Der ökologische Handabdruck dokumentiert die positiven Umweltauswirkungen von Produkten. Es stehen nicht nur die ökologische, sondern auch die soziale und ökonomische Dimension im Fokus.
Vielleicht hast du schon einmal vom ökologischen Fußabdruck gehört oder sogar schon deinen eigenen ökologischen Fußabdruck berechnet. Dazu beantwortest du Fragen zu den Themen Ernährung, Mobilität und Konsum. Auf Basis deiner Angaben wird dann dein persönlicher Fußabdruck berechnet. Dieser gibt an, wie viele Erden zur Bedürfnisbefriedigung nötig wären, wenn alle so leben würden wie du.
Der Fußabdruck fokussiert sich also auf negative ökologische Auswirkungen, durch die Einzelpersonen, Organisationen und Länder zur Entstehung von Emissionen beitragen. Im Gegensatz dazu ist das Konzept des ökologischen Handabdrucks darauf ausgerichtet, positive und nachhaltigkeitsfördernde Auswirkungen zu erfassen. Es bezieht dabei alle drei Säulen der Nachhaltigkeit (Ökologie, Ökonomie, Soziales) in die Betrachtung mit ein.
Ökologischer Handabdruck: Was genau ist das?
Der ökologische Handabdruck ist ein vom BMBF (Bundesministerium für Bildung und Forschung) gefördertes Projekt, das im Jahr 2015 startete. Über einen Zeitraum von drei Jahren hat das Amt in Zusammenarbeit mit Wissenschaftler:innen zunächst eine Methodik entwickelt. Anschließend startete der Handabdruck in die Testphase und die Methodik wurde an verschiedenen Pilotprodukten getestet. Die Produkte stammten aus den drei Branchen Lebensmittel, Konsumgüter und Bauen/Wohnen.
Ziel des ökologischen Handabdrucks ist es, die Nachhaltigkeit eines Produktes wissenschaftlich fundiert und verständlich darzustellen. So soll jede:r die Nachhaltigkeit hinter verschiedenen Produkten einfach nachvollziehen können. Der Handabdruck symbolisiert somit das positive und gestalterische Potenzial, das zu mehr Nachhaltigkeit im Konsum führen soll. Obwohl der Handabdruck sich grundsätzlich vom Fußabdruck unterscheidet, spielt der Fußabdruck in der Bewertung ebenfalls eine Rolle: Trotz der positiven Aspekte, die Produkte und Kaufentscheidungen durchaus haben können, dürfen die negativen Aspekte (Fußabdruck) nicht außer Acht gelassen werden.
Warum das so ist, wird an einem Beispiel schnell deutlich.
Beispiel des ökologischen Handabdruckes
Stell dir vor, du kaufst alle deine Lebensmittel in Bio-Qualität. Der Anbau dieser Lebensmittel verbraucht insgesamt mehr Fläche, da die Erträge pro Quadratmeter geringer sind als im konventionellen Landbau. Nur am ökologischen Fußabdruck gemessen, würde die Nachhaltigkeitsbilanz des Bio-Anbaus wegen des höheren Flächenverbrauchs schlechter abschneiden. Der ökologische Handabdruck bezieht aber auch die positiven Eigenschaften des Bio-Anbaus mit ein. Zu diesen zählen unter anderem eine erhöhte Humusbildung, erhöhte mikrobielle Aktivität und der Erhalt von Biodiversität. Wenn du Bio-Produkte einkaufst, unterstützt du damit auch diese positiven Eigenschaften.
Damit der Handabdruck seinem selbst gesetzten Ziel eines ganzheitlichen Ansatzes nachkommt, bezieht das Projekt außerdem soziale und wirtschaftliche Komponenten mit ein. Zu den sozialen Komponenten zählt beispielsweise die Erhöhung des gesellschaftlichen Wohlbefindens oder Bildungsförderung. Letztere kann etwa so aussehen, dass pro verkauftem Artikel eine bestimmte Summe zu Bildungszwecken gespendet wird. Bezogen auf den ökologischen Handabdruck sind dies insbesondere Bildungsprojekte, die eine nachhaltige Entwicklung in den Vordergrund stellen.
Ziel des Projekts ist es, Kennzahlen und Indikatoren zu definieren, anhand derer sich die Nachhaltigkeit eines Produktes bewerten lässt. Diese Kennzahlen berücksichtigen sowohl den Handabdruck (positive und gestalterische Aspekte) als auch den Fußabdruck (negative ökologische Auswirkungen).
Damit soll der ökologische Handabdruck Verbraucher:innen helfen, bewusstere Konsumentscheidungen zu treffen. Die geschaffene Transparenz hilft auch den Unternehmen, ihre Nachhaltigkeitsleistungen zu verbessern und zu kommunizieren.
Der CO2-Handabdruck
Der CO2-Handabdruck ist Teil des ökologischen Handabdruckes. Anstatt wie beim CO2-Fußabdruck zu berechnen, wie viele Emissionen ausgestoßen werden, berechnet der CO2-Handabdruck, wie viele Emissionen eingespart wurden. Somit wird der Blick auf das, was du schon erreicht hast, gelenkt.
Auf persönlicher Ebene gibt es also keine Grenzen, was die Vergrößerung deines CO2-Handabdruckes betrifft. Denn je mehr du umsetzt, ob es mehr regionales Obst und Gemüse ist, mehr Fahrrad fahren, statt das Auto zu benutzen oder Second-Hand-Kleidung zu kaufen, deinem Handabdruck sind keine Grenzen gesetzt.
Ökologischer Handabdruck: Aktueller Stand des Projekts
Die Methodik des ökologischen Handabdruckes wurde bereits erfolgreich entwickelt und in Pilotprojekten getestet. Dennoch haben die beteiligten Forscher:innen festgestellt, dass der Handabdruck weiterentwickelt werden muss. Vor allem das Ziel der ganzheitlichen Betrachtung ist dabei noch ausbaufähig.
Die Bilanz des Pilotprojektes ist trotz solcher kleinen Anpassungen sehr positiv und der Handabdruck gewinnt mehr und mehr an Resonanz. Das Projekt umfasst mittlerweile ein Stakeholder-Netzwerk von über 400 qualifizierten Kontakten. Dabei handelt es sich um Personen aus Wissenschaft, Wirtschaft und Zivilgesellschaft, die sich für eine lebenswerte Zukunft starkmachen und ihren Teil zum Handabdruck beitragen möchten.
Das Projekt von handabdruck.org ist bereits abgeschlossen. Auf den Produkten im Supermarkt findest du zwar noch keine konkreten Kennzahlen zum ökologischen Handabdruck. Das Konzept bekommt aber immer mehr gesellschaftliche Aufmerksamkeit und lässt sich auf weitaus mehr als nur Produkte anwenden.
Ökologischer Handabdruck: Das kannst du beitragen
Einen ökologischen Handabdruck hinterlassen nicht nur Produkte, sondern auch jede einzelne Person. Du kannst deinen persönlichen Handabdruck vergrößern, indem du nachhaltiger und bewusster lebst. So hilfst du mit, deine eigene Zukunft und die deiner Kinder und Mitmenschen lebenswerter zu gestalten. Beispielsweise kannst du dich für Aktionen einsetzen, die gesellschaftliche Rahmenbedingungen so verändern, dass nachhaltiges Leben einfacher wird.
Die Aktionen können dabei ganz unterschiedlich aussehen. Du kannst bei dir im Kleinen anfangen und dann Stück für Stück deinen Wirkungskreis vergrößern. So kannst du dich zum Beispiel dafür einsetzen, dass in der Kantine an deinem Arbeitsplatz mehr saisonales und biologisches angebautes Essen angeboten wird. Du kannst dich in deiner Wohngemeinschaft für einen Wechsel zu Ökostrom einsetzen oder eine Spendenaktion für Aufforstungsprogramme ins Leben rufen. Wie viel du tun kannst und tun willst, hängt von deiner Motivation und Kreativität ab. Möglichkeiten, deinen ökologischen Handabdruck zu vergrößern, hast du jedenfalls genug.
Wenn du dir unsicher bist, was du tun kannst, bietet der Handabdruck-Test eine grobe Hilfestellung. Der Test fragt deine Interessen und Stärken ab. Auf dieser Basis gibt er dir am Ende eine Empfehlung, mit welchen Aktionen du in deinem eigenen Leben für mehr Nachhaltigkeit sorgen kannst. Das Ziel sollte es dabei immer sein, den ökologischen Fußabdruck zu verkleinern und den ökologischen Handabdruck zu vergrößern. Denn so gestalten wir alle eine nachhaltigere Zukunft.
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Überarbeitet von Lena Kirchner
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