Seit Wochen demonstrieren Schüler in vielen deutschen Städten für mehr Klimaschutz. Weil sie dafür Unterricht schwänzen, gab es immer wieder Kritik von verschiedenen Politikern und Ministerien. In der ersten Stadt verhängen Schulen nun Geldstrafen für die Eltern von streikenden Schülern.
Am 15. März fand der bislang größte globale Schulstreik fürs Klima statt: Allein in Berlin waren bis zu 20.000 Teilnehmer dabei. Aber auch nach diesem Höhepunkt gehen die Freitagsproteste in mehreren deutschen Städten weiter. Viele Schulen stört jedoch, dass die Demonstrationen während der Unterrichtszeit stattfinden.
Ein Gymnasium in München hat nun angekündigt, strikter gegen streikende Schüler vorzugehen. Was genau das bedeutet, erklärt der Direkter des Wilhelm-Hausenstein-Gymnasiums in einem Rundbrief, aus dem die Süddeutsche Zeitung online (SZ online) zitiert. Demnach drohen den Schülern ab sofort nicht nur „Ordnungsmaßnahmen“ wie etwa Verweise, sondern auch Bußgelder. „Jeder weiß jetzt, was Sache ist“, soll der Direktor gesagt haben.
Schulstreiks sind gegen das Gesetz
Der Schuldirektor begründet die harten Maßnahmen damit, dass die Schule den Unterricht gewährleisten müsse – auch am Freitag. „Wir können uns nicht auf Dauer gegen das Gesetz stellen.“ Bislang habe die Schule wohlwollend reagiert, wenn Schüler freitags fehlten.
Gegen die Proteste selbst habe die Schule nichts einzuwenden. Allerdings reiche es nicht aus, sich nur während der Schulzeit daran zu beteiligen. Es brauche mehr Einsatz, außerdem müsse man die eigenen Lebensgewohnheiten prüfen, zitiert SZ online aus dem Rundschreiben des Schuldirektors.
Streiken könnte teuer werden
Wie hoch das Bußgeld sein wird, ist unklar. Die SZ online berichtet von einem Lehrer, der von 350 Euro gesprochen habe. Bestätigt ist diese Summe jedoch nicht. Zuständig für die Bußgelder ist das Referat für Bildung und Sport.
Womöglich werden noch mehr Schulen Bußgelder einführen. Der Direktor des Wilhelm-Hausenstein-Gymnasiums hat sich mit anderen Schulen zu den Fridays-for-Future-Protesten beraten. Auch sie wollen „zu deutlicheren Maßnahmen greifen“, schreibt SZ online.
Geldstrafen gegen Fridays-for-Future sind der falsche Weg
Utopia meint: Es stimmt: Die Klimaproteste bringen wenig, wenn es nur bei Protesten bleibt. Für wirklichen Klimaschutz braucht es vor allem politische Veränderungen. Außerdem muss jeder Einzelne seine umweltschädlichen Lebensgewohnheiten überdenken – das gilt sowohl für Schüler als auch Erwachsene.
Aber die Schüler haben mit ihren Protesten etwas Außergewöhnliches erreicht: Seit Monaten ist Klimaschutz ein Thema in der Öffentlichkeit, Politiker diskutieren darüber, Medien schalten Sondersendungen. Wenn die Schüler erst nach Schulschluss protestieren, verliert die Fridays-for-Future-Bewegung diese Aufmerksamkeit wahrscheinlich.
Gleichzeitig sind die Bedenken der Schulen nachvollziehbar, auf lange Sicht verlieren sie durch die Streiks viele Unterrichtsstunden. Aber: Die Diskussion um die Schulpflicht liest sich im Vergleich zu den Problemen, die der Klimawandel mit sich bringt, doch etwas schmalspurig. Und man wird doch eine andere Lösung finden, als die Eltern von streikenden Schülern zur Kasse zu bitten. Oder andersherum: Wir würden uns wünschen, dass Schulen und Politiker sich genauso stark für den Klimaschutz einsetzen, wie sie es für die Schulpflicht tun.
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