Saisonales Gemüse und Obst aus der Region: Wenn Erdbeeren, Spargel oder Kohlrabi so angepriesen werden, kann man nichts falsch machen. Oder? Wie gut ist saisonales Gemüse wirklich? Utopia stellt Pro und Contra gegenüber.
An einem Thema kommt man bei Nachhaltigkeit nicht vorbei: saisonaler Ernährung. Dabei gibt es allerdings einiges zu beachten. Utopia hat den Pro-und-Contra-Check gemacht.
Pro: Saisonales Gemüse bringt Vielfalt auf den Teller
Wer sich von dem ernährt, was der Monat und die Saison hergibt, der ernährt sich automatisch vielfältig. Anstatt das ganze Jahr über Eisberg- und Kopfsalat zu kaufen, kannst du im Winter zum Beispiel auf Feldsalat und Chicorée zurückgreifen.
- Eine gute Übersicht, welche Gemüsesorten wann Saison haben, bietet der Utopia-Saisonkalender.
Contra: Überangebot langweilt schnell
Wer kennt das nicht? Kaum kommen die ersten deutschen Erdbeeren in den Supermarkt, gibt es zu Hause Erdbeereis, Erdbeergrütze, Erdbeermus, Erdbeermarmelade, Erdbeerkuchen, Erdbeeren mit Sahne… und nach spätestens zwei Wochen kann man die roten Früchte nicht mehr sehen. Das soll Vielfalt sein?
Contra zum Contra: Unsere Eltern und Großeltern waren nicht so fantasielos. Sie haben die Früchte der Saison zu Marmelade oder Kompott eingekocht oder Gemüse eingelegt und sich im Herbst und Winter beispielsweise über Erdbeermarmelade gefreut. Warum nicht Marmelade, Chutney und Mixed Pickles selber machen, wenn das Obst oder Gemüse gerade Saison hat? Schließlich schmeckt es da am intensivsten.
Heute kannst du überzähliges Obst oder Gemüse auch gut einfrieren, das Gefrierfach in deinem Kühlschrank reicht dazu völlig aus.
Vorsicht, Falle: Ist Ware mit der Angabe „Herkunftsland Deutschland“ ausgezeichnet, muss es sich keineswegs um ein entsprechend der Jahreszeit geerntetes Saisongemüse handeln! Salate, Paprika, Gurken und Tomaten kommen im Frühjahr, Herbst und Winter oft aus Gewächshäusern – Saisongemüse ist das nicht mehr. Erdbeeren und Spargel mit dem Hinweis „Herkunftsland Deutschland“ kommen außerhalb der Saison oft aus Ägypten, Mexiko, Spanien oder anderen Ländern.
Pro: Saisonales Gemüse schont den Geldbeutel
Durch das plötzliche Überangebot an einer oder einigen wenigen Gemüsesorten sinkt der Preis drastisch. Wer dann zuschlägt, kauft oft günstiger ein. Zwar gibt es Spargel mittlerweile das ganze Jahr über, wer ihn im Mai oder Juni verzehrt, eben zur Saison, der zahlt deutlich weniger. Saisonales Gemüse zu kaufen ist so nicht nur für die Umwelt, sondern auch für den Geldbeutel die bessere Wahl.
Contra: Etikettenschwindel
In jedem Supermarkt gibt es mittlerweile saisonale Produkte. Doch Vorsicht: Viele der Labels, mit denen Obst und Gemüse ausgezeichnet werden, sind nicht geschützt und halten nicht, was sie versprechen. So wachsen deutscher Spargel und Erdbeeren meist unter Plastikplanen, um mit den spanischen und italienischen Konkurrenten in der Frühsaison mithalten zu können.
- Infos im Beitrag zum Thema Spargel.
Pro: Saisonales Gemüse schützt das Klima
Gemüse außerhalb der Saison anzubauen, ist mit einem Mehr an Energie- und Wasserverbrauch verbunden. Das liegt daran, dass die Pflanzen in Gewächshäusern oder unter Folientunneln gezüchtet werden. Im Treibhaus wird 34 Mal so viel Energie verbraucht wie beim Anbau im Freiland.
Contra: Die Herstellung ist oft nicht wirtschaftlich
Oft ist es kostengünstiger, wenn ein einziger Standort das ganze Jahr über auf eine Pflanzenart spezialisiert ist. Demgegenüber stehen viele verstreute Standorte, die im Zuge der Jahreszeiten viele verschiedene Arten anbauen. Vorteile des zentralen Standortes: Das Know-How über die Nutzpflanzen kann systematisch ausgeweitet und gepflegt werden. Darüber hinaus ist es teilweise ökonomisch sinnvoller.
Ökonomisch sinnvoller: vielleicht. Ökologisch sinnvoll: eher nicht. Spezialisierung heißt ja oft, dass in Monokulturen angebaut wird. Und das erfordert Düngen und Schädlingsbekämpfung, und zwar meist nicht auf naturverträgliche Weise.
Pro: Saisonales Gemüse ist sozialverträglicher
Zu Saisonalität gesellt sich oft Regionalität. Und da wird es besonders deutlich: Die Überschaubarkeit und Transparenz der Beziehungen ist viel eher gegeben als beim Kauf von anderen Produkten. Wer saisonales Gemüse kauft, unterstützt damit oftmals Kleinbauern mit eigenen, traditionellen Höfen.
Contra: Saisonalität bedeutet Verzicht
Mag sein, dass die Zucchini im Hochsommer am besten schmeckt. Aber was, wenn man im Februar trotzdem Lust auf sie hat? Wer sich konsequent saisonal ernähren möchte, muss eben auch verzichten können.
Pro: Saisonales Gemüse ist am gesündesten
Grünzeug, das außerhalb der Saison angebaut wird, weist wesentlich größere Mengen an Düngemittel- und Pestizidrückständen auf. So muss im Treibhaus vermehrt gedüngt werden, da die Pflanze dort aus Lichtmangel nicht so gut gedeiht. Außerdem ist die Einbuße an Vitaminen, Duft und Aroma bei Salat oder Gemüse aus Gewächshäusern sehr hoch.
Saisonales Gemüse und Obst aus Freilandanbau ist gesünder, duftet intensiver – und schmeckt auch besser.
Pro: Kinder lernen natürliche Zusammenhänge besser verstehen
Wie sollen Kinder verstehen, welchen Einfluss die Jahreszeiten auf die Landwirtschaft und den Anbau von Obst und Gemüse haben? Schließlich gibt es das ganze Jahr über Erdbeeren im Supermarkt zu kaufen. Bücher und das Internet vermitteln zwar das entsprechende Wissen. Aber wie viel eindrücklicher ist es, wenn unser Speiseplan den Lauf der Natur widerspiegelt und nur saisonales Gemüse und Obst auf den Tisch kommt.
Fazit: Saisonales Gemüse ist die bessere Wahl!
Wer die Erntezeiten für verschiedene Obst- und Gemüsesorten ungefähr kennt, kann schon mit kleinen Entscheidungen Großes bewirken. Das Ergebnis:
- Es landen weniger Düngemittel und Pestizide auf den Pflanzen.
- Es werden weniger Energie und Wasser bei Anpflanzung und Zucht verbraucht.
- Saisonales Gemüse und Obst haben mehr Nährstoffe, Aroma und Geschmack.
- Unsere Kinder begreifen natürliche Zusammenhänge besser.
- Und mit dem Kauf unterstützt du die regionale Wirtschaft und kleinere Betriebe.
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