Nicht alle Nisthilfen sind für Wildbienen geeignet – einige können die Insekten sogar gefährden. Worauf du bei Wildbienen-Nisthilfen achten solltest, erfährst du hier.
Wildbienen-Nisthilfen sind gut gemeint, aber oft schlecht umgesetzt, warnt der NABU. Falsche Materialien oder Bauweisen führen dazu, dass die Insektenhotels entweder ungenutzt bleiben oder sogar zu einer Gefahr für die Wildbienen werden können. Mehr zu diesen Gefahren kannst du hier lesen: Insektenhotels: Diese 4 Fehler können Bienen & Co. sogar töten.
In diesem Artikel erfährst du, wie du eine Nisthilfe gestaltest, die für Bienen nützlich ist und was es dabei zu beachten gibt.
Nicht alle Insektenhotels sind für Wildbienen geeignet

Wildbienen-Nisthilfen sollten einige Kriterien erfüllen. Dazu gehören vor allem geeignete Materialien und eine gute Bauweise.
Falsche Materialien
- Glas und Kunststoff: Manchmal sind (Acryl-)Glasröhrchen in Nisthilfen eingebaut, damit sich die Wildbienen im Inneren einfach beobachten lassen. Doch dieses Material eignet sich unter keinen Umständen für Nisthilfen. Es lässt Wasserdampf nicht entweichen, wodurch das Larvenfutter verpilzt und die Wildbienenbrut abstirbt. Röhrchen aus Kunststoff können sich bei direkter Sonneneinstrahlung außerdem so stark erhitzen, dass die Larven an der Hitze sterben.
- Frisches Holz: Das Holz sollte abgelagert sein, bevor es als Baumaterial für Wildbienenhotels dient. Andernfalls können sich beim Bohren der Nistgänge Risse bilden, die die empfindlichen Flügel der Wildbienen beschädigen können und es Parasiten leichter machen, einzudringen.
- Nadelholz: Nadelholz solltest du als Material für Wildbienen-Nisthilfen vermeiden, denn das abgesonderte Harz kann die Flügel der Bienen verkleben. Zu den Nadelhölzern gehören beispielsweise Kiefernholz, Fichtenholz und Tannenholz.
- Lehm: Viele Gärtner:innen bauen Stellwände aus Lehm und Weidenruten, die grabenden Bienenarten zum Nisten dienen sollen. Doch meistens wird das Lehmmaterial nach dem Trocknen zu hart.
- Loch- und Hohlziegel: Solche Ziegel finden sich oft in Wildbienenhotels. Allerdings sind deren Öffnungen viel zu groß, weshalb sie nicht besiedelt werden. Anders sieht es bei Strangfalzziegeln aus, deren Öffnungen kleiner sind.
Falsche Bauweise
- Zu dichte Bohrungen: In Hölzer kannst du Gänge bohren, in denen die Wildbienen nisten sollen. Wenn die Bohrungen allerdings zu dicht beieinanderliegen, bilden sich Risse, an denen sich Wildbienen verletzen können.
- Horizontale Bauweise: Oft kannst du in Wildbienenhotels horizontal aufgestellte Bündel an hohlen Stängeln sehen. Diese Bauweise entspricht jedoch nicht den Lebensgewohnheiten der meisten Wildbienen. Sie ziehen eher vertikale Strukturen vor.
Lesetipp: Studie erklärt, wann Imker:innen Wildbienen mehr schaden als helfen
Wildbienen-Nisthilfe: Darauf solltest du achten

Sind falsche Materialien aussortiert und das Bewusstsein für falsche Bauweisen geschärft, kannst du eine artgerechte Wildbienen-Nisthilfe kaufen oder bauen. Darauf solltest du dabei laut dem NABU achten:
Holz
- Am besten eignet sich Hartholz wie beispielsweise Eschenholz, das gut abgelagert ist.
- Besser als Hirnholz (quer zur Faser geschnittenes Holz, wie in runden Holzscheiben) ist Längsholz. Es ist weniger anfällig für Risse, wenn du darin bohrst.
Bohrungen
- Der Abstand zwischen den Bohrungen ist wichtig, damit sich keine Risse bilden. Idealerweise beträgt der Durchmesser der gebohrten Löcher drei bis acht Millimeter und der Abstand zwischen ihnen ein bis zwei Zentimeter.
- Das Holz solltest du nicht komplett bis ans andere Ende durchbohren.
- Bewege den Bohrer hin und her, damit die Wände innen glatt werden. Schmirgle die Außenränder gut ab, damit sie am Ende glatt sind.
- Klopfe das Bohrmehl gut aus.
Standort
- Wähle einen sonnigen, regen- und windgeschützten Standort. Bringe die Nisthilfe fest an, damit sie bei Wind nicht baumelt. Dabei sollte sie bodenfern sein – bodennahe Nisthilfen werden zu stark beschattet.
- Der Überbau (beispielsweise das Dach) sollte nicht zu stark über die Wildbienen-Nisthilfe hinausragen. Zum einen beschattet ein solcher Überbau die Nisthilfe im oberen Bereich, wodurch sich dort keine Wildbienen ansiedeln. Zum anderen kann die Flugbahn zur Nisthilfe so blockiert werden.
- Einmal angebracht, solltest du die Nisthilfe nicht umplatzieren. Belasse sie für mehrere Jahre an ihrem Platz, auch um Wildbienen im Winter zu helfen.
- An heißen Tagen sind Bienen außerdem auf der Suche nach Wasser. Mit einer selbstgemachten Bienentränke hilfst du ihnen, ihr Nest zu kühlen.
Schutz vor Fressfeinden
- Auch Vögel fliegen gern Wildbienen-Nisthilfen an, weil bei solchen großen Ansammlungen von Insekten das Futterangebot natürlich reichlich ist. Um die Wildbienen vor Fressfeinden zu schützen, kannst du in 20 Zentimetern Entfernung zur Nisthilfe ein Netz spannen.
- Das Netz sollte eine Maschenweite von drei mal drei Zentimetern haben. Feinmaschigere Netze sind für Wildbienen zu eng und gefährden auch Vögel und Igel.
Tipp: Mehr zum richtigen Standort kannst du in unserem Beitrag „Insektenhotel-Standort: Der richtige Platz für Bienen und Co.“ lesen.
Nistplätze für Wildbienen gegen Bienensterben

Bienen haben in den letzten Jahren größere Aufmerksamkeit erregt, weil ihre Population unter anderem durch Monokulturen, Pestizide und mangelnde botanische Artenvielfalt stark zurückgegangen ist. Meist gilt diese Aufmerksamkeit vor allem den Honigbienen. Um diese ist es jedoch noch einigermaßen gut bestellt, da Imker:innen ihnen Behausungen zur Verfügung stellen und sie oft kilometerweit fliegen können, um Nahrung zu finden.
Wildbienen sind es, denen wir dringender helfen müssen. Sie sind freilebend, einzelgängerisch und suchen ihre Nahrung in der näheren Umgebung. Die Lebensräume und das Nahrungsangebot für Wildbienen verkleinern sich zunehmend, sodass laut der Roten Liste des Bundesamts für Naturschutz (BfN) mehr als die Hälfte der rund 560 Wildbienenarten Deutschlands gefährdet oder bereits ausgestorben sind. Man spricht auch vom Bienensterben.
Wildbienen sind genauso wichtig wie Honigbienen, denn auch sie sorgen dafür, dass viele Nutzpflanzen bestäubt werden und wir daher Obst und Gemüse genießen können. Mehr über die Konsequenzen des Bienensterbens kannst du hier lesen:
Garten für Wildbienen gestalten
Um Wildbienen in deinem Garten einen Rückzugsort zu schaffen, an dem sie nisten können, kannst du für Wildbienen-Nisthilfen sorgen. Das muss nicht sofort ein ganzes Wildbienenhotel sein – es eignen sich bereits abgestorbene Pflanzenstängel, die du stehen lässt, oder Brombeer-Ranken, denen du Platz zum Entfalten gibst. Das sind ganz natürliche Nisthilfen für Wildbienen.
Du kannst auch Wildbienen in deinen Garten locken, indem du ihn insektenfreundlich gestaltest. Dazu gehört, dass du bestimmte Pflanzen für Wildbienen anpflanzt, die sie besonders gern anfliegen. Informiere dich in diesem Rahmen auch über bienenfreundliche Pflanzen und Sträucher.
Hinweis: Einige Pflanzen nützen Bienen übrigens nichts.
Überarbeitet von Lina Brammertz
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