Ein Baukasten-System, Flüssigwaschmittel oder doch Pulver? Was ist nachhaltiger? Und wo liegt überhaupt der Unterschied? Wir zeigen dir, welche Mittel die Umwelt am wenigsten belasten – und deine Wäsche trotzdem gründlich säubern.
Etwa 630.00 Tonnen Waschmittel werden laut Umweltbundesamt jährlich in Deutschland verbraucht – das sind fast acht Kilo pro Kopf. Konventionelle Waschmittel enthalten oft Tenside auf Erdölbasis, Duftstoffe und optische Aufheller, die das Abwasser belasten und unserer Gesundheit schaden. Natürlich sind Waschmittel für saubere Kleidung unentbehrlich – aber welche Sorte ist am verträglichsten für die Umwelt?
Das Umweltbundesamt sagt klar: Ein umweltfreundliches Waschmittel gibt es nicht. Trotzdem kann man mit einigen Öko-Waschmitteln schon viel richtig machen: Sie enthalten Inhaltsstoffe aus pflanzlichen und mineralischen Rohstoffen, die sich meist leichter abbauen lassen und die Haut nicht so schnell reizen. (Empfehlenswerte Marken findest du zum Beispiel hier: Waschmittel: Ökologisch Wäsche waschen.)
Wer es genauer wissen möchte, kann neben dem Hersteller auch auf die Art des Waschmittels achten. Die meisten Mittel lassen sich in Flüssigwaschmittel oder Pulver, Konzentrate und Baukastensysteme aufteilen. Welche Waschmittelart ist am nachhaltigsten?
Waschpulver: Klassiker mit klaren Vorteilen
Waschpulver hat einige entscheidende Vorzüge: Es ist meist in Pappboxen erhältlich – eine besonders umweltfreundliche Verpackung. Außerdem lässt es sich mit einem Messbecher genau dosieren: So kannst du nur so viel verwenden, wie du für die Größe deiner Waschladung und den Grad der Verschmutzung brauchst. Wenn du das Pulver genau abmisst, bleiben auch keine Waschmittelrückstände auf deiner Kleidung zurück. Das trockene Pulver benötigt außerdem keine schwer abbaubaren Konservierungsstoffe. Laut Markus Gast, Experte des Umweltbundesamts, hat Pulver meist eine bessere Waschleistung. Er empfiehlt, mit hochkonzentrierten Waschpulvern zu waschen.
Beim Waschpulver-Kauf solltest du außerdem auf folgendes achten:
- Kaufe keine Waschmittel, die umweltschädliche Wasserenthärter enthalten. Die Stoffe sorgen zwar dafür, dass du bei hartem Wasser weniger Pulver verwenden musst – einige sind aber extrem umweltschädlich. Phosphate können zum Beispiel dazu führen, dass Gewässer „umkippen“ – sie sind heute nur noch in sehr geringen Mengen erlaubt. Andere gängige Enthärter lassen sich nur schwer abbauen. „Grünere“ Waschmittel enthalten häufig Zeolith A, Citrat oder Silikate – diese Stoffe belasten die Umwelt weniger.
- Vermeide außerdem Waschpulver mit optischen Aufhellern. Sie tragen nichts zur Waschwirkung bei. Die Partikel wirken eher wie UV-Filter, die blaues Licht erzeugen und vergilbte Wäsche so weißer erscheinen lassen. Außerdem belasten sie unsere Gewässer, da sie nur sehr schwer abbaubar sind.
- Worauf du sonst noch achten solltest, erfährst du in diesem Artikel: Die schlimmsten Inhaltsstoffe in Reinigungsmitteln
Flüssig oder Pulver? Flüssigwaschmittel hat viele Nachteile
Viele Leute schwören auf Flüssigwaschmittel, weil es keine weißen Rückstände auf der Wäsche hinterlässt. Das liegt daran, dass es meist keine Wasserenthärter oder Bleichmittel enthält – anders als Waschpulver. Außerdem lässt es sich unkompliziert anwenden und ist in handlichen Mengen erhältlich.
Soll man nun Flüssigwaschmittel oder Pulver kaufen? Eher letzteres. Denn in vielen Punkten kann flüssiges Waschmittel mit normalem Pulver nicht mithalten:
- Es erzielt nicht die gleiche Waschleistung – in der Regel braucht man größere Mengen an Waschmittel, um das gleiche Ergebnis zu erzielen.
- Dadurch gelangen mehr Schadstoffe pro Waschgang in den Wasserkreislauf. Kläranlagen können Tenside, Phosphate, Duftstoffe und weitere schädliche Zusätze nämlich nicht gut herausfiltern und leiten sie in Gewässer weiter. Die meisten dieser Inhaltsstoffe sind außerdem nur schwer biologisch abbaubar.
- Auch Obst-, Kaffee- und Rotweinflecken lassen sich zum Beispiel viel schwieriger entfernen.
- Flüssige Waschmittel enthalten Konservierungsstoffe, um ähnlich lange haltbar zu bleiben wie Waschpulver. Für die Umwelt sind diese Stoffe besonders problematisch: Viele Konservierungsstoffe können Allergien auslösen – einige Mittel enthalten sogar geringe Mengen an Formaldehyd, welches Kopfschmerzen, Schleimhautreizungen, Übelkeit, Atemprobleme sowie Asthma auslösen kann und im Verdacht steht, krebserregend zu sein. Außerdem sind die Verbindungen schwer abbaubar und reichern sich in der Umwelt an – für viele Wasserorganismen sind sie giftig.
- Flüssiges Waschmittel ist meist in Plastik verpackt. Dadurch, dass viele Sorten in kleineren Mengen abgefüllt werden, entsteht mehr Plastikmüll – viele Container kannst du aber zum Beispiel in Unverpackt-Läden wieder auffüllen.
Einzig die Herstellung von Flüssigwaschmittel scheint energiesparender zu sein: Waschpulver muss sprühgetrocknet werden, Flüssigwaschmittel nicht. „Dem steht jedoch eine Energieersparnis der Pulver bei Transport und Anwendung gegenüber,“ erklärt Markus Gast vom Umweltbundesamt.
Waschmittel-Konzentrat: Kompakt und nachhaltig
Generell gilt: Je höher ein Waschmittel konzentriert ist, desto ergiebiger ist es auch. Wenn du pro Waschgang weniger Mittel benutzen musst, sparst du Geld, Verpackung und schonst in den meisten Fällen die Umwelt. Denn sogenannte Superkompaktate enthalten auch weniger Zusatzstoffe. So gelangen pro Waschgang weniger Chemikalien ins Wasser. Laut BR werden sie außerdem unter geringerem Energieaufwand hergestellt.
Oft werden Waschmittel-Konzentrate konkret als solche beworben. Wenn du dir unsicher bist, reicht ein Blick auf die Bedienungsanweisung: Je weniger Mittel du pro Waschgang verwenden solltest, desto konzentrierter ist es. Die meisten kompakten Waschmittel sind etwas teurer als Konkurrenzprodukte – dafür reicht die gleiche Menge aber auch für mehr Waschgänge.
Baukasten-Waschmittel: DIY-Set für saubere Wäsche
Mit Baukasten-Waschmitteln kannst du dein Waschmittel den Anforderungen jedes Waschgangs genau anpassen – indem du es selbst zusammenstellst. Die Sets bestehen aus einem Basis-Waschmittel, einem Wasserenthärter und Bleichmittel – die einzelnen Zutaten kombinierst du erst kurz vor dem Waschen miteinander. Wenn deine Gegend über weiches Wasser verfügst, was immerhin auf 20 Prozent der deutschen Haushalte zutrifft, kannst du den Enthärter ganz weglassen. Wenn deine Wäsche keine hartnäckigen Flecken aufweist, brauchst du kein aggressives Bleichmittel.
Kurz gesagt: Du kannst nur so viel der einzelnen Bausteine verwenden, wie du benötigst – und so die Umweltbelastung minimieren. Dabei reichen die drei Bestandteile völlig aus, um alle Flecken zu bekämpfen – vor allem, wenn du schwierige Verschmutzungen wie gewohnt vorbehandelst. Die einzelnen Komponenten kannst du einfach nachkaufen – viele ökologische Waschmittel-Hersteller wie zum Beispiel Sonett bieten die Systeme bereits an.
Achtung: Die meisten Bleichmittel sind für die Umwelt nur schwer verträglich – sie belasten unsere Gewässer mit schwer abbaubaren Halogenverbindungen oder vergiften Wasserorganismen mit Borsalzen. Verwende sie deshalb sparsam.
Waschnüsse: Besser als Flüssigwaschmittel oder Pulver?
Dieses traditionelle Waschmittel aus Indien hat in Deutschland in den vergangenen Jahren einen regelrechten Hype ausgelöst – auch wegen seiner einfachen Anwendung: Knacke die Nuss, stecke Teile in ein Baumwollsäckchen und lege dieses in die Waschmaschine – und das war‘s. Keine Chemie. Keine Umweltschäden. Wenn du deine Waschmaschine auf unter 60 Grad einstellst, reichen fünf bis sieben halbe Walnussschalen sogar für mehrere Waschgänge.
Mit der Waschleistung gewöhnlicher Waschmittel sind die Nüsse jedoch nicht zu vergleichen – das zeigten auch Untersuchungen des Verbraucherportals Öko-Test. Sie bewerteten die Nüsse als „alles andere als überzeugend“. Auch bei Stiftung Warentest schnitten Waschnüsse schlecht ab: Schon nach sechs Wäschen mit Waschnüssen waren die weißen Test-Textilien nicht mehr weiß und nach 20 Wäschen „zu einem satten Grau verdunkelt“. Außerdem berichtet die Süddeutsche Zeitung, dass die starke Nachfrage aus Europa zu einer „Preisexplosion“ im Herkunftsland Indien geführt hat. Allein zwischen 2003 und 2010 habe sich der Preis versechsfacht – für viele Inder würden die Nüsse dadurch unerschwinglich.
Tipp: Auch aus den bei uns heimischen Kastanien kannst du Waschmittel herstellen – eine einfache Anleitung findest du hier: Waschmittel selber machen – aus Kastanien
Nachhaltig Wäsche waschen: Auch das kannst du tun
Ob du ein Baukasten-, ein Flüssigwaschmittel oder Pulver kaufst, ist nicht der einzige ausschlaggebende Punkt. Es gibt noch viele andere Möglichkeiten, wie du beim Wäschewaschen die Umwelt schonen kannst:
- Von Marke zu Marke unterscheiden sich Waschmittel stark – vor allem, was ihre Umweltbilanz angeht. Produkte mit möglichst umweltschonenden Inhaltsstoffen findest du zum Beispiel auf unserer Waschmittel-Bestenliste.
- Belade deine Waschmaschine möglichst voll. So musst du weniger Waschmittel verwenden und sparst auch Wasser und Energie.
- Wasche deine Wäsche immer bei möglichst niedrigen Temperaturen – wieso 60 Grad, wenn es 40 auch tun? So sparst du Energie.
- Kaufe nicht die billigste Waschmaschine – das sind häufig echte Stromschleudern! Wirf stattdessen einen Blick auf diese sparsamen Modelle: Die energieeffizientesten Waschmaschinen
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