Obwohl er oft als lästig gilt, ist Ackersenf in vielerlei Hinsicht mehr Nutzpflanze als Unkraut. Wie du Ackersenf erkennst, welche Teile der Pflanze du verwenden kannst und wozu sie sich eignen, erfährst du in diesem Artikel.
Der Ackersenf gehört zur Familie der Kreuzblütengewächse und zur Gattung der Senfe. Ursprünglich stammt die Pflanze aus dem Mittelmeerraum, gelangte über den Ackerbau nach Nordeuropa und in andere Regionen. Heute ist der Ackersenf weltweit verbreitet, vor allem in Europa, Asien und Nordafrika. Wie der Name sagt, siedelt er sich häufig auf Ackerflächen und Wiesen an, wächst aber auch an Wegen, auf Brachland oder auf Schuttplätzen.
Weil er auf Nutzflächen wächst und gerne in dichten Gruppen auftritt, gilt der Ackersenf gemeinhin als Unkraut. In der Landwirtschaft und in Privatgärten wird er deshalb häufig bekämpft. Tatsächlich hat die Pflanze aber nützliche Eigenschaften und lässt sich zum Beispiel in der Küche oder als Heilkraut anwenden.
Ackersenf erkennen: Die Hauptmerkmale
Der Ackersenf ist eine krautige Pflanze und wird zwischen 20 und 60 Zentimetern hoch. Sein Stängel ist mit feinen, abstehenden Haaren besetzt. Die unteren Blätter sind gefiedert und am Rand zackig. Sie erinnern optisch an Rucola und können bis zu 20 Zentimeter lang werden.
Besonders auffällig sind die schwefelgelben Blüten der Pflanze: Den Kelch formen vier waagerecht abstehende Kelchblätter und vier Kronblätter. In der Blüte sitzen sechs lange Staubblätter.
Dazu bildet der Ackersenf Schoten aus, in denen seine Samen sitzen. Die Schoten sind unbehaart und laufen schnabelförmig zu. Innen sind sie in zwei Fächer aufgeteilt und enthalten jeweils etwa acht bis 13 Samen.
Ackersenf von ähnlichen Pflanzen unterscheiden
Ackersenf lässt sich leicht mit verschiedenen Pflanzen verwechseln. Sehr ähnlich sieht er mit seinen gelben Blüten zum Beispiel dem Raps. Aber auch mit dem Weißen Senf und dem Acker-Hederich kannst du den Ackersenf verwechseln. Er ist deshalb auch unter dem Namen „Falscher Hederich“ bekannt. Es gibt aber eindeutige Unterschiede, anhand derer du die Pflanzen trotzdem auseinanderhalten kannst.
- Vom Raps kannst du Ackersenf gut unterscheiden, indem du auf die Blütezeit achtest. Während sich Rapsblüten auf den Feldern im April und Mai zeigen, blüht Senf erst in den Sommermonaten – meist ab August, seltener auch schon im Juni oder Juli und bis in den Oktober hinein. Eine weitere Möglichkeit ist der Geruchstest: Während von Raps ein charakteristisch intensiver Geruch ausgeht, ist Ackersenf eher schwach im Geruch.
- Der Weiße Senf lässt sich anhand des Stängels und der Schoten vom Ackersenf unterscheiden. Ackersenf hat einen behaarten Ständel, der Stängel des Weißen Senfs ist dagegen fast kahl. Die Samenschoten beider Arten sind schnabelförmig, wobei die Schoten des Weißen Senfs größtenteils säbelartig gekrümmt und platt sind. Die Schoten des Ackersenfs haben eine rundlichere Form und wachsen gerade.
- Vom Acker-Hederich (oder Acker-Rettich) kannst du den Ackersenf mit einem genauen Blick auf die Blütenkelche unterscheiden: Die Kelchblätter des Hederichs weisen nach oben, die des Ackersenfs stehen waagerecht. Leicht einprägen kannst du dir das mithilfe des Merkspruchs „Senf senkt, Hederich hebt.“
Ackersenf in der Küche
Grundsätzlich kannst du alle Pflanzenteile des Ackersenfs essen. Verwendet werden vor allem die Samenkörner, die Blätter und die Blüten. Aber auch die Wurzeln, Stängel und Triebe eignen sich für kulinarische Zwecke. Wegen der enthaltenen Senföle schmecken nicht nur die Samen, sondern auch die anderen Teile der Pflanze scharf und senfähnlich.
- Die Wurzeln des Ackersenfs haben eine ähnliche Schärfe wie Rettich. Im Frühjahr kannst du sie ernten, fein hacken und damit verschiedene Speisen würzen.
- Die Blätter, Triebe und Stängel der Pflanze machen sich gut in Salaten oder kleingeschnitten als Zutat für selbstgemachte Kräuterbutter und selbstgemachten Kräuterquark. Sie haben eine angenehme Schärfe und können von April bis Juni geerntet werden.
- Wenn sie noch nicht aufgeblüht sind, kannst du die Blütenstände (der Teil, der die Blüten hält) des Ackersenfs dünsten und ähnlich wie Brokkoli zubereiten. Die Blüten eignen sich gut als Dekoration für Salate oder Suppen.
- Die Samen des Ackersenfs reifen zwischen September und Oktober aus. Du kannst sie zu eigenem Senf vermahlen. Ideen dafür findest du hier: Senf selber machen: Einfaches Rezept mit 4 Varianten.
Wenn du Ackersenf im eigenen Garten hast, kannst du ihn also in der Küche nutzen, statt ihn als Unkraut zu entsorgen. Auch in der freien Natur kannst du die Pflanze sammeln, zum Beispiel am Wegrand oder auf Wiesen. Wichtig: Meide aber unbedingt Felder, wenn du nicht ausschließen kannst, dass sie mit Pestiziden behandelt sind.
Heilwirkung von Ackersenf
Auch in der Kräuterheilkunde kommt Ackersenf eine Bedeutung zu. Traditionell wird er zum Beispiel gegen rheumatische Schmerzen, Atemwegserkrankungen, Gelenkschmerzen und Verdauungsbeschwerden angewendet. Dabei kommen hauptsächlich die Samen, aber auch andere Pflanzenteile zum Einsatz.
Je nachdem, gegen welche Beschwerden der Ackersenf helfen soll, ist er innerlich oder äußerlich anwendbar. Ein Tee aus den Samen der Pflanze soll angeblich Halsschmerzen und Verdauungsprobleme lindern können. Auch die Blätter sollen scheinbar den Stoffwechsel anregen und so zum Beispiel bei Verstopfung nützlich sein. Äußerlich anwenden kannst du Ackersenf in Form von Breiumschlägen. Die zerstampften Senfkörner reizen die Haut und sollen somit die Durchblutung fördern. Wichtig: Auf offene Wunden solltest du die Umschläge aber auf keinen Fall legen, da sie sie zusätzlich reizen können.
Gut zu wissen: Zur Wirksamkeit von Ackersenf im Besonderen gibt es keine aussagekräftigen wissenschaftlichen Studien. Erwiesen ist aber die heilende Wirkung von Senföl im Allgemeinen. Senföle bekämpfen zum Beispiel Bakterien, Pilze und Viren und gelten damit als pflanzliches Antibiotikum.
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Überarbeitet von Paula Boslau
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