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Leptin: Was es ist und seine Nebenwirkungen

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Foto: CC0 / Pixabay / StockSnap

Leptin ist ein Hormon, das Sättigungsgefühle auslöst. Aufgrund dieser Wirkung gilt es auch als Mittel zum Abnehmen. Aber Leptin hat Nebenwirkungen, die es wenig empfehlenswert machen.

Leptin ist ein Stoffwechselhormon, das auch als „Sättigungshormon“ bezeichnet wird. Dabei handelt es sich allerdings nicht um einen wissenschaftlichen Begriff, sondern nur um eine umgangssprachliche Beschreibung seiner Funktion. Leptin beeinflusst das Hunger- und Sättigungsgefühl im Körper und spielt aufgrund dieser Eigenschaft auch eine Rolle bei Gewichtsveränderungen.

Zusätzliche Leptinzufuhr soll so beim Abnehmen helfen können. Das Hormon ist zum Beispiel in Tabletten- und Kapselform oder als Injektion erhältlich. Ganz unbedenklich ist die Anwendung als Diätmittel aber nicht: Leptin hat Nebenwirkungen. Studien zeigen unter anderem, dass hohe Dosen sich negativ auf die Gedächtnisleistung auswirken können.

Wie funktioniert Leptin im Körper?

Körpereigenes Leptin entsteht zunächst als Protein im Fettgewebe. Sind die Fettzellen nach einer Mahlzeit gut gefüllt, geben sie Leptin an die Blutbahn ab. Hier entfaltet der Stoff seine Wirkung als Hormon. Über die Blutbahn erreicht es das Gehirn und bindet sich dort an bestimmte Rezeptoren. Von Bedeutung ist dabei vor allem der Hypothalamus, ein Gehirnbereich, der gewissermaßen als „Schaltzentrale“ des Körpers dient.

Der Hypothalamus reguliert verschiedene wichtige Körperfunktionen wie den Blutdruck, den Wasser- und den Salzhaushalt. Leptin aktiviert im Hypothalamus Nervenzellen, die hungersenkende Botenstoffe ausschütten und hemmt zugleich Nervenzellen, die Heißhunger auslösen. Der Körper signalisiert dann ein Sättigungsgefühl.

Mit Blick auf diese Abläufe scheint die Idee naheliegend, dass Leptin Hungergefühle unterdrücken und so beim Abnehmen helfen könnte. Auf dieser Annahme beruhen verschiedene Diät- und Nahrungsergänzungsmittel, die Leptin enthalten. In der Praxis erweist sich das Abnehmen mit Leptin aber aus verschiedenen Gründen als problematisch. Sein Erfolg ist zweifelhaft – und Leptin kann Nebenwirkungen haben.      

     

Abnehmen mit Leptin: Darum ist es nicht so einfach

Leptin hat Nebenwirkungen, die das vermeintliche Diätmittel gefährlich erscheinen lassen.
Leptin hat Nebenwirkungen, die das vermeintliche Diätmittel gefährlich erscheinen lassen.
(Foto: CC0 / Pixabay / Didgeman)

Dem Wissensmagazin Spektrum zufolge kann Leptin zwar tatsächlich beim Abnehmen helfen, führt aber in der Regel allenfalls zu „mäßigem Gewichtsverlust“. Die Ergebnisse seien insgesamt nicht besser als bei anderen Medikamenten zur Fettreduzierung.

Das könnte auch daran liegen, dass gerade bei starkem Übergewicht die Sättigungsprozesse oft gestört sind, in denen Leptin eine so wichtige Rolle spielt. Wie das Bundesministerium für Bildung und Forschung berichtet, können übergewichtige Menschen eine Leptinresistenz entwickeln. Der Sättigungseffekt im Gehirn tritt dann auch bei erhöhten Mengen an Leptin nicht mehr ein. In diesem Fall hat es natürlich auch keinen Effekt, dem Körper von außen mehr Leptin zuzuführen.

Eine solche Resistenz entsteht laut dem Biologen Alexander Tups durch eine Ernährung, die reich an gesättigten Fettsäuren ist. Sie könne langfristig auch zu Folgeerkrankungen wie Diabetes führen. Ob sich eine einmal entwickelte Leptinresistenz wieder rückgängig machen lässt, ist bisher nicht eindeutig geklärt. Unter anderem diese Frage untersucht Tups im Rahmen eines Forschungsprojekts an der Universität Marburg.

Leptin und die Nebenwirkungen

Hinzu kommen immer mehr Forschungsergebnisse, die einen Zusammenhang zwischen Leptin und der Gedächtnisleistung herstellen. Das liegt daran, dass Leptin nicht nur im Hypothalamus die Gehirnprozesse beeinflusst, sondern auch im Hippocampus, der für das Lang- und das Kurzzeitgedächtnis zuständig ist. Zwar beziehen sich die Studien nicht explizit auf von außen zugeführtes Leptin in Form von Tabletten, Kapseln oder Injektionen. Sie legen aber nahe, dass ein zu hoher Leptinspiegel generell problematisch ist und dass Leptin Nebenwirkungen haben kann, die das Gehirn in Mitleidenschaft ziehen.   

Die schottische Biochemikerin Jenni Harvey hat dieses Phänomen vor allem bei übergewichtigen Patient:innen mit Diabetes beobachtet: Aufgrund ihres hohen Leptinspiegels könnten sie kurzzeitige Gedächtnisausfälle haben, die den Syptomen der Alzheimerkrankheit ähnlich seien. Auch Matthew Wayner von der University of Texas hat in Studien mit Ratten nachgewiesen, dass Leptin in normaler Dosierung zwar wichtig für die Gehirnfunktion ist, sie in zu hohen Mengen aber stören kann.

Die Nebenwirkungen von Leptin auf den Körper sind also sehr komplex. Einige Forscher:innen setzen sich derzeit auch mit Möglichkeiten auseinander, wie sich ein Leptindefekt gezielt wieder normalisieren lassen könnte. Entsprechende Medikamente gibt es auf dem Markt bisher aber noch nicht.   

Fazit: Abnehmen geht auch ohne Leptin

Eine ausgewogene Ernährung ist langfristig der effektivste Weg, um abzunehmen.
Eine ausgewogene Ernährung ist langfristig der effektivste Weg, um abzunehmen.
(Foto: CC0 / Pixabay / silviarita)

Leptin ist als Mittel zum Abnehmen also nicht zu empfehlen: Bestenfalls bewirkt es geringen Gewichtsverlust, kann aber bei einer Leptinresistenz auch völlig wirkungslos bleiben. Darüber hinaus besteht der begründete Verdacht, dass das Hormon in zu hohen Dosen schädlich für die Gedächtnisleistung sein kann. Eine zusätzliche Zufuhr von außen ist unter diesem Gesichtspunkt zumindest bedenklich. 

Der wirksamste Weg zu einem gesunden Körpergewicht führt ohnehin nicht über Diäten oder Nahrungsergänzungsmittel, sondern über eine ausgewogene Ernährung. Wenn du auf zu viel Zucker und Fett verzichtest und deinen Körper mit allen wichtigen Nährstoffen versorgst, kannst du langfristig und effektiv abnehmen. Dabei musst du dich nicht von gesellschaftlichen Schönheitsidealen leiten lassen: Im Vordergrund sollten vor allem deine Gesundheit und dein persönliches Wohlbefinden stehen.  

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