Geld anlegen? Ja! Aber bitte ökologisch und sozialverträglich. Das Interesse an nachhaltigen Investments wächst. Allerdings müssen Anleger ein bisschen genauer hinschauen, was im Fonds wirklich drinsteckt.
Fonds, Aktien oder Anleihen – private Anleger haben verschiedene Möglichkeiten, ihr Geld nachhaltig anzulegen und dadurch zum Beispiel Umweltschutz oder menschenwürdige Arbeitsbedingungen zu fördern.
Allerdings gibt es derzeit noch keine rechtlichen Rahmenbedingungen oder unabhängige Kontrollinstanzen für dieses Marktsegment. Das heißt: Die Anbieter können ihre „nachhaltigen“ Anlagekriterien letztlich selbst festlegen.
Gesucht: Siegel für nachhaltige Geldanlagen
Die Palette an Produkten, die sich nachhaltig nennen, ist entsprechend groß. Sie reicht von Fonds, die wirklich ganz konsequent ausschließlich in erneuerbare Energien investieren, bis zu Gesellschaften, die lediglich einen Teil der Verwaltungsgebühren ihrer Anleger an solidarische Projekte spenden.
Ein Vergleich fällt dadurch schwer. Viele Anleger haben jedoch weder die Zeit noch die ausreichende Kenntnis, all die verschiedenen Nachhaltigkeitsansätze genau zu hinterfragen oder zu überprüfen.
Aber es gibt Hilfen. Wie bei Kleidung oder Essen längst üblich, haben sich inzwischen auch für nachhaltige Geldanlagen erste Orientierungshilfen entwickelt.
So sind zunächst mit den sogenannten ESG-Kriterien allgemeinverbindliche und in der Finanzwelt anerkannte Nachhaltigkeitsstandards entstanden. Dabei steht „E“ (Environment) für ökologische Merkmale, „S“ (Social) für soziales Engagement und „G“ (Governance) für eine nachhaltig ausgelegte Unternehmensführung.
Zudem gibt es verschiedene Nachhaltigkeitssiegel, -indizes, oder Audits:
FNG-Siegel
Das FNG-Siegel hat das Forum Nachhaltige Geldanlagen gemeinsam mit Finanzfachleuten und Experten aus Sozial- und Umweltorganisationen erarbeitet. Unabhängige Auditoren nehmen Fonds unter die Lupe.
Das Siegel erhalten die Anbieter nur, wenn sie unter anderem nachweisen, dass 90 Prozent der Titel im Portfolio nach ESG analysiert sind, und für die Unternehmen tabu sind, die mit Waffen oder Atomkraft Geld verdienen oder schwerwiegend gegen Menschenrechte oder Umweltschutz verstoßen.
Info: fng-siegel.org
ECOreporter-Siegel
Das ECOreporter-Siegel beurteilt Unternehmen, Fonds und andere Finanzprodukte. Die strikten Prüfkriterien hat der unabhängige Branchendienst ECOreporter gemeinsam mit dem Institut für nachhaltiges, ethisches Finanzwesen (INAF) entwickelt.
Die Experten untersuchen sowohl das Nachhaltigkeitsprofil, das der jeweilige Produktanbieter für sich definiert hat, als auch, ob er diese Kriterien tatsächlich erfüllt.
Info: www.ecoreporter.de
Climetrics
Climetrics ist ein Klima-Rating für Fonds. Es soll Anlegern ermöglichen, Auswirkungen auf den Klimawandel in ihre Investitionsentscheidung mit einzubeziehen. Climetrics bewertet Fonds anhand der Klima-Auswirkungen der Aktien in seinem Portfolio. Zudem wird untersucht, wie die Fondsgesellschaft den Klimawandel in der eigenen Unternehmensführung berücksichtigt.
Hinter Climetrics stehen internationale Klimaexperten wie die Non-Profit-Organisation CDP (Carbon Disclosure Project).
Infos: climetrics-rating.org
Fair Finance Guide Deutschland
Der Fair Finance Guide Deutschland vergleicht die soziale und ökologische Bilanz deutscher Finanzinstitute. Ausgearbeitet wird er von der Verbraucherzentrale Bremen und von mehreren Nichtregierungsorganisationen – in Deutschland ist „Facing Finance“ federführend.
Die Experten analysieren und vergleichen deutsche Banken anhand von über 200 Einzelkriterien und 13 sozial-ökologischen Themen. Grundlage sind öffentlich zugängliche Dokumente wie Jahres- und Nachhaltigkeitsberichte sowie Presseerklärungen.
Infos: fairfinanceguide.de
Dow Jones Sustainability Indices
Die Dow Jones Sustainability Indices sind eine Familie nachhaltiger Aktienindizes. Sie helfen Anlegern, die direkt in Aktien investieren wollen, bei ihrer Entscheidung. In den Indizes werden nur börsennotierte Unternehmen gelistet, die bestimmte ökonomische, ökologische und soziale Kriterien erfüllen.
Grundlage ist das Best-in-Class-Prinzip: Aus jeder Branche werden die Unternehmen mit den besten Nachhaltigkeitsleistungen herausgefiltert.
Infos: spglobal.com
Global Challenges Index
Potenzielle Aktionäre können sich ebenfalls im Global Challenges Index umschauen. Diesen Nachhaltigkeitsindex hat die Börse Hannover in Zusammenarbeit mit der Nachhaltigkeitsrating-Agentur ISS-oekom entwickelt.
Global Challenges Index umfasst 50 Unternehmen, die substanziell dazu beitragen, die großen globalen Herausforderungen unserer Gesellschaft zu bewältigen – zum Beispiel die Reduzierung des Klimawandels, den Erhalt der Artenvielfalt oder die Bekämpfung der Armut.
Infos: gcindex.boersenag.de
Nachhaltige Anlage muss zum eigenen Risikoprofil passen
Ganz wichtig: All diese Siegel und Indizes können den Anlegern zwar bei der Einschätzung helfen, wie nachhaltig ein Finanzprodukt oder Unternehmen agiert. Sie sagen aber weder etwas über die zu erwartenden Gewinnchancen noch zur Risikoklasse der Fonds aus.
Auch, ob das Produkt generell zur eigenen Anlagementalität passt, steht auf einem anderen Blatt. All dies sollten nachhaltig orientierte Anleger zum Beispiel mit ihrem Bankberater besprechen. Lies dazu auch: Grüne Geldanlagen: So sparst du nachhaltig.
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