Mit Akupunktur abnehmen – das klingt verlockend einfach. Aber können ein paar Nadelstiche wirklich dabei helfen, Gewicht zu verlieren? Wir klären dich auf.
Akupunktur ist bereits seit etwa 3,000 Jahren eine Behandlungsmethode der traditionellen chinesischen Medizin (TCM). Indem an ausgewählten Körperstellen feine Nadeln in die Haut gestochen werden, sollen bestimmte Beschwerden geheilt werden können. Dahinter steckt die Vorstellung, dass wir Menschen von der sogenannten Lebensenergie („Qi“) auf bestimmten Bahnen durchströmt werden. Der TCM zufolge rühren Krankheiten und Schmerzen daher, dass der Fluss der Lebensenergie gestört ist. An dieser Stelle kommt die Akupunktur ins Spiel: An den richtigen Stellen eingestochen, sollen die Nadeln helfen, Blockaden zu lösen, damit die Lebensenergie wieder ungestört fließen kann.
In Europa ist Akupunktur seit der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts verbreitet und wird häufig erfolgreich gegen bestimmte Arten chronischer Schmerzen angewandt. Doch Akupunktur werden noch viel mehr positive Wirkungen zugesprochen: Unter anderem soll Akupunktur auch beim Abnehmen helfen.
Mit Akupunktur abnehmen: Wie soll das funktionieren?
Um 1950 herum entwickelte ein französischer Arzt die sogenannte Ohrakupunktur. Er berief sich dabei auf die Vorstellung aus der chinesischen Heilkunde, dass bestimmte Punkte am Ohr bestimmte Organe oder Funktionen des Körpers repräsentieren. So soll es unter anderem Punkte geben, die dafür zuständig sind, den Appetit und Hungergefühle zu regulieren. Indem man in diese Punkte Nadeln sticht, soll man durch Akupunktur abnehmen können.
Eine deutsche und eine koreanische Studie mit jeweils circa 90 Versuchspersonen lassen darauf schließen, dass Akupunktur in der Tat beim Abnehmen hilft:
- In der deutschen Studie aus dem Jahre 2000 wurden die Versuchspersonen in drei Gruppen eingeteilt: Die Personen in der ersten und zweiten Gruppe bekamen über sechs Wochen hinweg eine Ohrakupunktur, wobei die zweite Gruppe zusätzlich an einem Sportprogramm teilnahm. Die dritte Gruppe dagegen bekam nur eine „Placebo-Akupunktur“: Die Nadeln wurden an Stellen eingestochen, denen keine besonderen Eigenschaften zugesprochen werden. Am Ende der sechs Wochen hatten die Personen aus der ersten Gruppe im Schnitt drei Kilogramm verloren und die aus der zweiten Gruppe fünf. In der Placebo-Gruppe hatten die Teilnehmenden dagegen ein halbes Kilogramm zugenommen.
- In der koreanischen Studie von 2014 gab es ebenfalls drei Gruppen: In der ersten Gruppe wurden verschiedene Punkte akupunktiert, die den Appetit, den Hormonhaushalt und die Psyche beeinflussen. In der zweiten Gruppe wurde die Akupunktur nur am sogenannten „Hungerpunkt“ durchgeführt. Während die Teilnehmenden dieser beiden Gruppen die Nadeln über acht Wochen hinweg behielten, wurden sie in der dritten Gruppe sofort nach dem Einstechen wieder entfernt. Alle Teilnehmenden mussten sich an strenge Essensvorschriften halten, spezielle Sportprogramme gab es jedoch nicht. Am Ende hatten die Teilnehmenden der ersten Gruppe 6,1 Prozent ihres Gewichts verloren und die zweite Gruppe 5,7 Prozent. In der dritten Gruppe nahmen die Personen im Schnitt nicht ab.
Eine weitere Studie von 2015 deckt diese Ergebnisse.
Hilft Akupunktur wirklich beim Abnehmen?
Die beiden obigen Studien scheinen zu zeigen, dass Akupunktur in der Tat beim Abnehmen hilft. Ein grundlegendes Problem ist jedoch, dass man es bisher nicht schafft, zu erklären, welche biochemischen Mechanismen dahinter stecken. Tatsächlich scheint es möglich zu sein, dass die Ohrpunkte über Nervenbahnen direkt mit dem Gehirn verbunden sind oder dort Botenstoffe ausgeschüttet werden. Eine andere Idee ist, dass Akupunktur stressmindernd wirkt und somit dem Körper signalisiert, dass er ruhen und aufgenommene Nahrung verdauen kann.
Insgesamt kommt ein Review, der 27 Studien an über 1000 Patienten analysiert hat, jedoch zu dem Ergebnis, dass Akupunktur beim Abnehmen wenig wirksamer ist als ein reiner Placebo-Effekt. Das können auch die beiden oben genannten Studien nicht zweifelsfrei widerlegen, zumal die Anzahl der Versuchsteilnehmenden dort vergleichsweise gering war. Der Review merkt jedoch auch an, dass Akupunktur beim Abnehmen helfen kann, wenn gleichzeitig der Lebensstil verändert wird. Zu einem ähnlichen Ergebnis kommt eine deutsche Studie, die an Patienten durchgeführt wurde, welche aufgrund von Psychopharmaka zugenommen hatten.
Mit Akupunktur abnehmen: Eine gute Idee?
Insgesamt gibt es also Hinweise darauf, aber keine gesicherte Erkenntnis, dass sich mithilfe von Akupunktur abnehmen lässt. Die Studienergebnisse zeigen aber auch, dass du Akupunktur nicht als ausschließliches Mittel anwenden solltest, um abzunehmen: Wirksam und gesund abnehmen kannst du nur, wenn du dich ausgewogen ernährst und genug Sport machst. Überlege dir auch, ob du wirklich abnehmen möchtest, weil du dich in deinem Körper dann wohler fühlst. Oder versuchst du unbewusst, einem Schönheitsideal zu entsprechen?
Wichtig: Falls du mithilfe von Akupunktur abnehmen möchtest, solltest du diese unbedingt von einem Facharzt / einer Fachärztin durchführen lassen. Eine sauber ausgeführte Akupunktur gilt als ungefährlich, verschmutzte Nadeln können dagegen gefährliche Entzündungen verursachen.
Weiterlesen auf utopia.de:
- Sarah Kuttner zeigt, wie Body Positivity geht – Utopia.de
- Chakren: Die 7 Energiezentren im Überblick – Utopia.de
- Abnehmen ohne Hunger: 3 gesunde Rezepte – Utopia.de
Bitte lies unseren Hinweis zu Gesundheitsthemen.
** mit ** markierte oder orange unterstrichene Links zu Bezugsquellen sind teilweise Partner-Links: Wenn ihr hier kauft, unterstützt ihr aktiv Utopia.de, denn wir erhalten dann einen kleinen Teil vom Verkaufserlös. Mehr Infos.War dieser Artikel interessant?