Das NCP-Siegel zertifiziert Naturprodukte, die frei von Mikroplastik und Gentechnik sind. Der Fokus liegt auf Spielzeug, Hygieneartikeln und anderen Haushaltsartikeln – eine große Bandbreite aus dem Bereich Non-Food. Doch wie streng ist das Siegel?
Alltagsprodukte aus natürlichen Rohstoffen mit Rücksicht auf die Umwelt – dafür steht das Siegel NCP („Nature Care Product“). Dahinter steht die Gesellschaft für angewandte Wirtschaftsethik (GfaW), die von der Agrarwissenschaftlerin Sophie v. Lilienfeld-Toal gegründet wurde. Die GfaW hat sich zum Ziel gesetzt, nachhaltige Unternehmen und Produkte mit jeweils eigenen Siegeln zu zertifizieren. Das NCP-Siegel soll für Non-Food-Produkte das sein, was das Bio-Siegel für Lebensmittel ist: Eine sinnvolle Orientierung für Verbraucher im Supermarkt. Es existiert aber erst seit 2015, weswegen es bisher noch nicht sehr verbreitet ist. Unter anderem tragen einige Produkte von Sonett das NCP-Siegel.
- Vergeben in: weltweit
- Vergeben von: Gesellschaft für angewandte Wirtschaftsethik
- Kategorie: Non-Food
- Produkte: Wasch- und Reinigungsmittel, Spielzeug, Hygieneartikel, Schreibwaren
- Verbreitung: mittel
- Utopia-Bewertung: empfehlenswert
Die Kriterien des NCP-Siegels
Das NCP-Siegel erhalten Unternehmen für ein Produkt, das so natürlich wie möglich hergestellt wird. Eine Expertengruppe definiert immer wieder neu, was das genau bedeutet: Beispielsweise müssen Hersteller synthetische Ausgangsmaterialien durch pflanzliche oder manchmal auch tierische Stoffe ersetzen – im besten Fall aus ökologischer Landwirtschaft. Eine Positivliste macht transparent, welche Biozide und Pflanzenschutzmittel Hersteller verwenden dürfen. Die wichtigsten Kriterien des NCP-Labels im Überblick:
- Inhaltsstoffe aus pflanzlichem und/oder tierischem Ursprung
- frei von Mikroplastik
- frei von synthetischen Silikonen und Tensiden
- kein Einsatz von Gentechnik
- keine Tierversuche (außer gesetzlich verpflichtende)
- Vermeidung von Palmöl
- recycelbare Verpackung
Neben dem einfachen NCP-Siegel gibt es das gleiche Siegel noch mit dem Zusatz „vegan“. Dafür müssen Hersteller das Produkt weder aus, noch durch tierische Bestandteile produzieren. Wenn mindestens 95 Prozent der Rohstoffe aus ökologischer Landwirtschaft stammen, darf das Produkt auch die Bezeichnungen „Bio Care Product“ oder „Organic Care Product“ tragen und wird als „Bio-Produkt“ beschrieben (PDF).
Explizit verboten sind eine ganze Reihe von Stoffen, die schon lange wegen ihrer gesundheitlichen Auswirkungen in der Kritik stehen, zum Beispiel:
- PEG und PEG-Derivate
- synthetische Duftstoffe
- Quecksilber
- Weichmacher (Phtalate)
- Moschus-Verbindungen
- halogenorganische Verbindungen
Zertifizierung und Kontrollen
Die Zertifizierungsstelle EcoControl überprüft, ob ein Produkt den Kriterien entspricht. Auch Fair Trade arbeitet mit EcoControl zusammen. Im Fokus stehen die Ausgangsstoffe, die Prozesse bei der Herstellung sowie die eingesetzten Hilfsstoffe. Der Hersteller muss zudem unterschreiben, dass er keine gentechnisch veränderten Produkte einsetzt (GVO-Freiheitserklärung). Jedes Jahr kontrolliert EcoControl in Vor-Ort-Audits, ob die Kriterien auch eingehalten werden. Bei einem Verstoß muss der Hersteller – je nach Schwere des Verstoßes – innerhalb einer bestimmten Frist nachbessern. Andernfalls wird ihm das Siegel entzogen.
Kritik am NCP-Siegel
Das Siegel NCP ist noch recht neu. Das Verbraucherportal der Bundesregierung „Siegelklarheit“ stuft das Label als „sehr gute Wahl“ ein. Trotzdem übt das Portal auch Kritik: Die Ergebnisse der Audits sind nicht öffentlich einsehbar. Wirkung und Fortschritt der Nachhaltigkeitsziele werden zudem nicht gemessen. Denn das Siegel fordert nur einen bestimmten Status quo ein. Auch das Umweltmanagement fließe zu wenig in das Siegel mit ein: Energieverbrauch, Wassernutzung und Abfallproduktion werden nur teilweise berücksichtigt, so die Kritik.
Verbraucher sollten wissen, dass beim NCP-Siegel der Schwerpunkt auf den verwendeten Inhaltsstoffen für ein Produkt liegt. Die Sozialverträglichkeit berücksichtigt NCP nicht. Das NCP-Zertifikat sagt beispielsweise nichts darüber aus, ob die ILO-Kernarbeitsnormen eingehalten werden oder das Unternehmen einen Corporate-Social-Responsibility-Strategie hat.
Alternativen zum NCP-Siegel
Es gibt mehrere Alternativen zum NCP-Siegel, die aber alle nicht so streng sind:
- Der blaue Engel: Das Siegel zertifiziert eine Vielzahl an Produkten und hat für jede Produktgruppe eigene Klima-, Umwelt- und Gesundheitsstandards entwickelt. Doch die Produkte sind lediglich umweltfreundlicher als andere Produkte – nicht völlig unbedenklich.
- EcoCert: Das Label gibt es für Wasch- und Reinigungsmittel, die überwiegend aus natürlichen Inhaltsstoffen hergestellt werden. Außerdem nimmt das Siegel die Folgen für die Umwelt in den Blick.
Utopia-Bewertung
Das NCP-Siegel ist eines der wenigen Siegel, die produktübergreifend Non-Food-Artikel zertifizieren. Die Kriterien sind vergleichsweise streng, legen den Schwerpunkt aber ausschließlich auf die verwendeten Rohstoffe und den Herstellungsprozess. Die Sozialverträglichkeit berücksichtigt das Siegel dagegen nicht. Dennoch bietet das NCP-Siegel für Verbraucher derzeit die wohl beste Orientierung für ökologisches Spielzeug, Wasch- und Reinigungsmittel und andere Alltagsgegenstände.
Mehr Infos zum Thema Gütesiegel findest du hier.
Weiterlesen bei Utopia:
- Bioland: Das Bio-Siegel
- Die schlimmsten Inhaltsstoffe in Kosmetik
- Siegel-Guide: Alle Siegel im Überblick
Externe Info-Seiten zum NCP-Siegel:
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