Abfall ist nicht gleich Abfall: Wie lange verschiedene Alltagsprodukte zum Verrotten brauchen, hängt vom Material und den äußeren Umständen ab. Hier findest du die Zerfallsdauer typischer Alltagsprodukte im Überblick.
Abfall richtig zu trennen und zu entsorgen ist wichtig für den Umweltschutz. Das liegt unter anderem daran, dass bestimmte Stoffe besonders langlebig sind. Mancher Abfall verrottet nur sehr langsam oder zerfällt überhaupt nicht. Dadurch können Abfallstoffe den Ökosystemen schaden und die Natur dauerhaft mit schädlichen Rückständen belasten.
Wie lange Abfälle zum Verrotten brauchen, hängt zum einen von ihrer Zusammensetzung ab. Aber auch die Umweltbedingungen spielen eine Rolle. Auf dieser Grundlage lassen sich zumindest Richtwerte für die Zersetzungsdauer bestimmen.
Übrigens: Je nach Material gibt es unterschiedliche Bezeichnungen für den Abbauprozess. Verrotten können nur organische Abfälle, also zum Beispiel Pflanzenreste. Sie werden von Bakterien und anderen Mikroorganismen zersetzt. Andere Materialien wie Glas und Metall sind einem allmählichen Zerfall durch die Witterung ausgesetzt. Bei Metall sprechen Expert:innen von Korrosion.
Abfallzersetzung: Warum genaue Werte schwer zu ermitteln sind
Es ist nicht ganz einfach, exakte Werte für die Zersetzungsdauer verschiedener Abfälle festzulegen. Das hat verschiedene Gründe.
- Zum einen liegt es daran, dass gerade bei künstlichen Stoffen die Zusammensetzung des Materials sehr unterschiedlich ausfallen kann. Beispielsweise ist Plastiktüte nicht gleich Plastiktüte: Je nach chemischer Zusammensetzung, Größe und Dicke der Tüte kann sich die Zersetzungszeit um Jahrzehnte oder sogar Jahrhunderte unterscheiden. Eine allgemeingültige Aussage ist schon deshalb nur schwer zu treffen.
- Darüber hinaus spielen die Außenbedingungen eine Rolle. Je nach Witterungsverhältnissen dauert der Zersetzungsprozess länger oder kürzer. Orangen- und Bananenschalen beispielsweise zersetzen sich in tropischem Klima erheblich schneller als bei mitteleuropäischen Temperaturen.
Trotzdem lässt sich für die meisten Abfälle ein grobes Zeitfenster beziehungsweise ein Zeitrahmen festlegen. Wir stellen dir in dieser Übersicht die wichtigsten Abfallarten und ihre Abbaudauer vor. Dabei richten wir uns hauptsächlich nach Angaben des österreichischen Alpenvereins und von Bundjugend NRW.
Organische Abfälle: Nicht immer verrotten sie unkompliziert
Biomüll gilt wegen seines natürlichen Ursprungs allgemein als unproblematisch und schnell zersetzbar. Ganz so einfach ist es aber nicht: Während beispielsweise ein Apfelgehäuse in der Natur nur etwa zwei Wochen braucht, um vollständig zu verrotten, dauert das bei tropischen Früchten deutlich länger. Wie der Alpenverein schreibt, verrotten sie nur im tropischen Klima schnell.
Durchschnittlich gelten deshalb für verschiedene Obstreste folgende Zersetzungszeiten:
- Apfelgehäuse: 2 Wochen
- Bananenschale: mindestens 6 Wochen, oft 1 bis 2 Jahre
- Orangenschalen: 2 bis 3 Jahre
Es empfiehlt sich also, auch organische Reste nicht einfach in die freie Natur zu werfen, sondern in der Biotonne zu entsorgen. Weil Gemüse und Obst oft mit chemisch-synthetischen Pestiziden behandelt sind, solltest du zu Lebensmitteln in Bio-Qualität greifen.
Auch beim Papier gibt es große Unterschiede
Papier besteht aus Holzfasern und ist somit ein Naturprodukt. Rein theoretisch sollte es deshalb in der Natur schnell verrotten. Tatsächlich gilt das aber nur für weitgehend unverarbeitetes Papier. Alltagsprodukte auf Papierbasis sind meistens weiterverarbeitet und enthalten zusätzliche Stoffe, die für mehr Stabilität und längere Haltbarkeit sorgen. Bei Zeitungspapier ist zum Beispiel die enthaltene Druckerschwärze für einen wesentlich langwierigeren Zersetzungsprozess verantwortlich, so der Alpenverein. Entsprechend unterscheiden sich die Abbauzeiten unterschiedlicher Papierprodukte:
- Papiertüte: 6 Wochen
- Cornflakes- und Müsliverpackungen: 6 Wochen
- Zeitungspapier: 1 bis 3 Jahre
- Papiertaschentuch: 3 Wochen bis 5 Jahre
Laut einer Studie hat auch die Umgebung, in der das Papier kompostiert wird, einen Einfluss auf den Verrottungsprozess. Wird Papier zum Beispiel in Nylonsäcken entsorgt, kompostiert es deutlich langsamer.
Weil sich Papier gut recyceln lässt, solltest du darauf achten, es über die Altpapiertonne zu entsorgen. So zersetzt es sich nicht einfach, sondern kann weiterverarbeitet werden. Mehr dazu erfährst du hier: Papier-Recycling: Wie es funktioniert und was aus dem Papier wird.
So lange brauchen Metalle, bis sie nicht mehr da sind
Auch Metalle sind natürlich vorkommende Rohstoffe. Anders als organische Abfälle oder Papier verrotten sie allerdings nicht, sondern korrodieren durch Umwelteinflüsse und werden dadurch nur kontinuierlich kleiner.
Das nimmt in der Regel einen längeren Zeitraum in Anspruch. Eine dickere aluminiumhaltige Chipstüte braucht zum Beispiel länger als eine dünne, bis sie zersetzt ist. Auch Umwelteinflüsse spielen eine Rolle. So lange braucht laut dem Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz NRW folgender Abfall aus Metall, bis er in der Natur verschwunden ist:
- Blechdosen: 50 bis 500 Jahre
- Getränkedosen Aluminium: 200 Jahre
- Alufolie: 50 bis 400 Jahre
Viele Dosen aus Blech oder Aluminium sind gut recycelbar. Dosen-Recycling steht aber in Sachen Nachhaltigkeit auch in der Kritik.
Wann ist Glas verschwunden?
Glas besteht aus Quarzsand und benötigt von allen natürlichen Materialien mit Abstand am längsten, um zu zerfallen. Je nach Umweltbedingungen kann eine Glasflasche laut dem Alpenverein tausende von Jahren überdauern. Glas eignet sich deswegen so gut zum Recyceln und du solltest Altglas richtig entsorgen.
Problematische Kunststoffe: Plastik, Nylon, Styropor
Obwohl auch Plastik sich allmählich zersetzt, ist es nicht vollständig abbaubar: Laut dem Umweltbundesamt ist der Kunststoff „biologisch inert“. Das bedeutet, dass Plastik mit der Zeit zu immer kleineren Partikeln zerfällt, die aber nie vollständig verrotten. Auf diese Weise belasten Plastikabfälle die Umwelt mit sekundärem Mikroplastik.
Auch Alternativen wie beispielsweise Bioplastik sind nicht unproblematisch: Obwohl sie prinzipiell biologisch abbaubar sind, brauchen sie dafür meist eine lange Zeit. Auch ihre Ökobilanz ist aufgrund der Herstellungsbedingungen fragwürdig und das Recycling gestaltet sich in der Praxis schwierig.
Selbst für diesen unvollständigen Abbauprozess brauchen Plastik und andere Kunststoffe eine sehr lange Zeit. Bei Styropor gilt die maximale Zersetzungsdauer sogar als nicht messbar: Wenn Styroporabfälle nicht der Witterung ausgesetzt sind (also beispielsweise Wind und Wasser), sind sie „quasi ewig beständig“.
Die Zahlen des Alpenvereins und anderer Quellen beziehen sich also nur auf den Zeitraum, in dem sich Kunststoffprodukte gewissermaßen „auflösen“ und augenscheinlich nicht mehr wahrnehmbar sind. Rückstände bleiben selbst nach diesen langen Zeitspannen immer noch in der Natur zurück:
- Plastiktüten: 100 bis 500 Jahre
- Plastikflasche: 450 bis 5.000 Jahre
- Tetrapack: 50 bis 100 Jahre
- Nylonfasern: 60 Jahre
- Styropor: 6.000 Jahre und mehr
Gerade bei Kunststoffen ist die richtige Entsorgung deshalb sehr wichtig. Mehr dazu erfährst du in unserem Artikel Gelbe Tonne: Was darf rein und was nicht?
Weiterlesen auf Utopia.de:
- Mülltrennung & Recycling: So trennst du deinen Müll richtig
- 5 Dinge, die du nicht im Papiermüll entsorgen darfst
- In welchen Müll gehören Taschentücher? Was du wissen solltest
Überarbeitet von Lea Hermann
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