Nachhaltige Fitnessstudios: Warum es bei The Good Gym keine Laufbänder gibt Von Lena Rauschecker Kategorien: Gesundheit Stand: 14. Dezember 2022, 10:39 Uhr Fotos: CC0 Public Domain / Unsplash - LOGAN WEAVER (links), lr / Utopia (rechts) Beim Sport stehen Spaß, Bewegung und Kraft im Vordergrund – Umweltschutz weniger. Doch es gibt Fitnessstudios, die nachhaltiger agieren möchten. Wir haben bei The Good Gym in München nachgefragt, wie sich Fitnesstraining und Nachhaltigkeit verbinden lassen. Bei Lebensmitteln achten wir auf Bio-Qualität und zur Arbeit versuchen wir Bahn, Bus oder Fahrrad zu fahren. In einem Bereich in unserem Alltag achten aber nur wenige auf Nachhaltigkeit: beim Sport. Wie kann man möglichst umweltfreundlich trainieren und gibt es nachhaltige Fitnessstudios? Wir haben The Good Gym in München besucht und uns angesehen, was Gründerin Britta Degenkolbe anders macht als McFit und Co. Nachhaltiges Fitnessstudio: Darauf gilt es zu achten The Good Gym ist ein Fitnessstudio mitten in München (Foto: lr / Utopia) Um Muskeln aufzubauen oder Krafttraining zu absolvieren, führt bei den meisten der Weg ins Fitnessstudio. Unter den Augen geschulter Mitarbeiter:innen kann man dort gezielt verschiedene Muskelgruppen trainieren. Doch so ein Fitnessstudio verbraucht eine Menge Energie, unter anderem für Geräte und Beleuchtung. Auch die Duschen benötigen viel Wasser. Umso wichtiger, dass Studios auf ihren Energie- und Wasserverbrauch achten. The Good Gym in München hat sich laut Webseite „nachhaltig trainieren mit Herz & Verstand“ zum Ziel gesetzt. Gründerin Britta Degenkolbe verrät gegenüber Utopia, dass ihr Fitness und die Umwelt am Herzen liegen. Aber mit dem Druck in der Fitnessbranche, laufend neue Verträge abzuschließen, war sie nicht mehr glücklich. Mit ihrem 120 Quadratmeter kleinen Studio in München-Maxvorstadt (direkt an der Universität) möchte sie einen Rahmen bieten, in dem Frauen umweltschonend und gezielt trainieren können. Britta Degenkolbe, Inhaberin von The Good Gym (Foto: lr / Utopia) Ein Fitnessstudio nur für Frauen „The Good Gym richtet sich ausschließlich an Frauen. Frauenspezifische Gesundheitsthemen wie die Stärkung des Beckenbodens oder das Vorbeugen gegen Osteoporose kommen in herkömmlichen Fitnessstudios zu kurz“, erklärt Degenkolbe gegenüber Utopia. Soziale Nachhaltigkeit ist der Trainerin wichtig. Deshalb bietet sie nicht nur Fitnesskurse wie Yoga, Pilates und Boxen sowie ein Abo für das Studio an, sondern veranstaltet auch Kleidertauschpartys und Workshops. „Mein Ziel ist es auch, dass die Frauen sich gegenseitig unterstützen und auch außerhalb des Fitnessstudios aufeinander achten,“ so Degenkolbe. Doch das ist nicht alles: Sie möchte Fitness mit Wohltätigkeit verbinden und bietet beispielsweise eine Yogastunde an, bei der Spenden für eine Kinderstiftung gesammelt werden. Fitnessgeräte aus Holz, Laufgruppe statt Laufband Auch bei den Fitnessgeräten kann ein Studio auf Nachhaltigkeit achten – bei den Materialien und dem Stromverbrauch. Bei The Good Gym gibt es Speedbikes, Hantelbank und Co. (siehe Bild) aus Holz aus heimischer, nachhaltiger Forstwirtschaft. Zwei Fitnessgeräte stammen von einer Studioauflösung, die Sprossenwand ist ebenfalls gebraucht gekauft. „Wichtig ist die Sicherheit der Geräte, doch viele Fitnessgeräte sind robust und mit einer Generalüberholung sehr gut weiterhin nutzbar“, weiß die Inhaberin. Das Rudergerät (links) und die Speedbikes (rechts) laufen ohne Strom und sind großteils aus Holz gefertigt. (Fotos: lr / Utopia) Eine weitere Besonderheit der Holz-Trainingsgeräte: Sie sind nicht an eine Steckdose angeschlossen und haben deshalb auch keinen Bildschirm, um Schwierigkeitsstufe und die eigenen Fitnessdaten einzugeben. Ein individuell passendes Training ist trotzdem möglich, betont Degenkolbe. Man kann sein Smartphone per Bluetooth mit dem Gerät verbinden und die Übung mithilfe einer App tracken sowie den Widerstand manuell einstellen. The Good Gym setzt bewusst auf weniger Geräte. „Man kann auch mit einem Yogaklotz viele Übungen für die Kraft und Balance durchführen. Wir Trainerinnen müssen nur ein bisschen kreativ werden“, so Britta Degenkolbe. Gibt es denn bei jedem Fitnessgerät eine nachhaltigere Alternative? Einen Crosstrainer ohne einen Stromanschluss oder aus umweltschonenden Materialien fand die Studioleiterin bislang nicht. Auch Laufbänder gibt es im Studio keine. Sie hofft, stattdessen künftig eine kleine Laufgruppe durch den Englischen Garten in München organisieren zu können. Energie erzeugen mit Fitness? In den Terra-Hale-Fitnessstudios in London erzeugen die Sportler:innen beim Spinning Strom. Wir haben Britta Degenkolbe gefragt, warum sie diese Möglichkeit nicht auch anbietet. Sie habe darüber nachgedacht, versichert sie uns. Doch die Bikes müssten dafür laufend frequentiert sein, um wirklich eine relevante Menge an Strom zu erzeugen. Zudem würden die zwei vorhandenen Geräte dafür nicht ausreichen. Bäume pflanzen für Fitnessstudio-Besuch Die Gründerin ist dabei, einen anderen Plan umzusetzen: Pro Studiobesuch sammelt man bei The Good Gym einen Punkt, bei acht Punkten kann man einen Baum pflanzen. Degenkolbe weiß, dass Aufforstung ein komplexes und nicht unumstrittenes Thema ist. Hör dir dazu gerne die folgende Podcast-Folge an: „Noch bin ich auf der Suche nach einem passenden Partner. Der Wald bzw. das Aufforstungsgebiet soll in der Region und von München aus mit den Öffentlichen gut zu erreichen sein. Ich möchte mit den Frauen dorthin fahren, damit sie vor Ort erleben können, welchen Impact sie nehmen können.“ Ist ein nachhaltiges Fitnessstudio teurer? Wenn man ein Fitnessstudio Training in kleinen Gruppen mit zertifizierten Trainer:innen sowie mit einem individuellen Trainingsplan anbietet, hat das seinen Preis. Sind die Abos bei The Good Gym deshalb teurer als woanders? Das kommt darauf an, auf welche Aspekte man beim Training Wert legt: Bei einer Abolaufzeit von einem Jahr kostet die wöchentliche Mitgliedschaft 14 Euro (plus eine Anmeldegebühr ab 25 Euro). Das ergibt rund 56 Euro im Monat. Darin enthalten sind die Nutzung der Fitnessgeräte und alle angebotenen Kurse. Es ist ebenso möglich, zwischen einem Tagespass sowie 5er- und 10er-Karten für die Kurse zu wählen. Zum Vergleich: Bei McFit kostet eine Mitgliedschaft über ein Jahr monatlich ab 24,90 Euro (zuzüglich einer Anmeldegebühr von 39 Euro). Hier kann man deutschlandweit trainieren, Kurse wie Yoga, Pilates oder HIIT sind aber nicht im Preis inbegriffen. Cleverfit bietet die Mitgliedschaft für ab 34,90 Euro an. Bei kleineren Fitnessstudios mit nur einer Filiale oder Studios in nur einer Stadt variieren die Preise. Das nachhaltige Fitnessstudio The Good Gym ist damit teurer als günstige Fitnessketten, aber im Vergleich mit „Highclass“-Fitnessketten in München wie dem Body&soul eher preiswert. Bei The Good Gym kann man bei verschiedenen Kursen mitmachen, die es bei Fitnessketten oft nicht gibt oder die man extra bezahlen muss. Auch eine persönliche Betreuung durch zertifizierte Trainer:innen ist in großen Studios, die ihr Geschäftsmodell auf viele Kund:innen ausgelegt haben, oft nicht möglich. Fazit: Fitness muss die Umwelt nicht belasten Fitnessstudios verbinden viele noch immer mit lauter Musik, grellen Leuchtröhren und flimmernden Fernsehbildschirmen – und einem entsprechend hohen Stromverbrauch. Konzepte wie The Good Gym in München zeigen, dass es auch nachhaltiger geht. Mit Grünpflanzen statt Fernsehern und wenigen Geräten aus Holz statt riesigen Hightech-Energiefressern. Du willst auch nachhaltig trainieren? Frag doch auch bei deinem Studio nach, welche Maßnahmen zum Umweltschutz und Energiesparen bereits umgesetzt werden. Recycling-Toilettenpapier, Sparduschköpfe und LED-Leuchten machen bereits einen großen Unterschied – diese Maßnahmen kannst du den Betreibern vorschlagen. Oder du schaust dich nach kleineren, nachhaltigeren Fitnessstudios um oder trainierst mit plastikfreien Fitnessgeräten zuhause. 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