Öko-Test hat 21 Paranuss-Marken getestet, 13 davon fielen durch – wegen Radioaktivität und weiteren Schadstoffen. Die hohe Strahlenbelastung in allen Produkten ließ keine bessere Note als „befriedigend“ zu.
Paranüsse haben viel zu bieten: Sie enthalten reichlich ungesättigte Fettsäuren, Vitamine, Ballaststoffe und Mineralstoffe. Außerdem verwenden vor allem Veganer:innen den pflanzlichen Snack gerne, um ihren Selenbedarf zu decken. Allerdings haben Paranüsse auch einen großen Nachteil: Sie sind deutlich radioaktiver als die meisten anderen Lebensmittel. Alle aktuell bei Öko-Test geprüften Marken sind sogar von erhöhter Strahlenbelastung betroffen, weshalb kein einziges Produkt die Note „gut“ oder „sehr gut“ erhalten hat.
Hinweis: Der in diesem Artikel thematisierte Öko-Test zu Paranüssen erschien bereits im März 2023. Die Ergebnisse sind jedoch weiterhin aktuell und wurden auch in der neuen Öko-Test-Sonderausgabe „Vegetarisch und Vegan“ erneut veröffentlicht.
Paranüsse bei Öko-Test: 6-mal „ungenügend“
Von 21 getesteten Produkten wurden insgesamt sechs mit der Note „mangelhaft“ und sieben mit der Note „ungenügend“ bewertet. Zu den Schlusslichtern zählen unter anderem die „Seeberger Paranusskerne“, die „Alnatura Bio Paranusskerne“ und die „EnerBio Paranuss Kerne“ von Rossmann.
Alle drei enthielten nicht nur radioaktives Radium, sondern hatten auch leicht erhöhte Perchlorat- und erhöhte Bariumwerte. Perchlorat kann laut Bundesamt für Risikobewertung die Jodaufnahme hemmen und bei Risikogruppen Veränderungen des Schilddrüsenhormonspiegels herbeirufen. Das Schwermetall Barium kann zu Bluthochdruck führen und die Nierenfunktion negativ beeinflussen. Beide bedenklichen Stoffe waren in etwa der Hälfte der getesteten Produkte in erhöhtem Maß vertreten.
Bei den „Dennree Bio Paranusskernen“ und „Alnatura Bio Paranusskernen“ identifizierte Öko-Test außerdem Mineralölrückstände. Die „Dm Bio Parasnusskerne“ wiesen darüber hinaus Spuren des Weichmachers DEHP auf, der von der EU als fortpflanzungsgefährdend eingestuft und deshalb für Verpackungen fetthaltiger Lebensmittel verboten ist.
Paranüsse-Test: Discounter mit besserer Bilanz als Bio
Von allen acht getesteten Bio-Produkten erhielten nur zwei eine bessere Note als „mangelhaft“. Da sieht die Bilanz der konventionellen Discounter-Produkte besser aus: Zwar gibt es auch hier schwarze Schafe wie etwa die mangelhaften „Alesto Selection Paranusskerne naturbelassen“ von Lidl, doch insgesamt erhielten vier von sechs Discounter-Produkten eine Bewertung von mindestens „ausreichend“.
Öko-Test: Das sind die besten Paranüsse
Nur dreimal verteilte Öko-Test die Note „befriedigend“. Positiv fielen etwa die „Rapunzel Paranusskerne“ auf, die außer der erhöhten Radioaktivität keine weitere Mängel zeigten und zudem mit einem hohen Selengehalt überzeugten. Mit 7,98 Euro pro 200 Gramm sind sie aber auch die teuersten Nüsse in der Runde.
Mit den „Gut & Günstig Paranusskernen naturbelassen“ von Edeka hat es auch ein Produkt aus dem unteren Preissegment (2,99 Euro pro 200 Gramm) zur Note „befriedigend“ geschafft.
Wie radioaktiv sind Paranüsse?
Dass Lebensmittel radioaktive Strahlung aufweisen, ist nichts besonderes. Schließlich ist Radioaktivität allgegenwärtig und allein durch kosmische Strahlung aus dem Weltall sind wir ständig geringen Mengen davon ausgesetzt. Doch Paranussbäume nehmen laut Öko-Test besonders viel Radium aus dem Erdreich auf, weshalb Paranüsse zu den Lebensmitteln mit der höchsten Radioaktivität zählen.
So beträgt die jährliche Strahlenbelastung einer Durchschnittsperson in Deutschland etwa 2.100 Mikrosievert, wovon 300 über die Nahrung aufgenommen werden. Eine 30-Gramm-Portion Paranüsse pro Tag (etwa sieben bis acht Nüsse) sorgt aber aufs Jahr gerechnet für eine zusätzliche Strahlenexposition von 300 bis 700 Mikrosievert, schreibt Öko-Test. Dies würde die ernährungsbedingte radioaktive Belastung einer Person ungefähr verzwei- bis -dreifachen (im Vergleich mit einer Durchschnittsperson).
Alle Testergebnisse kannst du in der Ausgabe 03/23 oder auf ökotest.de nachlesen.
Sollte man ganz auf Paranüsse verzichten?
Nicht unbedingt. Laut dem Bundesamt für Strahlenschutz sind zwei Paranüsse am Tag gesundheitlich unbedenklich. Besonders für Veganer:innen, aber auch für Mischköstler:innen mit Neigung zum Selenmangel können Paranüsse durchaus ein wichtiger und gesunder Bestandteil einer ausgewogenen Ernährung sein – solange man es mit dem Verzehr nicht übertreibt.
Warum Selen so wichtig ist
Selen ist laut der Deutschen Gesellschaft für Ernährung ein lebenswichtiges Spurenelement, das vor Zellschädigungen schützt, den Haushalt der Schilddrüsenhormone reguliert und für die Produktion von Spermien benötigt wird. Ein Mangel kann unter anderem das Immunsystem, die Muskelfunktion und die Fortpflanzungsfähigkeit schwächen. Für Männer empfiehlt die DGE eine tägliche Zufuhr von 70 Mikrogramm, bei Frauen sind es 60 Mikrogramm.
Paranüsse zählen zu den Lebensmitteln mit dem höchsten Selengehalt. 100 Gramm Paranusskerne enthalten etwa 103 Mikrogramm Selen. Mit ihnen lässt sich der Bedarf also theoretisch sehr leicht decken. Doch aufgrund der Radioaktivität kommen Paranüsse als alleiniger Selenlieferant nicht infrage.
Alternative Selenquellen
Zusätzlich zu maximal zwei Paranüssen pro Tag empfiehlt die DGE bei einer vegetarischen Ernährung andere selenreiche Lebensmittel wie zum Beispiel Weißkohl, Brokkoli, Knoblauch, Zwiebeln, Pilze, Spargel und Hülsenfrüchte.
Mischköstler:innen können zwar ebenfalls einen Selenmangel erleiden, allerdings kommt dies seltener vor, da hierzulande auch Fleisch, Eier und Fisch zuverlässige Selenquellen sind. Das liegt aber nicht daran, dass tierische Kost grundsätzlich selenhaltiger ist als pflanzliche, sondern daran, dass Tierfutter in der EU mit Selen angereichert werden darf.
Pflanzliche Lebensmittel aus regionalem Anbau sind nur deshalb so selenarm, weil die europäischen Böden kaum Selen enthalten. In den USA, wo die Böden einen deutlich höheren Gehalt des Spurenelements aufweisen, ist der Bedarf für Veganer:innen deutlich leichter zu decken. Finnland hingegen reichert seine Böden mit selenhaltigem Dünger an. Eine Variante, die sich auch für Deutschland diskutieren ließe, um in Sachen Selen weniger von bolivianischen Paranüssen und Tierprodukten abhängig zu sein.
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