Eine Instagrammerin aus Münster ist in einen Schweinezucht-Betrieb eingebrochen und hat dort heimlich gefilmt. Mit ihrem Video zeigt sie, wie das System Massentierhaltung funktioniert – und was es für die Tiere bedeutet.
Jede Person in Deutschland isst im Jahr durchschnittlich rund 60 Kilogramm Fleisch – etwa zwei Drittel davon ist Schweinefleisch. Die Schweine werden (für konventionelles Fleisch) in Massenbetrieben herangezüchtet.
Die Bloggerin und Instagrammerin Pia Schulze (Instagram-Name: Pia Kraftfutter) wollte wissen, wie es in solchen Anlagen aussieht. Gemeinsam mit weiteren Aktivisten ist sie laut eigenen Angaben in einer Nacht im Winter in eine Ferkelproduktionsanlage eingebrochen und hat dort heimlich gefilmt. Die Aufnahmen machen betroffen.
Künstliche Befruchtung in Mini-Käfigen
In dem Video ist zu sehen, wie die Schweine in den verschiedenen „Abteilungen“ leben. Es gibt einen Bereich, in dem die ausgewachsenen Sauen besamt werden. Die Tiere stehen einzeln in kleinen vergitterten Käfigen. Sie haben nicht genug Platz, um sich umzudrehen oder ein paar Schritte zu gehen, sie können nur liegen oder sitzen.
Die Fortpflanzung findet nicht auf natürlichem Wege statt, die Schweine werden künstlich befruchtet. Man sieht die sogenannten Besamungstrichter, die mit Wäscheklammern an Stangen oberhalb der Käfige befestigt sind.
Trostlose Zustände für die Schweine
Nach der Besamung bleiben die Sauen ungefähr einen Monat in den Käfigen, erklärt Schulze. Danach kommen sie für etwa zwei Monate in die Gruppenhaltung, das heißt sie teilen sich einen etwas größeren Bereich mit mehreren Tieren. Aber auch die Gruppenhaltung sieht trostlos aus: Boden, Gitterstäbe, Wand, kein Tageslicht.
Die Sauen sind etwa drei Monate lang trächtig, bis sie in den sogenannten „Abferkel-Bereich“ kommen. Dort bringen sie ihre Ferkel auf die Welt. Die erwachsenen Sauen sind wieder in einen körpergroßen Metallkäfig eingesperrt, damit sie die Jungtiere nicht aus Versehen erdrücken. Unter normalen Umständen würde das nicht passieren, erklärt Schulze. Da die Tiere aber so wenig Platz haben, besteht das Risiko, dass die Ferkel von der Mutter eingequetscht werden.
Nach 30 Tagen werden die Ferkel weggebracht – und die Sau auf eine neue Besamung vorbereitet. Die Prozedur wiederholt sich so oft, bis das Tier „nicht mehr kann“, sagt Schulze.
Instagram löscht Post mit Bildern verletzter Tiere
In dem achtminütigen Video sieht man auch jede Menge erschreckende Bilder: Tiefe Schnittwunden, eine blutige Käfigwand und tote Ferkel, die auf dem Boden liegen. Ein Ferkel hat keine Hinterklauen mehr – es sieht aus, als ob die Füße abgebissen wurden.
„So grausam die Aufnahmen von diesen Ferkeln auch sein mögen. Eigentlich kannst du als Tier nur froh sein, wenn du in so einem jungen Alter schon stirbst, weil dich danach nur ein Leben in enger Gefangenschaft und unendlicher Ausbeute erwartet“, sagt Schulze im Video. Sie hatte einige Bilder aus dem Betrieb auch auf Instagram gepostet, der ursprüngliche Post wurde jedoch gelöscht, da er „gegen die Guidelines zu Gewalt verstößt“.
Hier das Video in voller Länge bei YouTube:
Kein Angriff auf Landwirte
Um keine Keime in die Ferkelproduktionsanlage hinein zu tragen, haben Schulze und die anderen Aktivisten Schutzkleidung getragen und mehrfach gewechselt. Es sei gar nicht so schwer gewesen, in den Betrieb einzubrechen. Die Tür zum Abferkel-Bereich sei offen gewesen.
Schulze hat für ihr Video neben viel Lob auch Kritik erhalten, unter anderem von Landwirten. Gegenüber Utopia betont die Bloggerin: „Wir möchten weder die Landwirtschaft, noch die Schweinebauern angreifen oder verurteilen. Wir möchten mit dieser Recherche zeigen, dass die Nachfrage von tierischen Produkten solche Haltungsformen hervorbringt.“
Viel Fleisch – viel Massentierhaltung
Die Zustände in dem Betrieb sind keine Ausnahme – sondern gängige Norm. Schulze zufolge werden dort alle gesetzlichen Vorlagen eingehalten. Ebenfalls eine traurige Realität: Wie eine Studie vergangenes Jahr herausfand, landen in Deutschland jedes Jahr mehr als 13 Millionen Schweine im Müll. Die Tiere sterben in den Zuchtanlagen, während des Transports oder in den Schlachthöfen, noch bevor sie geschlachtet werden können.
Um Massentierhaltung nicht zu unterstützen, sollte man also vor allem eines tun: Weniger oder gar kein Fleisch essen. Und wenn es doch einmal Fleisch sein soll, dann nur in Bio-Qualität. Das gilt auch für andere tierische Produkte wie Milch, Eier oder Käse.
Weiterlesen auf Utopia.de:
- 10 einfache Tipps für weniger tierische Produkte
- Wichtige Tierschutzorganisationen: Diese solltest du kennen
- Vegetarier werden: einfache Tipps für Einsteiger
- Fleisch-Labels und -Siegel der Discounter: Sauerei im Kühlregal
War dieser Artikel interessant?