Ob wir Fliegen oder nicht, hat kaum einen Einfluss auf den Klimawandel. Das zumindest meint der Autor eines aktuellen Texts bei Zeit Online. Wir erklären, warum das nicht stimmt.
Das Flugzeug ist das mit Abstand umweltschädlichste Verkehrsmittel: Es verursacht ohrenbetäubenden Lärm, Flughäfen nehmen enorm große Landflächen ein und beim Fliegen wird tonnenweise Kerosin verbrannt. Dabei wird nicht nur klimaschädliches CO2 freigesetzt: Es entstehen weitere Substanzen, wie Stickoxide, Aerosole und Wasserdampf, die zur Erderwärmung beitragen – besonders, weil sie in der Luft noch stärker wirken als am Boden.
Fliegen ist also eine enorme Belastung für die Umwelt und vor allem fürs Klima. Wer darauf verzichtet, rettet die Welt – nicht. Das zumindest behauptet der Autor Niels Boeing in einem aktuellen Text bei Zeit Online. Weil es verantwortungslos ist, wenn ein Leitmedium eines der klimaschädlichsten Transportmittel so verharmlost, halten wir dagegen.
Hier der Post von Zeit Online auf Twitter:
1. Weniger Fliegen macht einen Unterschied
Im Artikel schreibt Boeing: „Der Schluss liegt da nahe: Fliegen ist Wahnsinn. Doch ich halte diesen Schluss für falsch. Ich behaupte sogar, dass sich die Debatte auf dem Holzweg befindet, wenn sie die Verantwortung für den Klimawandel beim Individuum ablädt.“ Stattdessen brauche es politische Entscheidungen.
Auch wir sind der Meinung, dass die Politik etwas tun muss. Fluggesellschaften etwa profitieren von Steuervorteilen und Subventionen. Diese müssten abgeschafft werden, damit Fliegen nicht billiger ist als Bahnfahren – und die Menschen zumindest auf unnötige Flüge verzichten.
Den Einzelnen damit aus der Verantwortung zu nehmen, ist aber auch nicht die Lösung. Denn anders als Boeing behauptet, macht es sehr wohl einen Unterschied, ob man weniger fliegt. Wer etwa weniger fliegt und darüber spricht, sorgt dafür, dass sich gesellschaftliche Normen verschieben. Aktuelle Studien zeigen das. So können wir die Politik unter Druck setzen – und schließlich zum Handeln bewegen.
2. Je weniger Menschen fliegen, desto weniger Emissionen werden ausgestoßen
In seinem Text argumentiert Boeing: Der Flugverkehr sei 2014 gerade mal für zwei Prozent der Treibhausgas-Emissionen weltweit verantwortlich gewesen. Andere Quellen sprechen von bis zu fünf Prozent. Das klingt nach wenig, seine Schlussfolgerung lautet deshalb: Fliegen ist ja gar nicht so schlimm fürs Klima.
Was Boeing dabei außen vor lässt: Für diese zwei Prozent (im Jahr 2016) sind gerade mal drei Prozent der Menschheit verantwortlich (im Jahr 2017). Doch es werden mehr: Allein 2017 haben die Fluggesellschaften einen Anstieg an Passagieren von 7,1 Prozent gegenüber 2016 festgestellt. Laut der Internationalen Organisation für zivile Luftfahrt (Icao) ist der wachsende Markt der Billigfluggesellschaften dafür verantwortlich: Diese beförderten 1,2 Milliarden Passagiere und waren damit für knapp 30 Prozent des zivilen Luftverkehrs verantwortlich.
Fast 40 Prozent der weltweiten Passagiere waren 2017 übrigens Europäer. Was wenn nun auch die Menschen Indiens, Afrikas und China so viel fliegen wollen wie der durchschnittliche Europäer? Denn auch das passiert.
3. Wir müssen die Gesamtemissionen senken
Der Flugverkehr ist nicht Klimakiller Nr. 1, argumentiert Boeing. Viel schlimmer sei die fossile Stromerzeugung. Auch wenn das richtig ist, hinkt die Argumentation: Denn nur, weil es schädlicher für das Klima ist, Strom aus fossilen Energieträgern zu erzeugen, wird das Fliegen ja nicht weniger schädlich – sondern nur im Vergleich.
Sinnvoll wäre es doch, wenn wir bei beidem reduzieren würden. Denn die Klimakrise können wir nur dann lösen, wenn alle Sektoren ihre Emissionen senken – egal wie viel sie zu den Gesamtemissionen beitragen. Und wir alle können etwas tun: 15 Tipps gegen den Klimawandel, die jeder kann
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