Krummes Gemüse schafft es häufig nicht ins Supermarktregal, obwohl es genauso lecker und nährstoffreich ist wie seine geraden Verwandten. Hier erfährst du mehr zu den Hintergründen der Lebensmittelverschwendung.
In der Obst- und Gemüseabteilung der meisten Supermärkte und Discounter sind wir es gewohnt, dass alle Gurken möglichst gerade, Äpfel gleichmäßig rund und Möhren gleich lang und breit sind. Kurzum: Wir sehen makelloses Obst und Gemüse. Das widerspricht der Realität der Landwirtschaft. Wer Gemüse selbst zieht, weiß, dass Früchte öfter mal krumm gebogen, mal kleiner und mal größer sind. Doch was passiert in der Landwirtschaft mit diesen Exemplaren, die nicht der Norm entsprechen? Die traurige Wahrheit ist: Sie landen meist im Müll.
Krummes Gemüse als Abfallprodukt
Laut der Verbraucherzentrale landen in der deutschen Landwirtschaft jährlich 1,4 Millionen Tonnen Lebensmittel im Müll. Und das, während in anderen Teilen der Welt eine Hungerkatastrophe die nächste jagt. Diese Zahlen schließen noch nicht einmal Obst- und Gemüseverluste vor der Ernte mit ein. Denn laut Gesetz zählen die Früchte erst nach der Ernte offiziell als Lebensmittel und werden in derartigen Statistiken erfasst.
Nach der Ernte wird das Obst und Gemüse sortiert. Exemplare, die Landwirt:innen dabei wegwerfen,
- sind zum Beispiel zu groß, zu lang oder zu krumm und passen deshalb nicht in die vorgesehenen Transportkisten,
- haben auf der Schale kleine Punkte, Schorf, Kratzer oder andere Makel,
- sind im Übermaß vorhanden und werden nicht mehr mit abgenommen.
Möhren sollten beispielsweise 20 Zentimeter lang und 2,5 Zentimeter breit sein. So passen sie genau in die vorgesehenen Plastikschalen. Nach einer Stichprobe des Landesumweltamtes NRW entsorgten Landwirt:innen aus den genannten Gründen folgende Mengen aller Ernteerträge:
- 25 Prozent der Kartoffeln
- 21 Prozent der Möhren
- 16 Prozent des Spargels
- 5 Prozent der Erdbeeren
Warum kommt krummes Gemüse in den Müll?
Ein primärer Grund für die hohe Lebensmittelverschwendung sind die Qualitätsanforderungen, die von Hersteller:innen oder der EU vorgegeben werden. Doch auch die Verbraucher:innen selbst spielen eine wichtige Rolle: Da wir mittlerweile so sehr an makelloses Obst und Gemüse gewöhnt sind, verschmähen wir eventuell Produkte, die nicht perfekt sind. Und was sich nicht verkauft, wollen Supermärkte natürlich auch nicht anbieten.
Auch Überproduktion kann dazu führen, dass Obst und Gemüse zu lange in Handelszentralen oder Supermärkten gelagert wird und anfängt zu schimmeln, bevor es zum Verkauf angeboten werden kann. Aber selbst Produkte, die nur wenige welke Blätter haben, müssen in den Müll, wenn bereits die nächste frische Lieferung vor der Tür steht.
Was überraschend ist: Bei ökologischer Landwirtschaft, die eigentlich besonders ressourcenschonend arbeitet, müssen Landwirt:innen sogar noch mehr Früchte aussortieren. Da sie auf chemisch-synthetische Pestizide und Gentechnik verzichten, kommt es hier öfter zu Missbildungen (wie Schorf) oder Schädlingsbefall.
Lebensmittelverschwendung: Ein ökologisches Problem
Jedes noch genießbare Produkt, das aufgrund kleinster Makel im Müll landet, ist reine Ressourcenverschwendung. Schließlich sind für den Anbau von Lebensmitteln hohe Mengen an Wasser und Energie sowie große Flächen nötig. Bei konventioneller Landwirtschaft kommt der Einsatz von synthetischen Pestiziden und Düngemitteln hinzu. Diese bekämpfen nicht nur Schädlinge, sondern vergiften auch Insekten und andere Tiere und fördern dadurch das Artensterben.
Würden wir generell weniger Lebensmittel wegwerfen, bräuchten wir von allen genannten Ressourcen deutlich weniger. Das wäre nicht nur günstiger für die Landwirtschaft, sondern würde Wasser und Energie sparen und damit der Klimakrise entgegenwirken.
Einige Landwirt:innen nutzen die Lebensmittelabfälle immerhin als Tierfutter, als Kompost oder in Biogasanlagen zur Energiegewinnung. Dafür ließen sich jedoch auch richtige Abfälle nutzen – statt frischem Obst und Gemüse.
Krummes Gemüse retten: Das kannst du tun
Wenn du dich gegen Lebensmittelverschwendung einsetzen willst, kannst du bewusst krummes Gemüse vor der Entsorgung oder Zweckentfremdung retten:
- Es gibt zum Beispiel verschiedene Gemüsekisten, die dir aussortierte Früchte in Bio-Qualität liefern. Besonders bekannt ist die Kiste von Etepetete.
- Auf Wochenmärkten und in Hofläden, aber auch in einigen Bioläden und Supermärkten kannst du ebenfalls krummes Gemüse kaufen. Findest du es nicht im Sortiment, kannst du nachfragen und eventuell aussortierte Ware sogar für weniger Geld erwerben. Das ist zum Beispiel oft bei sehr reifen Bananen oder welken Salatblättern der Fall.
Weitere Tipps gegen Lebensmittelverschwendung findest du hier: Lebensmittelverschwendung: 10 Tipps gegen Essen im Müll
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