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Was ist Mikroplastik? Eine Definition

Mikroplastik
Foto: 5Gyres / Oregon State University unter CC BY-SA 2.0

Dass winzige Plastikteilchen in der Umwelt ein Problem sind, hat sich herum gesprochen. Längst behaupten Kosmetikhersteller, auf Mikroplastik zu verzichten. Doch was genau unter dem Begriff verstanden wird, da gehen die Vorstellungen auseinander.

Was ist Mikroplastik?

Mikrokunststoff wird zum einen gezielt industriell hergestellt, um dann in Produkten wie Kosmetika oder Reinigungsmitteln Verwendung zu finden (primäres Mikroplastik). Zum anderen entstehen solche Teilchen auch dann, wenn größere Kunststoffteile mit der Zeit zerfallen (sekundäres Mikroplastik) – dazu gehören nicht nur Plastiktüten im Meer, sondern auch zum Beispiel Kleidung aus Synthetikfasern und Autoreifen.

Viele Kosmetikhersteller geben inzwischen an, auf Mikroplastik zu verzichten oder bald verzichten zu wollen. Aber: Die meisten (konventionellen) Unternehmen verstehen darunter ausschließlich feste Plastikpartikel wie etwa Polyethylen (PE). Solche Partikel kommen zum Beispiel in Peelings und Duschgels vor und sind oft als kleine Kügelchen erkennbar.

Umweltschutzorganisationen wie Greenpeace und BUND warnen vor deutlich mehr Kunststoffen in Kosmetika und fassen unter den Begriff Mikroplastik auch Kunststoffe (Polymere), die wasserlöslich sind oder in den Produkten in flüssiger, gelförmiger oder wachsförmiger Struktur oder in Nanogröße vorkommen können.

Mikroplastik ist Bestandteil vieler Pflegeprodukte, z.B. Peelings
Nicht immer ist Mikroplastik mit dem bloßen Auge zu erkennen. (Foto: Utopia)

Offizielle Mikroplastik-Definitionen

Während es keine international verbindliche Definition gibt, arbeiten viele offizielle Stellen – Ämter, Behörden, die Vereinten Nationen – und auch Zertifizierer mit einer relativ einheitlichen Definition, der zufolge Kunststoff-Partikel mit einer Größe unter 5 Millimetern als Mikroplastik gelten.

So schreibt beispielsweise das Umweltbundesamt:

„Mikroplastik sind Plastik-Partikel, die fünf Millimeter und kleiner sind.“

Das United Nations Environmental Program (UNEP) schreibt analog dazu: „‚Microplastics are routinely defined as small particles or fragments of plastic measuring less than 5 mm in diameter.“

In den gesetzlichen Kriterien für das EU-Ecolabel, das zum Beispiel an Reinigungsmittel vergeben wird, heißt es: „‚microplastic’ means particles with a size of below 5 mm of insoluble macromolecular plastic“ und auch der Blaue Engel definiert Mikroplastik als „Partikel aus Kunststoff in einer Größe von 100 nm bis 5 mm“, wobei noch kleinere Partikel in den Nano-Bereich fallen.

Was also all diese Definitionen gemeinsam haben: Es geht um Partikel, d.h. feste Kunststoffteilchen, die nicht wasserlöslich sind. Dabei nicht berücksichtigt sind wasserlösliche, gelförmige, wachsförmige oder flüssige Polymere (Kunststoffe).

Das Umweltbundesamt begründet dies: „Bei wasserlöslichen synthetischen Polymeren kann für jedes Polymer individuell die klassische Bewertung nach Chemikalienrecht erfolgen.“ Und: „Weiterhin sind hier physikalische Schäden des Magen-Darm-Traktes sowie die Verdrängung von Nahrung nicht zu befürchten, da hier keine Feststoffe vorliegen.“

Mikroplastik in Kosmetik erkennen
Umweltschutzorganisationen warnen vor allen synthetischen Polymeren in Komsetika. (Foto: © Utopia)

Umweltschutzorganisationen: alle Kunststoffe meiden

Greenpeace dagegen schreibt:

„Mikrokunststoffe schließt als Begriff alle synthetischen Polymere ein – unabhängig von deren Polymersorte, Aggregatzustand bzw. Formmasse, Größenbegrenzung, Löslichkeit oder auch Funktion im Produkt.“

Der BUND bezeichnet zwar „feste und unlösliche synthetische Polymere“ als Mikroplastik, setzt sich aber dennoch auch gegen den Einsatz anderer Polymere ein:

„Die Kosmetikindustrie verwendet nicht nur partikuläres Mikroplastik, sondern auch andere synthetische Kunststoffe – diese können in Wasser quellbar und zum Teil auch löslich sein. Da Abbauwege und Umweltauswirkungen von flüssigen Kunststoffen ungeklärt sind und ein nachträgliches Entfernen aus der Umwelt nicht möglich ist, muss gemäß dem Vorsorgeprinzip der Eintrag verhindert werden.“

In seinem Einkaufsratgeber listet der BUND daher unter „Die häufigsten Kunststoffe in Kosmetika und ihre Abkürzungen“ Polymere unabhängig von ihrer Größe, Struktur und Löslichkeit.

Die Negativ-Liste von Greenpeace ist noch umfangreicher; Greenpeace listet als zu vermeidende Stoffe auch Silikone auf, denn auch hier handelt es sich um synthetische Polymere.

Übereinstimmend raten Greenpeace und BUND von folgenden Inhaltsstoffen in Kosmetika ab:

  • Acrylate Copolymer (AC)
  • Acrylate Crosspolymer (ACS)
  • Polyamide (PA, Nylon-6, Nylon-12)
  • Polyacrylate (PA)
  • Polymethylmethacrylate (PMMA)
  • Polyethylene (PE)
  • Polyethylenterephthalate (PET)
  • Polypropylene (PP)
  • Polystyrene (PS)
  • Polyurethane (PUR)

Das Hauptargument der Umweltorganisationen: Synthetische Polymere sind in ihren Umweltauswirkungen größtenteils noch nicht ausreichend erforscht und sollten daher besser gemieden werden.

Auch Öko-Test schrieb 2017:

„Lösliche und nanogroße Kunststoffpartikel […] hat die Wissenschaft nicht etwa als unschädlich bewertet – es mangelt bislang schlicht an verlässlichen Untersuchungen. Die Hersteller definieren das Problem also einfach weg.“

Warum wir von Kunststoffen in Kosmetik und Reinigungsmitteln abraten

Allein, dass wir noch nicht genau wissen, was synthetische Polymere aus Pflege- und Reinigungsprodukten in der Umwelt anrichten, sollte Grund genug sein, wann immer möglich darauf zu verzichten.

Wir möchten dem noch hinzufügen: Synthetische Kunststoffe in egal welcher Form basieren auf dem problematischen und knappen Rohstoff Erdöl. Insbesondere für Kosmetik, Pflege- und Reinigungsprodukte halten wir solche Polymere daher nicht für sinnvoll – zumal viele ökologisch arbeitende Unternehmen längst zeigen, dass es auch ohne geht.

  • In unserer Definition schließen wir uns der Mehrheit an: Mikroplastik sind Plastikpartikel mit einer Größe unter 5 Millimeter. Produkte, die Mikroplastik enthalten, empfehlen wir niemals.
  • Allerdings finden wir auch, dass alle anderen synthetischen Polymere in Kosmetik- und Reinigungsprodukten unnötig sind und raten davon ab – wir bezeichnen diese Stoffe mitunter als „Mikroplastik im weiteren Sinne“, da es sich ja sehr wohl um Kunststoffe handelt.
  • Das kann zum Beispiel die Stoffe Acrylates Copolymer (AC), Acrylates Crosspolymer (ACS), Polyquaternium (PQ) und Polyacrylate (PA) betreffen.
  • Wenn es um Kosmetik geht, ist Naturkosmetik grundsätzlich empfehlenswerter als konventionelle Produkte: Naturkosmetik enthält niemals Mikroplastik.

Weitere Informationen findest du auch in der Öko-Test-Ausgabe 11/18** zum Thema Mikroplastik:

Mikroplastik-Artikel aus Öko-Test als ePaper**

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