Viele deutsche Sportklassen spielen Völkerball. Doch nun hat ein kanadisches Forscherteam das Spiel scharf kritisiert: Es sei ein Werkzeug der „Unterdrückung“, „entmenschlichend“ und „gleichzusetzen mit legalisiertem Mobbing“. Wir stellen bessere Alternativen vor.
„Völkerball ist gleichzusetzen mit legalisiertem Mobbing“, erklärte Bildungswissenschaftlerin Joy Butler dem kanadischen Sender CBC. Wie die Washington Post berichtet, hatten Butler und ihr Team Schüler im Alter von zwölf bis 15 Jahren allgemein über den Sportunterricht befragt. Eine Beschwerde hörten sie immer wieder: Viele Schüler hassten Völkerball. Einige befragte Schüler empfanden das Spiel sogar als „unterdrückend“ und „entmenschlichend“.
Beim Völkerball versuchen zwei Mannschaften, sich gegenseitig abzuwerfen, bis alle Gegner getroffen sind. Butler und ihr Team zweifeln nun den pädagogischen Nutzen des Spieles an: Laut den Forschern lernen Kinder durch Völkerball, dass es in Ordnung ist, andere zu verletzen. „Beim Sportunterricht sollten Lehrer Schülern helfen, ihre Aggressionen zu kontrollieren … anstatt sich durch ihre Wut auszudrücken“, so Butler.
Diskussion um Völkerball: Lehre fürs Leben oder Mobbing?
Die Aussagen des Forscherteams sorgten für Diskussionen. Der Präsident des deutschen Lehrverbandes, Heinz-Peter Meidinger, erklärte gegenüber der Bild, dass man nicht alle unangenehmen Dinge aus der Schule entfernen könne. Sonst könne man die Kinder nicht darauf vorbereiten, in der späteren Berufs- und Lebenswelt zu bestehen.
Der Frankfurter Lehrer Cihangir Abale sieht das anders. Er erklärte gegenüber der Bild: „Die Stärkeren nutzen dieses Spiel, um sich zu profilieren – und die Lehrer können nicht rechtzeitig intervenieren. Ich finde nicht, dass dieses Spiel die Kinder auf die Gesellschaft vorbereitet, da es suggeriert, dass es für die Schwachen keinen Platz gibt.“
Völkerball-Alternativen: Kooperative Spiele für den Sportunterricht
Die kanadische Studie stellt in Frage, ob Völkerball für den Sportunterricht geeignet ist. Gut, dass es viele Alternativen für den Sportunterricht gibt, bei denen es darum geht, zusammenzuarbeiten – nicht gegeneinander.
Spikeball ähnelt klassischem Volleyball. Das Spielfeld der Trendsportart besteht aber nicht aus zwei Hälften. Stattdessen ist es kreisförmig mit einem runden Netz in der Mitte und die Teams dürfen sich auf allen Seiten frei bewegen. Die Spieler versuchen beim Spikeball, den Ball so auf das Netz zu spielen, dass das gegnerische Team ihn nicht zurückspielen kann. Dazu müssen sie zusammenarbeiten. Das gegnerische Team darf aber nicht zurückgehalten oder behindert werden. Die genauen Regeln kannst du hier nachlesen.
Vor du dir ein Spikeball-Set kaufst, solltest du jedoch beachten, dass die Geräte nicht aus nachhaltigem Material bestehen. Die Bälle werden zum Beispiel aus PVC gefertigt, welches schwer abbaubar ist und weitere Nachteile mit sich bringt.
In diesem Video kannst du sehen, wie Spikeball gespielt wird:
Auch beim Volleyball geht es nicht darum, den Gegner abzuwerfen oder auszulöschen. Stattdessen müssen die Teams zusammenarbeiten, um Punkte zu erzielen.
Tipp: Damit sich einzelne Kinder nicht ausgeschlossen fühlen, sollten Sportlehrer die Kinder die Teams nicht von zwei Schülern „wählen“ lassen. Stattdessen können die Lehrer die Teams einfach auszählen, indem sie den Kindern Nummern zuweisen.
Den Sportunterricht kann man auch für Teambuilding-Spiele nutzen. Bei den Übungen müssen die Kinder Aufgaben lösen, indem sie zusammenarbeiten und einander koordinieren.
Ein Beispiel dafür wäre das Spiel „Der Bock“: Bei dieser Übung wird ein Bock in der Turnhalle aufgestellt und der Boden darum mit Matten ausgekleidet. Die Kinder müssen nun versuchen, möglichst viele von ihnen auf dem Bock zu platzieren. Spieler auf dem Boden dürfen die Kinder auf dem Bock abstützen.
Mehr kooperative Spiele findest du in diesem Video:
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