Soja als Lebensmittel ist vielfältig, ihr Einfluss auf die Gesundheit umstritten. Definitiv schlecht ist der Anbau von Sojabohnen für Futter oder Treibstoff. Utopia wirft einen Blick auf die Trend-Bohne.
Sojabohnen sind schwarzbraun bis hellgelb gefärbte Hülsenfrüchte. Als Kulturpflanze stammt die Bohnenart Glycine max von einer Wildform ab, die vermutlich zuerst in China angebaut wurde. Dort kennt man sie seit Jahrtausenden als genügsame Feldfrucht. Sojaprodukte sind in China und Japan traditionell schon lange verbreitet. Aber auch bei uns werden sie immer beliebter.
Was Soja und Sojabohnen beliebt macht
Als Nutzpflanze sind Sojabohnen besonders interessant wegen ihres hohen Eiweißgehalts, je nach Sorte bis zu 40 Prozent! Zudem hat Soja einen für Bohnen ungewöhnlichen Ölgehalt; je nach Region und Klima bis zu 19 Prozent.
Sojaöl gilt mit über 80 Prozent ungesättigten Fettsäuren als sehr gesund. Dazu kommen relativ viel Omega-3-Fettsäuren, reichlich Vitamin E und natürliches Lezithin.
Nicht nur Vegetarier und Veganer wissen das vielfältige Angebot an Sojanahrung als pflanzliche Eiweißquelle zu schätzen. Sojamilch dient auch Menschen als Ersatz, die keine Kuhmilch vertragen. Soja wird häufig als vorbeugend für Allergiker und als Säuglingsnahrung angepriesen. Bestimmten sekundären Pflanzenstoffen aus der Sojabohne, darunter das Phytohormon Isoflavon, werden sogar Heilwirkungen nachgesagt.
Soja hat auch Schattenseiten
Soja kann regelmäßiger Teil einer gesunden Ernährung sein, das beweist nicht zuletzt die asiatische Esskultur. Wissenschaftler warnen aber vor Heilversprechen im Zusammenhang mit Soja. Allergien gegen Sojaeiweiß sind beispielsweise relativ häufig – wenn auch nicht so häufig wie gegen Kuhmilcheiweiß. Für die manchmal behauptete Wirksamkeit der Soja-Isoflavone gegen Wechseljahrs-Beschwerden und als Schutz vor Krebs gibt es bisher keine wissenschaftlich belastbaren Beweise.
Das Bundesamt für Risikobewertung (BfR) rät von Soja als Milchersatz für Säuglinge ab – unter anderem weil die hormonähnliche Wirkung der Isoflavone ungeklärt sei.
Gensoja und regionales Soja
So oder so: „Die meisten deutsche Konsumenten nehmen nahezu täglich in irgendeiner Form Soja zu sich“, sagt Martin Hofstetter von Greenpeace. Der Gentechnikexperte erklärt das damit, dass Sojamehl, -öl oder -lecithin Bestandteile unzähliger konventioneller Lebensmittel seien, beispielsweise Margarine, Schokolade oder Instantsuppen.
Die Verwendung von genverändertem Soja muss dabei in der EU gekennzeichnet sein, sobald 0,9 Prozent Anteil an einer einzelnen Zutat überschritten sind. Sojalebensmittel wie Sojamilch, Tofu oder Sojaöl sind in Deutschland oft als Bioprodukte im Handel und damit nahezu gentechnikfrei – bis auf (maximal 0,9 Prozent) unvermeidbare Verunreinigungen durch parallele Produktions- und Vertriebswege.
Vor Spuren von Gensoja sind allerdings nicht mal mehr Hersteller sicher, die wie beispielsweise die deutsche „Tofurei“ Taifun, nur geprüftes, hierzulande angebautes Biolandsoja verwenden.
Reinhild Benning, Agrarexpertin des BUND, hält mehr heimische Sojaproduktion aus Nachhaltigkeitsgründen für wünschenswert, auch wenn der Anbau der wärmeliebenden Bohne in Europa Grenzen hat. Sie verweist dabei auf Prämien, die es früher in der EU für Bohnen, Linsen und Erbsen gab, und dass diese eiweißreichen, bodenverbessernden Ackerpflanzen dadurch fester Bestandteil der Fruchtfolge waren.
„Die Produktion alternativer Eiweißquellen in Europa wieder zu fördern, wäre nicht nur eine Chance für heimische Biosoja-Produzenten“, sagt Benning. Es könne auch helfen, landwirtschaftliche Produktion und Nahrungskonsum insgesamt klimaverträglicher zu machen. Jedenfalls theoretisch.
Soja wird meistens Tierfutter
In der Praxis sieht das anders aus. Denn einstweilen steigt stattdessen der weltweite Bedarf an Sojaschrot für Tierfutter, und neuerdings wird Soja auch als Kraftstoff immer begehrter. Dabei handelt es sich meist um Gensoja und das bleibt weder für Umwelt noch für die Gesundheit ohne Folgen.
241 Millionen Tonnen Soja gibt der Marktbericht des Saatgutriesen Töpfer International als Weltproduktion für das Erntejahr 2008 an. Nach Angaben von Greenpeace landen über 85 Prozent davon in Mischfuttersäcken. Mehr als 80 Prozent der Gesamtproduktion und des Exports teilen sich die USA, Brasilien und Argentinien. Die steigende Sojanachfrage fordert immer weitere Anbauflächen, was das Ökosystem Erde riesige Regenwaldbestände kostet.
In Argentinien, wo laut Greenpeace der Gensojaanteil 99 Prozent ausmacht, grassierte 2009 eine Dengue-Fieber-Epidemie, die sich auffällig auf die Soja-Anbauregionen konzentrierte. Der argentinische Agrarwissenschaftler Alberto Lapolla machte das Monsanto-Spritzmittel Round Up dafür verantwortlich. Sehr unbequeme Erkenntnisse für Monsanto und den argentinischen Staat. Hat man doch gerade einen Markt für Gensoja als effizienten, umweltfreundlichen Treibstoff entdeckt und pusht dessen Export nach Kräften mit Steuervorteilen, erläuterte damals Martin Hofstetter für Greenpeace.
Der WWF hat sich mit dem Wasserverbrauch beschäftigt, den nach Deutschland importierte Landwirtschaftsprodukte in den Anbauländern verursachen. Für ein Kilo Soja werden danach schon im Anbau 1.800 Liter Wasser verbraucht. Als Futtermittel bis zum Steak auf unserem Teller verfolgt, wächst der „Wasserfußabdruck“ vom Soja noch einmal um mehr als das Achtfache“, so WWF-Experte Roland Gramling. Unterm Strich bleibt der Schluss, dass Soja auf dem Teller einer nachhaltigen Entwicklung zuträglicher sein könnte als in Trog oder Tank!
Text: Gundula C. Oertel
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