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Klimakompass: Mobiler CO2-Rechner könnte die wichtigste App werden

Worldwatchers Klimakompass CO2 App
Tyler Olson / stock.adobe.com; Screenshot: Utopia/aw

Seit kurzem gibt es die erste Version der CO2-Tracking-App „Klimakompass“ in den App-Stores. Ein weiterer vager CO2-Rechner – oder endlich der Durchblick für CO2-Emissionen?

Mit dem Worldwatchers Klimakompass gibt es einen neuen und erstaunlich vielseitigen Klimarechner fürs Handy. Zum einen rechnet er euch grob heraus, was euer persönlicher CO2-Fußabdruck ist. Er orientiert sich dabei am „ökologischen Rucksack“-Konzept des renommierten Wuppertal Instituts und erfasst deinen Lifestyle anhand zahlreicher Angaben zu deinen Lebensumständen und Konsumgewohnheiten.

Die Klimakompass-App zeigt euch euren (einigermaßen) individuellen CO2-Fußabdruck anhand eures Lebensstils
Die Klimakompass-App zeigt euch euren (einigermaßen) individuellen CO2-Fußabdruck anhand eures Lebensstils. (Screenshot: Utopia/aw)

Zum anderen bietet der Klimakompass eine Reihe von Challenges, die ihr euch vornehmen könnt. Das beginnt bei einfachen Dingen wie „drei Tage plastikfrei leben“ bis hin zum Abtauen des Tiefkühlers. Dieses Challenges sind durchaus lehrreich und versuchen, das Thema Klimaschutz zu gamifizieren.

Speziell in einer App wie dieser hätten wir uns da aber auch noch Impact-Informationen gewünscht; also Angaben dazu, wie sich die Challenge denn nun aufs Klima auswirkt. Kann man das Abtauen des Gefrierschranks (vereiste Tiefkühler verbrauchen mehr Energie!) in der Wirksamkeit mit „drei Tage veggie leben“ vergleichen? Sowas wäre spannend.

Sowohl CO2-Rechner als auch Challenges können ehrlich gesagt auch andere, wobei das CO2-Profil in der Klimakompass-Apps schon sehr ausgefeilt ist. Aber jetzt kommt der Clou: Der Worldwatchers Klimakompass ist auch eine Scanner-App, mit der ihr den Barcode von Produkten einscannen könnt und die dann (scheinbar) den CO2-Ausstoß dieser Produkte ausgibt.

Kann die Worldwatchers Klimakompass jedes Produkt bewerten?

Nein, daher der Hinweis auf „scheinbar“, denn noch arbeitet die App deutlich gröber, als wir uns das wünschen würden. Der Klimakompass konzentriert sich nämlich im ersten Schritt auf Produktgruppen: Die App zeigt also nicht, wie viel CO2 (genauer: CO2-Äquivalente, kurz CO2e) die Produktion dieses Käses, dieses Schokoriegels, dieses Rasierschaums emittiert, sondern wie viel CO2e an Käse, Schokolade, Rasierschaum als Produktgruppe hängen. Aber schon dies ist informativ und muss uns eben reichen, bis weitere, bessere Daten zur Verfügung stehen.

Noch nicht perfekt: Worldwatchers Klimakompass zeigt die CO2-Äquivalente von Produktgruppen
Noch nicht perfekt: Worldwatchers Klimakompass zeigt die CO2-Äquivalente von Produktgruppen, links ein Schokoriegel (als Schokolade erkannt), rechts ein pflanzlicher Joghurt-Ersatz (als Milch erkannt) (Screenshot: Utopia/aw)

Auch ist es derzeit so, dass noch manche Fehleinordnung vorliegt. So wurde bei uns zum Beispiel Quark als Käse, veganer Milchersatz als Milch eingestuft – vor allem letzteres ergibt natürlich wenig Sinn, wenn man nun wissen will, ob pflanzliche Milch weniger CO2e emittiert als Kuhmilch (das tut sie).

Auf Anfrage teilte Worldwatchers uns mit, dass man derzeit keinen Einfluss auf die Zuordnung von Produktgruppen hätte, weil diese Informationen aus der externen Datenbank GS1 stamme. Man arbeite aber an der Vervollständigung der Daten.

Man sollte der App angesichts ihres immensen Potentials nicht gram sein. Diese Daten aufzutreiben und korrekte Zuordnungen vorzunehmen, ist ein immenser manueller Aufwand, der eben auch Geld und Zeit kostet.

Fernziel: das Klima-Tagesbudget

Doch schon über die Produktgruppen stellen sich Aha-Effekte ein. So gibt die Klimakompass-App alle Produkte mit einer Prozentzahl des „Tagesbudgets“ an. Das Tagesbudget ist ein konstruierter Wert und keineswegs der Wert unserer gesamtem pro Tag „erlaubten“ Klimagas-Emissionen. Die App legt hier Durchschnittswerte zu Ernährung und sonstigem Konsum zu Grunde – also dem, was wir eben neben Heizung, Strom, Verkehr noch so konsumieren.

Würden wir also, was derzeit noch nicht möglich ist, unseren gesamten Konsum durch die Brille der App betrachten, hätten wir am Abend genau vor Augen, ob wir nun zur Erreichung der Klimaziele beigetragen haben (unter 100%) – oder heute mal über Gebühr das Klima belasteten.

Die Klima-Challenges der Klimakompass-App bieten vielfältige Aufgaben mit steigenden Herausforderungen
Die Klima-Challenges der Klimakompass-App bieten vielfältige Aufgaben mit steigenden Herausforderungen. (Screenshot: Utopia/aw)

Fazit

Die Klimakompass-App von Worldwatchers geht im Ansatz die entscheidenden Schritte weiter und erlaubt es perspektivisch, in Sachen Klima faktenbasierte Entscheidungen zu treffen. Denn warum steigen einige von uns täglich auf die Waage, betrachten sich im Spiegel, nutzen Finanz-Apps? Doch nicht weil wir leichter, schöner, reicher sein wollen, sondern weil wir uns Kontrolle darüber wünschen. Nur beim Konsum nehmen wir es bislang hin, dass der Kauf von Produkten „irgendwelche“ unkontrollierten Folgen hat, von denen wir meist gar nichts wissen, und die wir daher nicht in unsere Entscheidung einbeziehen können.

Mit einer App, die dann hoffentlich in einer späteren Version tatsächlich den CO2-Abdruck von konkreten Produkten angeben kann, gäbe es keine Ausrede mehr: Wir Konsument*Innen könnten sofort herausfinden, was in Sachen Klima die bessere Konsum-Entscheidung wäre – und danach handeln.

Denn dass die Hersteller den Klima-Impact ihrer Produkte auf deren Verpackungen einfach angeben, davon sind wir mit Ausnahme von Oatly und Veganz leider noch weit entfernt. Aber: Worldwatchers bietet Unternehmen auch CO2-Footprint-Analysen für Produkte an, mit der Möglichkeit, diese Produkte dann mit genauem CO2-Wert in der App zu platzieren oder diesen auf Verpackungen anzugeben. Ja bitte, macht das!

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