Kurzstreckenflug: Was bedeutet das? Von Martina Naumann Kategorien: Umweltschutz Stand: 4. Juli 2021, 21:15 Uhr Foto: CC0/pixabay/Lars_Nissen Ein Kurzstreckenflug hat einen Vorteil gegenüber anderen Flügen – es gibt Alternativen. Welche das sind und wie du nachhaltig reist, liest du hier. Zum Kurzstreckenflug gibt es Alternativen Egal ob Kurzstreckenflug oder eine Reise zu weiter entfernten Zielen – Flugzeuge stehen seit Längerem als das klimaschädlichste Transportmittel in der Kritik. Da spielt es auf den ersten Blick keine große Rolle, welche Entfernungen sie zurücklegen. CO2-Emissionen – Ihr Antrieb verbrennt Kerosin, das aus Erdöl besteht. Dadurch stößt jedes Flugzeug CO2-Emissionen aus. Laut BUND ist der Luftverkehr weltweit für rund fünf Prozent der globalen Erwärmung verantwortlich. Andere klimaschädliche Emissionen – Das Umweltbundesamt (UBA) erklärt, dass Flugzeuge noch eine Reihe anderer problematischer Emissionen verursachen. Das sind unter anderem Stickoxide sowie Wasserdampf und Aerosole. Durch deren Effekte ist Fliegen etwa zwei- bis fünfmal schädlicher für das Klima als nur aufgrund der CO2-Emissionen. Das Umweltbundesamt fasst daher zusammen: Für den Klimaschutz ist es wichtig, dieses Verkehrsmittel so wenig wie möglich einzusetzen. Jeder nicht geflogene Kilometer hilft, die genannten schädlichen Treibhausemissionen einzusparen. Dass die Entfernung des Fluges dann doch nicht so egal ist, hat einen anderen Grund – für Kurzstreckenflüge gibt es im Gegensatz zu Langstreckenflügen einfache Alternativen. Zum Beispiel kannst du die Strecke München – Wien mit dem Auto in etwa viereinhalb Stunden fahren. Mit dem Zug bist du sogar in vier Stunden am Ziel. Die reine Flugzeit beträgt dagegen zwar nur knapp eine Stunde, aber du hast Wartezeiten und Transportwege zu den Flughäfen. Damit kommst du wahrscheinlich auf eine ähnliche Reisezeit wie mit Bahn oder Auto. Auf diese Ausweichmöglichkeiten bei Kurzstreckenflügen weisen Umweltschutzorganisationen seit geraumer Zeit hin. Organisationen wie BUND, Verkehrsclub Deutschland (VCD) oder Robin Wood entwickelten 2015 ein NGO Luftverkehrskonzept. Eine ihrer Empfehlungen ist es, Kurzstreckenflüge auf die Schiene zu verlagern. Kurzstreckenflug? Um welche Flüge geht es dabei? Über die Hälfte der Flüge in Deutschland sind Kurzstreckenflüge. (Foto: CC0/pixabay/Free-Photos) Kurzstreckenflug oder Inlandsflug? Beides sind Begriffe, die im Zusammenhang mit vermeidbaren Flugstrecken fallen. Die Diskussion erschwert allerdings die Tatsache, dass es keine feste Definition für Kurzstreckenflüge gibt. Das Statistische Bundesamt bezeichnet Flüge mit Strecken unter 1.000 Kilometern als Kurzstreckenflüge. Nach dieser Definition ist ein Inlandsflug in Deutschland immer eine Kurzstrecke. Aus der Statistik für 2019 und 2020 geht hervor: 2019 waren etwas mehr als die Hälfte (54 Prozent) aller Passagierflüge in Deutschland Kurzstreckenflüge. 2020 waren es 53 Prozent. Davon fand etwa jeder siebte Flug auf einer Strecke innerhalb Deutschlands statt. 2020 betrugen die CO2-Emissionen aller Passagierflüge in Deutschland (also auch Langstreckenflüge) 9,75 Millionen Tonnen. Davon verursachten Inlandsflüge 740.000 Tonnen oder knapp acht Prozent der genannten CO2-Emissionen. Wie das Statistische Bundesamt weiter berichtet, sanken 2020 die Passagierzahlen drastisch (um 66 Prozent). Durch die Maßnahmen zur Eindämmung der Corona-Pandemie nahm zwar die Anzahl der Flüge ab, jedoch entfiel noch immer gut die Hälfte davon auf Kurzstrecken. Insgesamt sank dadurch die Menge an CO2-Emissionen im Jahr 2020 um 63 Prozent. Was sind die Alternativen zum Kurzstreckenflug? Eine Alternative zu Kurzstreckenflügen ist die Bahn. (Foto: CC0/pixabay/holzijue) Zu Kurzstreckenflügen gibt es Alternativen in Form anderer Verkehrsmittel. Das Umweltbundesamt (UBA) hat untersucht, wie diese im Vergleich der Treibhausgas-Emissionen abschneiden. Es errechnete die Werte in Gramm je Treibhausgas-Emissionen pro Personenkilometer. Das Auto schneidet dabei mit 154 Gramm nur etwas besser ab als das Flugzeug mit einem Wert von 214. Das liegt zum großen Teil daran, dass nur wenige Personen im Auto Platz haben. Der Zugverkehr schneidet deutlich besser ab. Im Fernverkehr fallen nur 29 Gramm Treibhausgas-Emissionen pro Personenkilometer an Die Bahn als Alternative: Ein Grund, weshalb Bahnfahrten am besten abschneiden, ist der Stromantrieb. Schon jetzt setzt die Bahn Ökostrom aus erneuerbaren Energien ein. Die Bahn gibt an, durchschnittlich mit 60 Prozent Ökostrom zu fahren. Bis 2038 soll nach eigenen Angaben auch der Regional- und Güterverkehr komplett mit grünem Strom fahren, wie jetzt schon die ICEs. Damit die Bahn tatsächlich Kurzstreckenflüge ersetzen kann, haben das Unternehmen und auch die Politik noch einiges zu tun. Die Studie des UBA nennt einige Punkte: Flughäfen enger an das Schienennetz anbinden. Das schafft eine Alternative für die Zubringerflüge. Die Studie berichtet, dass viele Passagiere Kurzstreckenflüge als Zubringer zu den großen Flughäfen in Deutschland mit internationalen Drehkreuzen nutzen. Das Streckennetz ausbauen, damit der Zeitaufwand vergleichbar wird. Die Studie empfiehlt eine Vier-Stunden-Grenze. Die Ziele sollten in höchstens vier Stunden mit der Bahn zu erreichen sein, damit sich der Kurzstreckenflug ersetzen lässt. Dafür sind mehr schnelle Verbindungen und auch Nachtzüge notwendig. Der EU-Kommissionsvizepräsident Frans Timmermans plädierte in diesem Zusammenhang für den Ausbau schneller Zugverbindungen innerhalb Europas. Abbau von Subventionen. Der Treibstoff für Flugzeuge ist von der Energiesteuer befreit, für internationale Flüge fällt auch die Mehrwertsteuer weg. Der BUND erläutert, dass sich zudem viele Regionalflughäfen nur durch Unterstützung der Kommunen vor der Pleite retten können. Diese Gründe ermöglichen unter anderem die günstigen Ticketpreise vieler Billigairlines. Laut der Organisation „Allianz pro Schiene“ hat dagegen die Bahn in diesem Bezug keine Steuervergünstigungen. Das Unternehmen zahlt Energiesteuer und EEG-Umlage auf den Strom. Das führt teilweise zu einem unfairen Wettbewerb mit den billigen Flugtickets. Ohne Kurzstreckenflug reisen Auch ohne Kurzstreckenflug erreichst du interessante Urlaubsziele. (Foto: CC0/pixabay/magentapix) Plane deine nächste Reise nach Möglichkeit ohne Kurzstreckenflug, um das Klima zu schonen. Germanwatch fand heraus, dass die Hauptflugziele in den Nachbarländern schon jetzt mit der Bahn in unter sechs Stunden zu erreichen sind. Das UBA zeigt, dass im Umkreis von 1.000 Kilometern viele unterschiedliche Urlaubsregionen liegen. Du kannst in den Bergen wandern, dich am Stand erholen oder Städtetrips unternehmen. Betrachte den Reiseweg schon als Teil deines Urlaubs. Du kannst ihn abwechslungsreich mit unterschiedlichen Transportmitteln gestalten. Dabei hast du die Möglichkeit, Zwischenstopps einzulegen, zum Beispiel um Freunde zu treffen oder Sehenswürdigkeiten zu besuchen. Vielleicht gibt es auf dem Weg ja gerade eine Kulturveranstaltung oder etwas Anderes, das dich interessiert. Für diese nachhaltigen Urlaubstipps brauchst du garantiert kein Flugzeug: Fahrradurlaub in Deutschland Wanderurlaub in Deutschland Urlaub nachhaltig, ohne Auto unterwegs Die 5 schönsten Reiseziele in den Nachbarländern Urlaub im Garten Weiterlesen auf Utopia.de: 4 Tipps – so handelst und lebst du klimaneutral Klimaneutral bis 2035? Eine Studie zeigt, wie das gelingen kann Klimawende von unten: Klimapolitik selber machen ** mit ** markierte oder orange unterstrichene Links zu Bezugsquellen sind teilweise Partner-Links: Wenn ihr hier kauft, unterstützt ihr aktiv Utopia.de, denn wir erhalten dann einen kleinen Teil vom Verkaufserlös. Mehr Infos. War dieser Artikel interessant? 3 1 Vielen Dank für deine Stimme! Diese Artikel könnten dich auch interessieren Digitalfußabdruck reduzieren: 10 Klimaschutz-Tipps gegen Digital Waste Was sind umweltneutrale Produkte – und wie funktioniert die Herstellung? Energie sparen mit "Non-Bathing": Ein Trend mit Zukunft? Warum man alten Dünger niemals in den Abfluss schütten sollte Gesunde Menschen, gesunde Erde – so kannst du auch am Arbeitsplatz das Planetary-Health-Konzept leben Kochtopf oder Wasserkocher: Was ist energiesparender? Aufforstung: Mit Bäumen gegen den Klimawandel? Klimaneutral bis 2035? 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