Ökologische Landwirtschaft folgt umweltbewussten und nachhaltigen Prinzipien und trägt damit zum Klimaschutz und unserer eigenen Gesundheit bei. Erfahre hier mehr zu ihren Grundlagen, sowie Vor- und Nachteilen.
Ökologische Landwirtschaft: Grundlagen
Das Umweltbundesamt beschreibt ökologische Landwirtschaft als ressourcenschonend, umwelt- und tiergerecht. Sie gilt somit als Kernelement einer Agrarpolitik, die im Wesentlichen im Sinne der Nachhaltigkeit handelt.
Um als „ökologisch“ gelten zu können, müssen landwirtschaftliche Betriebe unter anderem auf den Einsatz von chemisch-synthetischen Pflanzenschutzmitteln, Gentechnik, sowie Mineraldünger verzichten. Bio-zertifizierte Endprodukte dürfen zudem keine Geschmacksverstärker, künstliche Aromen oder künstliche Farb- beziehungsweise Konservierungsstoffe enthalten.
In der Tierhaltung ist der Einsatz bestimmter Futtermittel, wie zum Beispiel Tiermehl, verboten. Das Tierfutter sollte größtenteils vom Hof selbst produziert werden und Bio-Qualität aufweisen. Zusätzliche Futtermittel dürfen Landwirt*innen nur in begrenztem Masse extern beziehen. Die Verwendung von Antibiotika ist weitestgehend untersagt. Zudem müssen Tiere mehr Platz erhalten als in der konventionellen Landwirtschaft. Die genauen Vorschriften schwanken dabei je nach Art des Bio-Siegels.
Laut den Zahlen des Umweltbundesamtes bewirtschafteten im Jahr 2018 etwa zwölf Prozent aller deutschen Landwirtschaftsbetriebe ihre Flächen ökologisch. Dies entspricht 9,1 Prozent aller landwirtschaftlich genutzten Flächen. Die Bundesregierung will diesen Prozentsatz bis 2030 auf 20 Prozent erhöhen.
Verzicht auf Pestizide in der ökologischen Landwirtschaft
(Foto: CC0 / Pixabay / AnnaER)
Auf synthetische Pflanzenschutz- und Düngemittel zu verzichten, birgt mehrere Vorteile. Die synthetischen Stoffe entstehen auf Basis fossiler Energieträger. Bei der Herstellung gelangen große Mengen Kohlenstoffdioxid in die Atmosphäre. Dies trägt maßgeblich zur globalen Erwärmung bei.
Werden die entsprechenden Mittel vermieden, können diese Ausmaße drastisch sinken. So setzt die ökologische Landwirtschaft laut dem NABU insgesamt 64 Prozent weniger fossile Energieträger ein und verursacht 62 Prozent weniger CO2-Emissionen als konventionelle Betriebe.
Weitere negative Auswirkungen von Pestiziden:
- Der hohe Einsatz von Pestiziden in der konventionellen Landwirtschaft birgt große Gefahren für Tiere und ganze Ökosysteme. Pestizide töten nicht nur Schädlinge, sondern auch nützliche Insekten wie zum Beispiel Bienen. Dies macht Pestizide zu einer der Hauptursache für das Artensterben. Laut Greenpeace ist die Artenvielfalt in der Nähe ökologisch bewirtschafteter Felder bis zu sechsmal höher im Vergleich zu konventionellen Betrieben.
- Zudem können Pestizide in Flüsse und Meere gelangen, wo sie Meeresbewohner vergiften und empfindliche Ökosysteme wie Korallenriffe aus dem Gleichgewicht bringen.
- Pestizide wirken sich nicht nur schädlich auf unsere Umwelt, sondern auch auf unsere eigene Gesundheit aus. So können bestimmte Arten von Pestiziden unter anderem das Krebsrisiko erhöhen, unser Immunsystem schwächen oder Allergien auslösen.
Auch in der ökologischen Landwirtschaft müssen Schädlinge bekämpft werden. Die Verwendung synthetischer Pestizide ist dabei jedoch weitestgehend untersagt. Nur in wenigen Fällen sind laut dem staatlichen Infoportal ökolandbau.de ausgewählte Chemikalien wie Kupfersalze in begrenzten Mengen zugelassen. Bio-Landwirt*innen versuchen der Seite zufolge, ihre Fruchtfolgen, Standorte und Düngemittel so zu wählen, dass die Pflanzen möglichst widerstandsfähig sind. Außerdem verwenden sie Lebewesen wie Bakterien, Pilze oder Schlupfwespen, um Schädlinge zu bekämpfen. Dadurch reduzieren sie Schadstoffe, die sich negativ auf Gesundheit, Umwelt und Tiere auswirken.
Bodenerhalt und Klimaschutz durch ökologische Landwirtschaft
(Foto: CC0 / Pixabay / Couleur)
Ökologische Betriebe vermeiden Monokulturen. Stattdessen bepflanzen sie die Böden innerhalb einer Saison beziehungsweise innerhalb eines Jahres auf unterschiedliche Weise. Dies bezeichnet man als Fruchtfolge oder Fruchtwechsel.
Bei dieser Anbauplanung werden die Umstände der Jahreszeit und des Bodens beachtet. So können Bio-Landwirt*innen möglichst viel ernten, ohne dem Boden dabei zu viele Nährstoffe zu rauben. Dadurch bleiben die Böden fruchtbar und robust.
Zudem kommen oft organische Dünger wie Kompost und Mist zum Einsatz. Beide Aspekte fördern die Bildung von Humus. Dies wirkt sich nicht nur positiv auf die Böden, sondern auch auf das Klima aus: Humus speichert besonders viel CO2.
Artgerechte Tierhaltung in der ökologischen Landwirtschaft
(Foto: CC0 / Pixabay / 3D_Maennchen)
Tiere, die nach ökologischen Standards gehalten werden, haben nicht nur mehr Platz – sie verbringen auch mehr Zeit an der frischen Luft. Konventionell gehaltene Hühner beispielsweise verbringen meist ihr ganzes Leben im Stall, oft ohne Tageslicht. In der ökologischen Landwirtschaft ist dagegen ein Auslauf beziehungsweise Weidegang vorgeschrieben. Ausschließliche Käfighaltung und Spaltenböden sind verboten.
Praktiken wie die Enthornung von Rindern, das Schnäbelkürzen bei Hühnern oder die Kürzung von Schwänzen oder die Entfernung von Zähnen bei Schweinen sind nicht „routinemäßig“ erlaubt. In Einzelfällen können sie jedoch je nach Vorschriften des jeweiligen Siegels genehmigt werden. Mehr dazu erfährst du hier: Bio-Siegel: Was haben die Tiere davon?
Bio-Landwirt*innen dürfen Antibiotika nur in Notfällen einsetzen, während die Medikamente bei konventioneller Tierhaltung oft präventiv dem Futter beigemischt werden. Dieser übermäßige Antibiotika-Einsatz schadet nicht nur der Widerstandsfähigkeit der Tiere, sondern kann auch beim Menschen zu einer Antibiotika-Resistenz führen.
Ökologische Landwirtschaft: Nachteile
(Foto: CC0 / Pixabay / congerdesign)
Da auf synthetisch-chemische Pestizide und Düngemittel verzichtet wird, bringt die ökologische Landwirtschaft erhöhte Kosten mit sich. So wachsen Pflanzen langsamer oder werden eher von Schädlingen befallen, wodurch die Ernteerträge sinken. Ähnlich sieht es in der Tierhaltung aus: Sie ist artgerechter, aber weniger effizient.
Allein der Verkauf der Biolebensmittel reicht für die Landwirt*innen oft nicht aus, um ihre Kosten ausreichend zu decken. Die Vermarktung biologischer Produkte wird dabei nicht nur durch regionale konventionelle Produkte, sondern vor allem durch günstige Importware erschwert.
Dies liegt zum Teil auch daran, dass biologisch erzeugtes Obst und Gemüse äußerlich nicht mit den perfekt geformten und makellosen konventionellen Lebensmitteln mithalten kann. Da Bio-Produzenten zudem auf den Einsatz von Zusatzstoffen weitgehend verzichten, sind biologische Lebensmittel oft weniger lange haltbar.
Dennoch ist die Nachfrage nach Bio-Lebensmitteln dem Umweltbundesamt zufolge in den letzten Jahrzehnten sehr stark gestiegen – 2018 lag der Umsatz in Deutschland bei über zehn Milliarden Euro. Trotzdem bedarf es staatlicher Förderung, um Landwirt*innen den Einstieg in die ökologische Landwirtschaft zu erleichtern und ihnen eine langfristige Sicherheit zu geben. Nur so kann die große Nachfrage nach Bio-Lebensmitteln in Zukunft weitgehend aus Deutschland gedeckt werden. Momentan werden laut dem Umweltbundesamt noch sehr viele Bio-Lebensmittel importiert. Der Transport verschlechtert jedoch ihre Klimabilanz.
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