Das Modelabel Bleed produziert nicht nur ökologisch und sozial – die gesamte Kollektion ist auch noch vegan. Wir haben mit Gründer Michael Spitzbarth darüber gesprochen, warum Baumwolle nicht tierleidfrei ist, wie sich die Industrie verändert und warum jeder nur nachhaltige Jeans kaufen sollte.
Michael, dein Label Bleed gibt es bereits seit 2008. War es schwer, sich als nachhaltiges Label in der Modebranche zu etablieren?
Michael Spitzbarth: Unsere Anfänge waren tatsächlich ziemlich holprig, weil es vor zehn Jahren einfach noch keine Bio-Mode gab, die cool und angesagt war. Damals gab es weder eine Plattform, über die man Leute erreichen konnte, noch Händler, die an Nachhaltigkeit interessiert waren – im konventionellen Bereich gab es noch gar keine Nachfrage. Gerade für uns als sportswear-orientierte Marke war es deshalb sehr schwierig, überhaupt an Händler zu kommen.
Wie hat sich der Markt und euer Label Bleed seitdem verändert?
Michael Spitzbarth: Man kann sehen, dass Fair Fashion mittlerweile bei der breiten Masse angekommen ist. Wir verkaufen viel mehr als noch vor fünf Jahren und konnten deshalb auch Leute einstellen, was uns sehr freut.
Wir konnten außerdem den Standort in Nordbayern weiter ausbauen und ziehen dieses Jahr in unser neues Firmengebäude um, eine alte Weberei. Das ist besonders cool, weil wir so eine alte Textilindustrie durch ein ökologisches Projekt neu beleben konnten.
Vegan oder besser gesagt tierleidfrei
War für euch von Anfang an klar, dass ihr ein veganes Label sein wollt?
Michael Spitzbarth: Vegan ist so eine Sache. Ich bezeichne es immer lieber als tierleidfrei oder tierfreundlich. Für mich geht es dabei nicht nur darum, dass man beispielsweise Baumwolle verwendet, weil die generell vegan ist. Denn die Pestizide und Herbizide, die beim Anbau gespritzt werden, sind super giftig, töten unzählige Mikroorganismen und landen in Flüssen und Seen.
Wir hatten von Anfang an den Anspruch, dass es drei Dinge sind, die bei einer nachhaltigen Produktion zusammengehören: Mensch, Tier und Natur. Deswegen war es für uns selbstverständlich in diese (vegane; Anm. d. Red.) Richtung zu gehen.
Welche spannenden Neuheiten gibt es aktuell bei euch?
Michael Spitzbarth: Wir haben den Anspruch, ständig Innovationen rauszubringen, speziell im funktionalen und nachhaltigen Bereich. Letzten Sommer waren das Bikinis und Boardshorts – die haben wir aus recycelten alten Fischernetze produziert. Für die neue Herbst-/Winter-Kollektion haben wir eine Kooperation mit Sympatex, bei der wir die Funktionsjacken, -pullis und -hosen CO2-neutral produzieren lassen.
Das musst du genauer erklären. Wie funktioniert das mit dem CO2-Ausgleich?
Michael Spitzbarth: Dazu berechnet das Unternehmen ClimatePartner für uns jeden Kilometer, der irgendwie gefahren oder geflogen wird: Die gesamte Kollektion wird analysiert, vom Garn bis zum fertig gewebten Stoff. Das schließt auch die Näherei, die Färberei und die Druckerei mit ein. Auch die Transportwege zwischen den einzelnen Produktionsstätten werden analysiert und natürlich die ganzen Versandwege. Das Ganze zu berechnen hat uns ein halbes Jahr gekostet, aber wir sind froh, dass wir dadurch einen Schritt weiter gehen konnten.
Produktionsort
Wo lasst ihr die Sympatex-Kollektion produzieren?
Michael Spitzbarth: In China. Und das ist auch der Grund, warum wir den CO2-Ausgleich machen. Wir haben in den letzten Jahren viel ausprobiert im Bereich Funktionsbekleidung, haben viele Länder bereist und versucht, die Jacken in Portugal und anderen EU-Ländern produzieren zu lassen. Wir waren aber mit der Qualität nie zufrieden. In China fanden wir dann das nötige Know-How.
Wir produzieren dort in einem GOTS-zertifizierten Betrieb, was für uns sehr wichtig war. Denn letzten Endes finden wir es wichtig, Betriebe zu unterstützen, die eine Vorbildfunktion für Produktionsstandards in ihrem Land einnehmen.
Viele kaufen noch konventionelle Kleidung. Mit welchen nachhaltigen Kleidungsstücken könnte jeder anfangen?
Michael Spitzbarth: Auf jeden Fall Unterwäsche und Socken, weil man beides direkt auf der Haut trägt. Gerade an den Füßen hat man sehr viele Poren, durch die Giftstoffe in den Körper gelangen können. Außerdem ist hier die Umstellung auf Bio recht einfach, weil Öko-Socken günstig sind. Das gleiche beim T-Shirt: Auch das trägt man direkt auf der Haut und mittlerweile gibt es echt viele coole Designs.
Das nächste ist eine solide Jeans. Bei der Produktion von Jeans passiert so viel Mist, dass echt alles zu spät ist: Von Ausbeutung über die Sandstrahlentechnik bis hin zu giftigen Färbemitteln, die verwendet werden. Das ist auch für einen selbst nicht gesund, weil dadurch viele Giftstoffe auf die Haut gelangen. Deswegen ist eine Bio-Jeans essenziell und auch für circa 100 Euro zu haben. Da zahlt man nicht viel mehr als für eine Markenjeans.
Vielen Dank für das Gespräch.
Interview: Victoria Scherff, Stefanie Jakob
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