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Wasteminster: Geniales Video zeigt das Plastikproblem aus einer neuen Perspektive

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Screenshot: YouTube/ Greenpeace UK

In London regnet es Plastikmüll, der Premierminister wird Boris Johnson durch die Straßen spült – das alles gibt es in einem neuen Video der Organisation Greenpeace zu sehen. Was lustig klingt, hat einen ernsten Hintergrund, der auch Deutschland betrifft.

Boris Johnson rühmt die UK für ihre „globale Führungsrolle im Kampf gegen die Umweltverschmutzung durch Plastik“ – während er gleichzeitig von einer riesigen Plastikwelle davongeschwemmt wird. Diese Szene hält ein Video mit dem Titel „Wasteminister: A Downing Street Disaster“ fest, welches die Umweltschutzorganisation Greenpeace am Montag unter anderem auf Twitter veröffentlicht hat.

Darin kommt natürlich nicht der echte britische Premierminister vor, sondern eine Plastikfigur, die in der Downing Street vor einer Gruppe Plastik-Journalist:innen spricht – und sich nicht von vom Himmel regnenden Plastikmüll unterbrechen lässt. Daraus wird schnell eine Art Müll-Strom, der „Johnson“ die Downing Street hinabschwemmt.

Greenpeace: So viel Plastik laden wir jeden Tag in anderen Ländern ab

So lustig die Szene auch klingt: Sie hat einen ernsten Hintergrund. Laut Greenpeace wird weniger als zehn Prozent des Plastikmülls des Vereinigten Königreichs tatsächlich recycelt. Der Rest wird den Aktivist:innen zufolge nach Übersee geschickt, wo er oft verbrannt oder einfach abgeladen wird. Dies kann ernste Konsequenzen haben, unter anderem für die Bevölkerung vor Ort.

Laut der UN tötet Plastikmüll außerdem jedes Jahr bis zu einer Million Seevögel, 100.000 Meeressäugetiere, Meeresschildkröten und zahllose Fische. „Das Video zeigt die Menge an Plastik, die wir jeden Tag in anderen Ländern abladen“, schreibt Greenpeace auf Twitter – das seien im Durchschnitt 1,8 Millionen Kilo pro Tag.

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So viel Plastikmüll lädt das Vereinigte Königreich jeden Tag bei anderen Ländern ab. (Screenshot: YouTube/ Greenpeace UK)

Auch Deutschland hat ein Plastikproblem

Doch nicht nur das Vereinigte Königreich hat ein Plastikproblem: In Deutschland fielen 2019 zum Beispiel 6,28 Millionen Tonnen Kunststoffabfälle an – das geht aus einer Studie des Marktforschungsunternehmens Conversio hervor.

Diese wurden laut Umweltbundesamt zu 99,4 Prozent recycelt. Doch Zahl ist aus mehreren Gründen irreführend. Unter anderem erfasst sie auch Müll, der zum Recycling ins Ausland gebracht wird. Das waren 2019 rund 580.000 Tonnen. Tatsächlich wertstofflich recycelt wurden nur etwa 1,95 Millionen Tonnen, also circa 31 Prozent.

Wilde Deponien in der Türkei – mit deutschem und britischem Müll

Der von Deutschland ins Ausland verschiffte Müll landet unter anderem in Ländern wie der Türkei – das zeigt eine Greenpeace-Recherche in der türkischen Region Adana: Umweltschützer:innen haben dort im März zehn wilde Deponien besucht und festgestellt, dass der Abfall aus EU-Ländern stammt – vorwiegend aus dem Vereinigten Königreich und Deutschland.

2020 sollen 136.000 Tonnen deutscher Plastikmüll in das Land exportiert worden sein. Damit war die Türkei laut Greenpeace 2020 das größte Exportland für die Kunststoffabfälle der EU-Mitgliedsstaaten. Ein Teil des Mülls sei nicht recyclebar und werde dem Bericht zufolge auf ungesicherten Deponien in Brand gesetzt. „Dabei werden Rauch und Staub freigesetzt, die gesundheitsschädigende, teilweise krebserregende Stoffe enthalten, die für Pflanzen, Tiere und Menschen in der Region eine große Gefahr darstellen und zu erheblichen gesundheitlichen Problemen führen können“, warnen die Umweltschützer:innen.

Die Türkei hat am Donnerstag ein Importverbot für die meisten Arten von Plastikmüll angekündigt. Laut Greenpeace soll das Verbot für Polyethylenkunststoff gelten. Diese Sorte kommt in 94 Prozent des bisher aus dem Vereinigten Königreich importierten Mülls vor – zum Beispiel in Joghurtbechern und Salattüten.

Utopia meint: Auch wenn sich Müll nicht mehr im eigenen Land befindet, existiert er trotzdem weiter und verursacht anderswo Probleme. Das muss nicht nur das Vereinigte Königreich, sondern auch Deutschland endlich einsehen und Verantwortung übernehmen.

Das Problem betrifft zum einen die Industrie – zum anderen die Politik, die zulässt, dass andere die Konsequenzen unseres Konsums tragen müssen. Und natürlich uns Verbraucher:innen. Dabei können wir bei jedem Einkauf Verantwortung übernehmen, indem wir zum Beispiel unverpackt einkaufen oder auf plastikfreie Alternativen setzen. Weitere Tipps findest du hier: Plastik vermeiden: 7 einfache Tipps für weniger Plastikmüll

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