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„Brot am Haken“: ein Brot für mich, eins für einen Unbekannten

Brot am Haken
Foto: © Brot am Haken / Matthias Ender

Ein Brot, ein paar Semmeln, ein Kaffee: Kleinigkeiten, die für die meisten selbstverständlich sind, aber nicht für alle. Das Münchner Projekt „Brot am Haken“ will Bedürftigen helfen und setzt dabei auf Solidarität. Die Idee: Über ein Bon-System kauft, wer es sich leisten kann, ein Brot extra. Wer es braucht, holt es sich später ab.

Das Konzept beruht auf dem des „aufgeschobenen“ Kaffees (Caffè sospeso), das in Neapel bereits eine lange Tradition hat. In Deutschland beginnt es gerade erst vereinzelt Fuß zu fassen. „Brot am Haken“ funktioniert genauso wie der aufgeschobene Kaffee: Kunden zahlen ein oder mehrere Produkte extra, damit sie jemand, der es sich sonst nicht leisten könnte, genießen kann. Solidarität mit Unbekannt sozusagen und eine Geste der Hilfsbereitschaft.

Michael Spitzenberger hat das Projekt „Brot am Haken“ vor gut drei Jahren in München gestartet, heute nehmen bereits über 30 Geschäfte teil – darunter Bio-Bäckereien, Eisdielen, ein angesagter Falafel-Laden. Sogar einen „Haarschnitt am Haken“ gibt es in einem teilnehmenden Friseursalon. Mittlerweile haben sich auch in Hamburg einige Geschäfte der Idee angeschlossen.

Der Haken als verbindendes Element

Auch in einer reichen Stadt wie München gibt es verdeckte Armut, Menschen, die sich aus unterschiedlichen Gründen hochwertiges Brot, ein Stück Kuchen oder einen Milchkaffee eigentlich nicht leisten können. In den „Brot am Haken“-Lokalen finden sie an einem Holzbrett mit Haken Bons für vorher bezahlte Waren, die sie nun einlösen können.

„Brot am Haken ist ein sehr lokales Projekt, das die Leute im Viertel zusammenbringt“, erklärt uns Michael Spitzenberger. „Die Idee ist, dass der Haken als verbindendes Element zwischen den Menschen funktioniert, auch zwischen Menschen unterschiedlicher sozialer Schichten.“

Brot am Haken
Brot am Haken: Die vorher bezahlten Bons am Haken können sich Bedürftige abholen. (Foto: © Brot am Haken / Matthias Ender)

Wer die Bons einlöst und ob diese Menschen wirklich „bedürftig“ sind, wird nicht kontrolliert, das Projekt setzt auf Vertrauen und Respekt. Und: Es geht nicht darum, die Menschen vor Hunger zu bewahren, sondern darum, ihnen mit kleinen Extras Freude zu machen. „Es kann ja auch sein, dass jemand in der einen Woche knapp bei Kasse ist und in der nächsten dafür einen Bon extra bezahlt“, sagt Spitzenberger.

Bisher funktioniere das Konzept sehr gut: „Wir bekommen sehr viel positives Feedback von den Läden.“ Von den Bedürftigen, die er über soziale Einrichtungen informiert, wird das Angebot sehr gut angenommen.

Brot am Haken
Die Möglichkeit, sich auch mal einen Milchkaffee zu leisten, kann den Bedürftigen ein Gefühl der gesellschaftlichen Teilhabe zurückgeben. (Foto: © Brot am Haken / Matthias Ender)

„Sobald ein Haken in einem Geschäft hängt, passiert etwas“

Die Möglichkeit, sich dank der Bons am Haken hin und wieder etwas zu „gönnen“, gibt den Menschen etwas Würde und Selbstbewusstsein zurück, sagt Spitzenberger. „Sobald ein Haken in einem Geschäft hängt, passiert etwas.“ Was er damit meint: Nicht nur die „Nehmer“ freuen sich über die Bons, sondern auch bei den „Gebern“ und den Ladenbetreibern löst das System ein Nach- und Umdenken aus.

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Spitzenberger sieht seine Haken als Spiegelbild der Gesellschaft – und hofft, dass sie dazu beitragen können, dass Leute unterschiedlicher sozialer Hintergründe sich mit mehr Menschlichkeit begegnen. „Wir verstehen Brot am Haken nicht unbedingt als Sozialprojekt, sondern als bürgerschaftliches Engagement für eine Normalität in der Gesellschaft.“

Brot am Haken
„Sobald ein Haken in einem Geschäft hängt, passiert etwas.“ (Foto: © Brot am Haken / Matthias Ender)

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