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Mineralöle in Kosmetik und Lebensmitteln: Das musst du wissen

Mineralöl in Kosmetik und Lebensmittel
Fotos: CC0 Public Domain / Unsplash - freestocks-org; Utopia.de

Rückstände von Mineralöl in Lippenstiften, Brotaufstrichen, Schokolade und sogar Muttermilchersatz sind keine Seltenheit. Doch wie gefährlich sind Mineralöle in Kosmetik und Lebensmitteln? Sind Stoffe wie MOSH und MOAH krebserregend? Müssen wir uns schützen?

Mineralöl wird aus Erdöl hergestellt, das in mehreren Schritten gereinigt und aufbereitet wird. Mineralöl ist ein komplexes Gemisch aus gesättigten Kohlenwasserstoffen (MOSH) und aromatischen Kohlenwasserstoffen (MOAH). MOSH haben dabei den größten Anteil. Sie werden vom Körper leicht aufgenommen und können in einigen Organen gespeichert werden. MOAH hingegen stehen im Verdacht, krebserregend und erbgutverändernd zu sein und sollten nicht in den Körper gelangen. Mineralöle sind biologisch schwer abbaubar.

Mineralöle in Kosmetik: viele Funktionen

Erdöl und Mineralöl in Kosmetik sind häufige Inhaltsstoffe. Die EU-Kosmetikverordnung erlaubt Mineralöle in Kosmetik, wenn ausgeschlossen ist, dass die verwendeten Mineralöle gesundheitlich bedenkliche Substanzen enthalten. Bei den MOAH muss also das krebserregende Potenzial ausgeschlossen sein. Bevor Mineralöle in unsere Kosmetik gelangen, werden sie daher durch Raffinierung, Extraktion und Hydrierung so bearbeitet, dass der Anteil potenziell krebserregender Verbindungen minimiert oder eliminiert wird.

Doch warum steckt die Industrie überhaupt Mineralöle in Kosmetik? Sie sind billiger als pflanzliche Fette, außerdem haben sie verschiedene Funktionen: als Weichmacher, für den Hautschutz, als Lösungsmittel, für die Zähflüssigkeit oder als Antistatikum.

Erdöl in Kosmetik
Mineralöl steckt in extrem vielen Kosmetika. (Foto: © Pepper Ann / photocase.de)

Das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) empfiehlt, die MOAH-Gehalte in Kosmetik gering zu halten, auch die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (Efsa) sieht MOAH kritisch.

Lippenprodukte besonders kritisch

So vielfältig wie ihre Funktionen sind die Kosmetika, in denen Mineralöle vorkommen. Sie werden in einer Vielzahl von Produkten eingesetzt: Cremes, Sonnenschutzmittel, Selbstbräuner, Deos, Lippenpflegestifte, Make-up, Haargel, Haut- und Augensalben und sogar Babyöl.

Mineralöle stecken sowohl in preiswerten als auch in teuren Markenprodukten herkömmlicher Hersteller und zwar in unterschiedlichen Konzentrationen – Vaseline etwa besteht vollständig aus Mineralöl. Für andere Inhaltsstoffe ist Mineralöl nur der Ausgangsstoff.

Im Jahr 2015 untersuchte die Stiftung Warentest 25 Lippenpflegeprodukte und Cremes, die auf Mineralöl basieren – alle waren mit kritischen Substanzen belastet. Die Tester entdeckten in vielen Produkten einen hohen MOAH-Gehalt. Damals rieten die Tester vorsichtshalber von mineralölhaltigen Lippenprodukten ab. Übrigens: Vom Mund bis in den Körper ist es nicht weit, durchschnittlich „esse“ man jährlich etwa vier Lippenpflegestifte, berechnete der NDR.

Kosmetik: Krebserregende Stoffe in Lippenpflegestiften
Vier Lippenpflegestifte essen wir durchschnittlich im Jahr. (Foto: © Colourbox.de)

Wie gefährlich ist das?

Laut dem Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) bedeuten gewisse MOAH-Anteile in Kosmetik nicht, dass diese Kosmetik gesundheitlich bedenklich sei. „Nach aktuellem wissenschaftlichem Kenntnisstand sind aus Sicht des BfR gesundheitliche Risiken für Verbraucherinnen und Verbraucher bei Anwendung kosmetischer Mittel auf der Haut nicht zu erwarten“, schreibt das BfR in einer Stellungnahme aus dem Jahr 2018 (PDF). Würden die Hersteller die offizielle Empfehlung des Europäischen Verbands der Kosmetikhersteller für den Einsatz von Mineralölen einhalten seien auch bei Lippenpflegeprodukten „aus Sicht des BfR keine gesundheitlichen Effekte durch die orale Aufnahme zu erwarten.“

Weil aber MOAH prinzipiell im Verdacht stehen, krebserregend zu sein und die Datenlage nicht ganz so eindeutig ist, wie es beim BfR klingt, wertet Öko-Test regelmäßig Produkte ab, die mit Mineralölrückständen wie MOAH belastet sind. Auch wir raten zur Sicherheit, solche Produkte eher zu meiden.

Mineralöle in Lebensmitteln

Doch nicht nur durch Kosmetik können wir in Kontakt mit Mineralöl kommen, über Verpackungen können Mineralöle auch in unsere Lebensmittel gelangen. Das Kantonale Labor Zürich (KLZH) wies 2010 hohe Mineralölanteile in Recyclingkartons nach, in denen trockene Lebensmittel wie Reis oder Nudeln verpackt waren. Die Mineralöle stammten aus den Druckfarben für die Recycling-Kartons. Das KLZH wies ein Mineralölgemisch in Reis nach, der acht Monate in einer Faltschachtel gelagert hat.

Das Kantonale Labor empfiehlt daher Recyclingkartons nur zu verwenden, wenn die darin verpackten Lebensmittel entweder nochmals in einem Beutel verpackt sind oder die Innenseite des Kartons mit unbedenklichen Stoffen beschichtet ist. Weniger riskant seien außerdem Kartons, für deren Herstellung unbedrucktes Papier oder Frischfasern verwendet wurden, so das BfR.

Doch wie gefährlich ist Mineralöl in Lebensmitteln? Das BfR kann dies noch nicht endgültig bewerten, geht jedoch davon aus, dass die aufgenommene Gemische „nur langsam wieder aus dem menschlichen Körper ausgeschieden werden und sich somit im Körper anreichern können“.

Haltbare Lebensmittel: Reis
2010 wurden hohe Mineralölanteile in Recyclingkartons nachgewiesen. (Foto: © Colourbox.de)

Grenzwerte für Mineralöl geplant

Momentan können Verbraucher nicht erkennen, inwieweit Verpackungen mit MOSH/MOAH belastet sind. In den letzten Jahren hätten die Übergänge von MOSH/MOAH aus den Verpackungen jedoch „deutlich abgenommen“, so das BfR auf unsere Nachfrage.

Noch gibt es in Deutschland keine konkreten rechtlichen Vorgaben für Mineralöle in Lebensmittelverpackungen, doch es tut sich was: Eine geplante „Mineralöl-Verordnung“ (PDF) des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft soll mit Grenzwerten sicherstellen, dass kein Mineralöl aus Recycling-Verpackungen auf die enthaltenen Lebensmittel übergeht. Auch in Planung: die „Druckfarbenverordnung“. Sie soll regeln, dass keine mineralölhaltigen Druckfarben zum Bedrucken von Lebensmittelverpackungen eingesetzt werden.

Mineralöl auch in Brotaufstrichen, Olivenöl und Schokolade

Nicht nur in trockenen Lebensmitteln wie Reis wurden Mineralölrückstände nachgewiesen, sondern auch beipielsweise in veganen Brotaufstrichen. Wie die Mineralöle in die von Öko-Test untersuchten Brotaufstriche gelangten, ist unklar. Möglich ist, dass im Fertigungsprozess Schmieröle der Maschinen mit dem Produkt in Berührung kamen. Auch Olivenöl und Schokolade, Vanilleeis, Zwieback und sogar Muttermilchersatz waren in Tests mit Mineralölen belastet.

Öko-Test: vegane Brotaufstriche - Zwergenwiese
Im Test: vegane Brotaufstriche (Foto: © Utopia)

Mineralöle: Das kannst du tun

Ob über belastete Lebensmittel, durch Cremes oder Lippenpflegeprodukte: MOSH und MOAH können auf den Menschen übergehen. Eine finale wissenschaftliche Bewertung über die Gefahr zur Mineralölaufnahme für unsere Gesundheit steht noch aus.

Kosmetik

Doch wo sich ein gesundheitliches Risiko vermeiden lässt, sollte man dies tun. Da es aktuell aus wissenschaftlicher Sicht nicht klar ist, wie gefährlich Mineralöle für unseren Körper sind, raten wir dazu, ausschließlich zertifizierte Naturkosmetik zu verwenden. In zertifizierter Naturkosmetik sind erdölbasierte Bestandteile grundsätzlich nicht erlaubt. Besonders Lippenstifte solltest du ohne Mineralöle kaufen, denn über den Mund gelangen die Lippenstifte wie Lebensmittel in unseren Körper. Verwende außerdem keine Vaseline am Mund.

Ob deine Kosmetik Mineralöle enthält oder nicht, siehst du mit Blick auf die Inhaltsstoffliste: Hinter Bezeichnungen wie Paraffinum liquidum, Paraffin, Microcristallina Wax Ceresin / Cera Microcristallina, Mineral Oil, Ozokerite oder Petrolatum verstecken sich Mineralöle.

Lebensmittel

Verpackungen von Lebensmitteln können Mineralöle enthalten, die auf das darin verpackte Essen übergehen. Kaufe daher nicht immer die gleichen Produkte und Marken, sondern achte darauf, möglichst abwechslungsreich einzukaufen und dich ausgewogen zu ernähren.

Verpackungsfreier Laden
Eine Möglichkeit, Mineralölrückstände in Lebensmitteln zu vermeiden: unverpackt einkaufen. (Foto: © Utopia)

Und: Versuche, möglichst viel unverpackt einzukaufen – das spart gleichzeitig noch Verpackungsmüll. Immer mehr Unverpackt-Läden machen das unverpackte Einkaufen möglich, damit kannst du kritische Verpackungen ganz vermeiden. Fülle verpackte Lebensmittel außerdem nach dem Einkauf gleich in Gläser, Keramikgefäße oder Edelstahlbehälter um.

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