Banken und Versicherungen haben nicht unbedingt den Ruf, sich viel um Nachhaltigkeit zu kümmern – das Startup Ver.de will das jetzt ändern und die erste ökofaire Versicherung ins Leben rufen.
Jedes Jahr fließen über 60 Milliarden Euro in Form von Beiträgen für Hausrat- oder Haftpflicht-Versicherungen in Töpfe, die sich für Nachhaltigkeit nicht ausdrücklich interessieren, teils sogar fragwürdig sind.
Eine Gruppe von Gründern um Dr. Marie-Luise Meinhold, die viele Jahre als Fach- und Führungskraft für einen globalen Versicherungskonzern gearbeitet hat, will das ändern. Sie möchte mit Ver.de die erste Sachversicherung entwickeln, die erstens das Geld ökosozial wirken lässt und zweitens ihre Kunden im Schadensfall auf nachhaltigere Weise unterstützt.
Wirklich die erste? Naja – es gibt durchaus schon Ansätze für nachhaltige Versicherungen, grüne Rente und alternative Krankenkassen.
Ver.de als ökofaire Versicherung
Teure Elektrogeräte durch Wasserschaden kaputt, komplette Küche durch Brandschaden hinüber? Versicherte wünschen sich in diesen Situationen einen adäquaten Ersatz, ohne sich durch dessen Anschaffung in finanzielle Not bringen zu müssen.
Als ökofaire Versicherung will man hier einen Schritt weiter gehen. „Wir sind der festen Überzeugung, dass nachhaltiges Verhalten belohnt und gefördert werden sollte“, findet Ver.de-Gründerin Dr. Marie-Luise Meinhold. Im Schadensfall soll der Kunde daher nicht nur Anspruch auf irgendeinen Ersatz haben, sondern auf ein besseres, weil ökofaires Produkt. Entstehende Mehrkosten für den nachhaltigeren Ersatz soll die Ver.de Versicherung tragen.
Die Ver.de Versicherung will mit einer Hausratversicherung starten, später aber auch Fahrräder und private Gebäude versichern, private und betriebliche Haftpflichtversicherungen anbieten, auch Unfallschutz oder Inhalts- und Elektronikversicherung für ökobewusste Betriebe ins Portfolio aufnehmen.
Versicherungsgelder nachhaltig investieren
Um das Geschäftsmodell „Versicherung“ mit der gewünschten ökosozialen Wirkung zu verbinden, setzen die Unternehmerin und ihre Partner auf die Kapitalanlagen, die bei Versicherungen gesetzlich vorgeschrieben sind. Anders als in der Branche üblich will man die Kundengelder so umfassend wie möglich über nachhaltige Geldanlagen in zukunftsweisende Entwicklungen wie Erneuerbare Energien, Bio-Landwirtschaft oder soziale Innovationen investieren – ganz ähnlich wie das grüne Girokonten oder nachhaltige Fonds schon tun.
Das Startup rechnet vor, dass man schon mit nur 40.000 Versicherten etwa 17 Millionen Euro so anlegen könnte, dass wichtige gesellschaftliche Aspekte berücksichtigt werden – ohne dabei die Sicherheit der Versicherung zu gefährden oder gesetzlichen Auflagen nicht mehr zu genügen.
Start via Crowdfunding
Eine Versicherung gründet man allerdings nicht aus dem Nichts. Eine Crowdfunding-Kampagne soll die vVr.de Genossenschaft (i.Gr.) zunächst mit 30.000 Euro für einen professionellen Markenauftritt versorgen, samt Online-Shop und Mitgliederbereich. Innerhalb weniger Jahre will man in der Lage sein, Kapital im zweistelligen Millionen-Bereich in nachhaltige Entwicklungen zu investieren.
Das Crowdfunding startet am 8. März und dauert bis zum 7. April, es wurde verlängert bis zum 24. April. Zu den Partnern des Crowdfundings gehören der renommierte Impact Hub München und die Greensurance Stiftung für Mensch und Umwelt. Wer mit-funden will, besucht www.startnext.de/ver-de
Utopia meint: Es wird höchste Zeit, dass Konsumenten auch bei Versicherungen entscheiden können, in was für eine Art von Unternehmen ihr Geld fließt. Die Eckpfeiler der neuen ökosozialen Ver.de-Versicherung sind dabei keineswegs in Stein gemeißelt: Beim Crowdfunding rufen die Gründerinnen ausdrücklich dazu auf, gemeinsam zu diskutieren, wie eine ökofaire Versicherung heute aussehen sollte. Nur die Namenswahl finden wir etwas ungeschickt …
Bei Banken kannst du heute schon entscheiden:
Hier noch das Video des Crowdfunding:
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