer den gar nicht braucht, kommt auch mit Ökobanken zurecht, denn die sind meist Direktbanken, wo sich alles online erledigen läßt.
Gebühren: Findest du, du zahlst zu viel Gebühren? Dann solltest du mit Hilfe deiner Kontoauszüge erst einmal ausrechnen, wie viel du derzeit wirklich für deine Konten zahlst. 60 Euro sind normal. Ein „kostenloses Girokonto“ versprechen viele – oft gibt es aber Hürden wie einen monatlichen Mindestgeldeingang oder die Gebühren verstecken sich im Kleingedruckten oder in bestimmten Funktionen. Und das ist auch verständlich, denn die Konten verursachen reale Kosten.
Gewissen: Vielleicht möchtest du dein Geld nicht konventionellen Banken überlassen, sondern solchen, die ethisch, fair und ökologisch arbeiten und die sich selbst auch ausdrücklich als nachhaltige Banken verstehen? Dann bist du bei sogenannten „Ökobanken“ oder auch „grünen Banken“ goldrichtig, auf die wir weiter unten noch zu sprechen kommen.
2. Persönliche Konto-Wünsche klären
Wenn du Wert auf persönlichen Service in einer Filiale legst, dann ist eine Filialbank die bessere Wahl. Hier raten wir tendenziell eher zu Volksbanken & Raiffeisenbanken, zu denen Volksbanken, Raiffeisenbanken, Sparda-Banken, PSD Banken und auch Kirchenbanken gehören. Obwohl sie sich anders als reine Ökobanken nicht ausdrücklich als nachhaltige Banken verstehen, sind sie doch genossenschaftlich organisiert und überdurchschnittlich sozial engagiert.
Wer das nicht braucht und vor allem Online-Banking und telefonischen Service haben will, dem raten wir zu Ökobanken. Sie verstehen sich ausdrücklich als nachhaltige, ethische Banken und ihr Engagement im Nachhaltigkeitsbereich geht über bloße Berichte und die Einhaltung ethischer Mindeststandards hinaus. Aber: Noch sind sie aber in erster Linie Direktbanken, wobei die Triodos-Bank immerhin eine Filiale hat und die GLS-Bank sogar mehrere.
3. Konto eröffnen
Bei Utopia.de konzentrieren wir uns auf ausdrücklich grüne Banken. Wer sein Konto dorthin wechseln will, findet in folgender Tabelle Links zu Nutzerbewertungen von Utopia-Usern, die über ihre Erfahrungen mit den jeweiligen Banken berichten, sowie Links zur Anmeldung bei den Banken.
Konto wechseln zu: | EthikBank | GLS Bank | Triodos Bank |
Infos & Nutzerbewertungen | Ethikbank | GLS Bank | Triodos Bank |
Kontowechselservice | ja, hier | ja | ja, hier |
Eine ausführliche und vergleichende Darstellung findest du im Beitrag Girokonto-Vergleich: was Öko-Banken dem Privatkunden bieten.
Um ein Konto zu eröffnen sind online stets einige Formulare mit den Eckdaten auszufüllen, was meist in wenigen Minuten erledigt ist. Eine kleine Hürde ist oft nur noch die sichere Identifizierung.
- Bei der „Identifizierung per PostID“ gibst du die ausgefüllten Unterlagen bei der Post ab und weist dort mit Ausweis deine Identität nach.
- Einige Banken ermöglichen das inzwischen aber auch per Videochat oder Postident-App.
Wenige Tage später kommen meist deine Zugangsdaten, mit denen du Online-Banking durchführen und dich mit dem System vertraut machen kannst. Auch Giropay- und Kredit-Karten lassen nicht lange auf sich warten.
5. Kontowechselservice nutzen
Von einer Kontowechselhilfe mit Formularen auf Papier raten wir ab: Das ist sehr kompliziert und in der Praxis mühsam bis abschreckend.
Der digitale Kontowechselservice erleichtert hingegen wirklich den Bankwechsel, sofern du dein neues Konto bereits eingerichtet und für das alte Konto die Onlinebanking-Zugangsdaten vorliegen hast. Theoretisch bieten verschiedene Dienstleister diesen Service an, idealerweise nimmst du den, den die Bank empfiehlt, zu der du wechseln willst.
Ich habe das ganze im Rahmen eines echten Kontowechsels mit der Triodos Bank https://triodos.meinkontowechsel.de/ durchgespielt, doch die Seite meinkontowechsel.de führt Wechsel auch für andere Banken durch und ist entsprechend zertifiziert.
- Zunächst gibst du beim Kontowechselservice die BLZ deiner alten Bank ein. Dann gibst du die zugehörigen Zugangsdaten fürs Onlinebanking ein – mach das aus Sicherheitsgründen nur Zuhause und an deinem eigenen Rechner.
- Je nach Bank und Zahl deiner Konten wählst du beim Kontowechselservice jetzt dein Konto, mit hoher Wahrscheinlichkeit das Girokonto.
- Der Kontowechselservice listet nun die erkannten Zahlungspartner auf und sortiert sie nach Partnern, bei denen der Service den Umzug selbst übernehmen kann (Hinweis z.B. „Wir informieren Ihre Zahlungspartner“) und solchen, bei denen das nicht möglich ist (Hinweis z.B. „Sie informieren Ihre Zahlungspartner“). Bei letzteren musst du auf jeden Fall selbst dafür sorgen, dass sie von deinem Kontowechsel erfahren.
- Bei den mit „selbst informieren“ markierten Diensten bietet der Kontowechselservice oft gleich Erklärungen an, wie der Zahlungspartner informiert werden kann. „Online“ heißt: Es geht online (etwa bei PayPal), ein Druckersymbol mit „selbst informieren“ deutet an, dass man sich einen Vordruck ausdrucken lassen kann. Diesen schickst du dann später per Post an deinen Zahlungspartner, um deine neuen Adressdaten bekannt zu machen.
- Es kann vorkommen, dass Zahlungspartner „unvollständig“ sind, weil der Kontowechseldienst sie nicht korrekt ermitteln kann – typisch bei kleinen Firmen. Vervollständige hier die Informationen, sofern wichtig, oder entferne den Zahlungspartner, sofern unwichtig.
- Entferne aus der angezeigten Liste diejenigen, bei denen ein Kontowechsel über den Dienst nicht nötig oder nicht erwünscht ist. Prüfe bei den Diensten mit Ausdruck-Symbol, ob du gleich die Adressdaten eintragen willst – für die späteren Vordrucke ist das nützlich.
- Aus Sicherheitsgründen zieht der Kontowechselservice Daueraufträge nicht um, kann dich aber per Mail informieren, welche du manuell übertragen solltest. Per Vorgabe sind alle markiert, bei Unnötigen kannst du auf „Dauerauftrag nicht übernehmen“ umstellen.
- Am Ende bieten Kontowechseldienste oft auch an, das alte Konto zu kündigen. Keine Panik: Es wird dadurch nicht geschlossen, der Dienst erzeugt nur ein Muster-Anschreiben als Datei. Dieses Anschreiben kannst du später verwenden – direkt oder als Vorlage für dein eigenes Kündigungsschreiben.
- Schliesslich fragt der Kontowechselservice nach den Daten des Kontoinhabers. In unserem Test wurden nur sinnvolle und notwendige Informationen abgefragt.
Am Ende zeigt der Kontowechseldienst nochmal übersichtlich, was genau passieren wird.
Jetzt kommt ein Knackpunkt: Die Dokumente zum Kontowechsel werden nur dann vom Dienstleister verschickt, wenn du auf dein 14-tägiges Widerrufsrecht verzichtest und du deine eingescannte Unterschrift als Bilddatei hochlädst. Du musst das aber nicht tun: Du kannst aber auch dabei bleiben – und erhältst dann ein Datenpaket, in dem Vordrucke zum Selbstausdrucken enthalten sind, die du dann selbst verschicken kannst.
6. Abwarten & Tee trinken
Wir hatten über ein Dutzend Zahlungspartner, die wir teils vom Kontowechselservice automatisch haben anschreiben lassen, teils selbst angeschrieben haben.
Die Reaktionen fielen unterschiedlich aus: Einige wenige wollten den Kontowechsel nochmal schriftlich bestätigt haben, andere informierten über die Änderung, andere meldeten sich gar nicht. Auch die Zeiten variierten: Bis die letzten Zahlungspartner umgestellt haben, können einige Wochen vergehen. Prüfe bei allen Bestätigungen, ob IBAN und andere Angaben korrekt sind und widersprich gegebenenfalls.
7. Kontowechsel abschließen
Irgendwann kannst du dein altes Konto kündigen und so den Kontowechsel abschließen. Bei den Vordrucken des Kontowechselservice ist meist auch ein entsprechender Kündigungsvordruck zu finden, den man ganz oder teilweise übernehmen kann.
Aber wir raten: Warte erst mal mit dem Kündigen. Vielleicht brauchst du noch die einen oder anderen Daten aus den Überweisungsvorlagen des alten Kontos. Oder du bist mit deinem Konto gar nicht glücklich – ein paar Monate lang eine offene Hintertür zu haben ist sicher eine gute Idee.
Hier noch 5 Tipps zum Kontowechsel auf Basis unserer Erfahrungen:
- Nutze einen digitalen Kontowechselservice. Aber vertrau ihm nicht. Plane für den Umstieg einige Monate ein, in denen du zwei Konten parallel führst (was allerdings Gebühren kosten kann), und kündige das alte Konto nicht im Zuge des Wechsels, sondern erst, wenn dieser sicher stattgefunden hat und du mit der neuen Bank zufrieden bist.
- Daueraufträge musst du fast immer selbst bei der alten Bank löschen und bei der neuen Bank auch selbst wieder anlegen.
- Überprüfe manuell, ob wichtige Zahlungspartner vergessen wurden: Wenn es selten zu Zahlungsverkehr kommt oder dieser lange zurückliegt, kann es sein, dass der Kontowechselservice diese Zahlungspartner nicht anzeigt.
- Umgekehrt musst du nur solche Zahlungspartner informieren, die regelmässig wichtige Einzahlungen aus Auszahlungen vornehmen. Alle anderen musst du nicht unbedingt informieren.
- Sammle die schriftlichen Bestätigungen der Zahlungspartner und prüfe anhand deiner Kontoauszüge, ob diese auch wirklich beim neuen Konto auftauchen.
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