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Rezeptfreie Schmerzmittel: Wie bedenklich sind Aspirin, Ibuprofen & Co.?

rezeptfreie Schmerzmittel
Foto: CC0 / Pixabay / stevepb

Rezeptfreie Schmerzmittel sind leicht erhältlich und kommen entsprechend häufig bei alltäglichen Beschwerden zum Einsatz. Doch bei regelmäßiger Einnahme sind sie für den menschlichen Körper nicht ungefährlich.

Rezeptfreie Schmerzmittel wie Aspirin, Ibuprofen und Paracetamol sind beliebt. Schließlich erlauben sie es uns, eine Vielzahl von Beschwerden zu unterdrücken, sodass wir trotzdem unseren Alltag bewältigen können. So kommen sie etwa bei Kopfschmerzen, grippalen Infekten, Fieber, Gliederschmerzen oder Menstruationsbeschwerden zum Einsatz. Da sie günstig und in fast jeder Apotheke erhältlich sind, können wir sie auch ohne ärztlichen Rat in Selbstmedikation einnehmen. Wenn Betroffene dabei jedoch grundlegende Hinweise und Risiken nicht beachten, können sogar mehr Schmerzen und noch fatalere Nebenwirkungen die Folge sein.

Rezeptfreie Schmerzmittel und Kopfschmerzen: Ein Teufelskreis

Regelmäßig Schmerzmittel anzuwenden ist in unserer Gesellschaft mittlerweile zur Normalität geworden und wird uns in jungen Jahren geradezu antrainiert, so Chefarzt Hartmut Göbel gegenüber dem Spiegel. Die häufigste Ursache für die Anwendung von Schmerzmitteln seien dabei Kopfschmerzen. Zudem werden rezeptfreie Schmerzmittel seiner Beobachtung nach mittlerweile auch genutzt, um die Konzentration und das Durchhaltevermögen zu fördern. Dies könne leicht zu einem Übergebrauch der Medikamente führen.

Das Paradoxe: Während viele Menschen vor allem bei Kopfschmerzen zu rezeptfreien Schmerzmitteln greifen, können diese bei einer Überdosierung den Kopfschmerz verschlimmern. Laut der Deutschen Migräne- und Kopfschmerzgesellschaft (DMKG) ist dieser sogenannte Übergebrauchskopfschmerz an folgenden Symptomen zu erkennen:

  • immer länger anhaltende Kopfschmerzattacken
  • kontinuierliche Zunahme der Kopfschmerztage
  • Notwendigkeit, stetig mehr Medikamente einnehmen zu müssen, damit der Schmerz aufhört
  • das Gefühl, nie mehr einen „klaren Kopf“ zu haben

Sind Betroffene nicht über die Risiken rezeptfreier Schmerzmittel aufgeklärt, kann ein Teufelskreis entstehen. Sie nehmen immer mehr Schmerzmittel, um schmerzfrei zu sein. Gleichzeitig entstehen dadurch immer schlimmere Kopfschmerzen. Warum der Übergebrauchskopfschmerz entsteht, ist bislang noch nicht abschließend geklärt.

Rezeptfreie Schmerzmittel: Wie viel ist unbedenklich?

Rezeptfreie Schmerzmittel sind weit verbreitet, doch über die Risiken sind viele Verbraucher:innen unzureichend informiert.
Rezeptfreie Schmerzmittel sind weit verbreitet, doch über die Risiken sind viele Verbraucher:innen unzureichend informiert.
(Foto: CC0 / Pixabay / Hilbert)

Doch nicht nur Kopfschmerzen können beim unsachgemäßen Gebrauch von rezeptfreien Schmerzmitteln entstehen. Laut der Deutschen Schmerzgesellschaft sind weitere Beschwerden als Nebenwirkung möglich. Darunter etwa:

  • allergische Reaktionen
  • Magengeschwüre
  • Nierenerkrankungen
  • Lebererkrankungen
  • Herz-Kreislauf-Beschwerden

Um diesen Nebenwirkung und einem Übergebrauchskopfschmerz vorzubeugen, empfiehlt Göbel die 10-20-Regel. Nach dieser sollen Verbraucher:innen an weniger als zehn Tagen im Monat zu Schmerzmitteln greifen und mindestens 20 Tage lang gar keine Schmerzmittel anwenden. Laut den Angaben der DMKG sollten Betroffene darauf achten

  • an weniger als 15 Tagen im Monat ein einfaches Schmerzmittel (z.B. Ibuprofen, Paracetamol, Aspirin)
  • und an weniger als zehn Tagen im Monat ein Triptan, ein Opiat oder ein Kombinationspräparat (z.B. aus Paracetamol, Aspirin und Koffein) anzuwenden.

Warnhinweise: Hilft die Verpackungsbeilage?

Da es so leicht ist, rezeptfreie Schmerzmittel zu erwerben und ihre Verwendung mittlerweile etabliert ist, ist das Risiko hoch, dass Anwender:innen die Risiken der Medikamente aus den Augen verlieren. Auch Warnhinweise in den Verpackungsbeilagen helfen teilweise nicht.

So enthalten rezeptfreie Schmerzmittel normalerweise den Hinweis, dass sie ohne ärztlichen Rat nicht länger als vier Tage eingenommen werden sollten. Etwa ein Fünftel der Anwender:innen verwendet die Schmerzmittel jedoch länger als vier Tage – circa die Hälfte dieser Personen nutzt die Schmerzmittel in Selbstmedikation. Zu diesem Schluss kommt eine Untersuchung des Robert-Koch-Instituts aus dem Jahr 2014. Ein Großteil der Personen, die rezeptfreie Schmerzmittel länger als vier Tage anwenden, sind darüber informiert, dass dies eigentlich nicht den offiziellen Hinweisen entspricht.

Da Verpackungsbeilagen scheinbar häufig vernachlässigt werden, müssen rezeptfreie Schmerzmittel seit 2018 auf der Verpackung zusätzliche und deutlich sichtbare Warnhinweise tragen. Dies soll verhindern, dass Verbraucher:innen die Medikamente über die empfohlene Höchstdauer hinaus anwenden. Die Verordnung gilt für die rezeptfrei erhältlichen Wirkstoffe Acetylsalicylsäure (Aspirin), Diclofenac, Ibuprofen, Naproxen, Paracetamol, Phenazon oder Propyphenazon.

Statt rezeptfreien Schmerzmitteln: Effiziente Alternativen

Ingwer ist bei Menstruationsschmerzen ein nebenwirkungsarmes und effizientes Schmerzmittel.
Ingwer ist bei Menstruationsschmerzen ein nebenwirkungsarmes und effizientes Schmerzmittel.
(Foto: CC0 / Pixabay / WebTechExperts)

Wenn Personen anfangen, vermehrt auf rezeptfreie Schmerzmittel zurückzugreifen, kann dies schnell zur Gewohnheit werden. Damit das nicht passiert, empfiehlt es sich, auf andere Heilmittel zurückzugreifen, die die Schmerzen ebenfalls lindern, aber weniger Risiken und Nebenwirkungen mit sich bringen:

  • Bei Spannungskopfschmerzen kannst du statt Schmerzmitteln etwa ätherisches Pfefferminzöl ausprobieren. Eine Studie aus dem Jahr 2016 bestätigt, dass das Öl etwa so gut wirkt wie Paracetamol oder Aspirin. Du kannst es dir gleichmäßig in die Schläfen einmassieren.
  • Ein effizientes Heilmittel bei Menstruationsbeschwerden ist Ingwer. Laut einer Studie von 2009 wirkt er in dem Fall genauso gut wie Ibuprofen. Weitere Studien bestätigen diese Wirkung. So kannst du bei akuten Periodenschmerzen etwa 0,75 Gramm Ingwerpulver am Tag zu dir nehmen. Reicht dies nicht aus, kannst du die Dosis langsam steigern.
  • Bei Muskel- und Gelenkschmerzen sowie Prellungen und Verstauchungen hilft Arnika. Diese ist als Salbe oder Tinktur erhältlich, die du von außen auf die schmerzende Stelle auftragen kannst.
  • Auch Akupunktur ist bei unterschiedlichen Schmerzen hilfreich. So hilft sie etwa erwiesenermaßen bei Migräne, Rücken- und Nackenschmerzen und Muskelschmerzen.
  • Schließlich helfen bei akuten Schmerzen auch Hitze und Kälte. Eine kalte Kompresse hilft etwa bei Schwellungen und Entzündungen oder Schmerzen im unteren Rücken. Wärme hilft etwa bei starren und steifen Muskeln oder Menstruationsbeschwerden.
  • Weitere Tipps bekommst du hier: Diese 7 Heilpflanzen sind natürliche Schmerzmittel und Antibiotika

Bei Kopfschmerzen, grippalen Infekten und anderen Beschwerden ist es zudem oft auch nötig, mal eine Pause zu machen und sich zu entspannen. Einfach ein Schmerzmittel zu nehmen und sich trotzdem zu überanstrengen, verschlimmert das Problem langfristig nur. Deshalb ist es grundsätzlich nicht empfehlenswert Schmerzen einfach zu betäuben, ohne sich genauer mit der Schmerzursache zu beschäftigen. Denn in diesem Fall können sich akute Schmerzen schnell zu chronischen Beschwerden entwickeln, so die Deutsche Schmerzgesellschaft.

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