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Aldi, Lidl & Co. im Oxfam-Check: Supermärkte können sich ändern, wollen aber nicht

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Bild: © Oxfam

Wie sehr kümmern sich Supermärkte und Discounter um Menschenrechte entlang ihrer Lieferketten? Die Hilfsorganisation Oxfam wollte es wissen – und hat sich unter anderem Aldi, Lidl, Rewe und Edeka genauer angesehen. Zwar gibt es Fortschritte, insgesamt sind die Ergebnisse jedoch ernüchternd.

Kinderarbeit auf Kaffeeplantagen, Hungerlöhne für Erntehelfer*innen oder Ausbeutung in Fleischfabriken: Damit Lebensmittel im Supermarkt möglichst billig sind, leiden Menschen entlang der Liefer- und Produktionsketten. Die großen Supermärkte und Discounter schieben die Verantwortung gerne von sich – und beschuldigen ihre Zulieferer für ausbeuterische Zustände. Aber was tun die Ketten selbst, um die Menschen zu schützen, die unsere Lebensmittel produzieren?

Diese Frage untersucht die Hilfsorganisation Oxfam seit drei Jahren – diese Woche hat sie den „Supermarkt-Check 2020“ veröffentlicht. Die gute Nachricht: „Die Supermärkte machen teilweise deutliche Fortschritte.“ Allerdings ist das Niveau insgesamt niedrig – und im internationalen Vergleich enttäuschen die deutschen Ketten.

Verbesserungen bei Lidl, Aldi und Rewe; Edeka enttäuscht

Oxfam hat für den diesjährigen Bericht 16 Supermärkte und Discounter untersucht, darunter auch welche aus Großbritannien, den Niederlanden und den USA. Die Kriterien:

  • Transparenz
  • Schutz der Rechte von Arbeiter*innen
  • Umgang mit Kleinbäuer*innen
  • Geschlechtergerechtigkeit und Frauenrechte

Für jeden Bereich konnten die Supermärkte zwischen 0 und 100 Prozent erzielen. Aus dem Durchschnittswert der vier Kriterien ergibt sich eine Gesamtbewertung. So haben die Geschäfte abgeschnitten:

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Aldi, Lidl, Rewe, Edeka: Die Ergebnisse von Oxfams Supermarkt-Check (Bild: © Oxfam)
  • Lidl ist mit 32 Prozent der Gewinner unter den deutschen Märkten. Im internationalen Vergleich steht Lidl an vierter Stelle.
  • Aldi Süd und Rewe erreichen jeweils 25 Prozent.
  • Aldi Nord kommt nur noch auf 18 Prozent.
  • Edeka belegt den letzten Platz – und ist auch im internationalen Vergleich der große Verlierer. Das Unternehmen erreicht gerade mal drei Prozent.
  • Die am besten bewerteten Supermärkte sind die britischen Ketten „Tesco“ (46 Prozent), „Sainsbury“ (44 Prozent) und Morrisons (33 Prozent).

Alle deutschen Geschäfte außer Edeka haben sich in den vergangenen Jahren stark verbessert. Zum Vergleich: In den Oxfam-Checks von 2018 und 2019 hatten sie höchstens fünf Prozent erreicht. Trotz aller Verbesserungen bleiben die Ergebnisse ernüchternd. Alle Supermärkte im Check erreichten weniger als 50 Prozent – kein einziges Unternehmen gewährleistet damit die grundlegenden Menschenrechte in den Lieferketten vollständig.

Oxfam: Supermärkte können etwas ändern – wollen meist aber nicht

Für Oxfam zeigt die diesjährige Untersuchung vor allem eines: „Es geht! Supermärkte können ihre Geschäftspolitik ändern und die Rechte derer schützen, die weltweit unsere Lebensmittel produzieren. Meistens wollen sie es aber nicht.“

Allerdings könne Druck von außen dazu beitragen, dass die Ketten sich verbessern. Die Fortschritte von Lidl führt Oxfam auf die eigene intensive Kampagnenarbeit zurück. Oxfam hatte zum Beispiel jahrelang auf die katastrophalen Zustände auf Bananenplantagen aufmerksam gemacht und vor allem Lidl in die Verantwortung genommen.

Es könne jedoch nicht Aufgabe von NGOs sein, die Einhaltung von Menschenrechten in Supermärkten zu kontrollieren. Oxfam fordert deswegen ein Lieferkettengesetz, das bessere Arbeitsbedingungen entlang der Lieferketten gewährleisten soll.

Hier die vollständigen Ergebnisse des Oxfam-Supermarkt-Checks (PDF).

Update (06. Juli): Edeka erklärte gegenüber Utopia, die Einhaltung von Menschenrechten ernst zu nehmen. „Wir haben zahlreiche Projekte mit unseren Lieferanten ins Leben gerufen, beteiligen uns in allen relevanten Arbeitsgruppen und haben sogar eine eigene Abteilung in der EDEKA-Zentrale dafür eingerichtet. Uns wundert es sehr, dass Oxfam dieses Engagement wider besseres Wissen in keiner Weise bei ihrer Bewertung berücksichtigt hat.“

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