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Dämliche Aussage zu Schülerprotesten: 5 Gründe, warum Christian Lindner falsch liegt

Christian Lindner
Foto: Screenshot Instagram @gretathunberg/Pixabay unter CC0

Dass Schüler heutzutage für den Klimaschutz demonstrieren, hält FDP-Chef Christian Lindner für keine gute Idee. Klimaschutz sei schließlich „eine Sache für Profis“. Stimmt nicht, finden wir. Klimaschutz ist eine Sache für alle!  

Seit Wochen gehen in Deutschland Schülerinnen und Schüler auf die Straße und demonstrieren für mehr Klimaschutz. Damit folgen sie dem Vorbild der schwedischen Schülerin Greta Thunberg, die die „FridaysForFuture“-Proteste initiiert hat. Die Demonstrationen erhalten viel Aufmerksamkeit – aber auch viel Kritik.

Bundeskanzlerin Angela Merkel und Umweltministerin Svenja Schulze loben die Schüler – FDP-Chef Christian Lindner dagegen hält wenig von den Protesten.

„Ich bin für Realitätssinn. Von Kindern und Jugendlichen kann man nicht erwarten, dass sie bereits alle globalen Zusammenhänge, das technisch Sinnvolle und das ökonomisch Machbare sehen. Das ist eine Sache für Profis“, erklärte er am Wochenende in einem Interview mit der „Bild am Sonntag“ (BamS) – und allen, die nicht für die Bild bezahlen wollen, auch noch einmal auf Twitter:

Lindner ist der Meinung: Statt zu demonstrieren und Stunden zu verpassen, sollten die Schüler lieber in den Unterricht gehen und sich „über physikalische und naturwissenschaftliche sowie technische und wirtschaftliche Zusammenhänge informieren.“ Dafür erntete er im Netz einen ziemlichen Shitstorm – sein Tweet wurde über 2.000 Mal kommentiert und über 400 Mal retweet. Zu recht, denn seine Aussagen sind gleich aus mehreren Gründen Blödsinn.

1. Weil sich Christian Lindner selbst widerspricht

Vor eineinhalb Jahren war ein Video von Christian Lindner aufgetaucht, in dem sich der damals 18-Jährige noch ganz anders über die Schule äußerte. Zu jener Zeit war er offenbar noch nicht der Meinung, dass man dort etwas Sinnvolles lerne. Er selbst habe in der Schule eigentlich nur seine Zeit abgesessen, erklärt er in dem Clip, der 1997 im Jugendmagazin „100 Grad“ bei Deutsche Welle TV zu sehen war.

Auch auf einem Wahlplakat betont er den Einfluss, den gerade Schüler haben, mit dem Slogan: „Schulranzen verändern die Welt. Nicht Aktenkoffer.“

2. Weil die Schüler die Meinung von Profis vertreten

Eine Sache hat Christian Lindner offenbar übersehen, als er seine Aussage gegenüber der BamS getätigt hat: Mehr als 700 Wissenschaftler unterstützen die Schulstreiks für das Klima. Sie halten die wöchentlichen Demonstrationen für berechtigt. Und ganz im Gegenteil zu Lindner finden sie: Studenten und Schüler haben „die Situation verstanden“.

„Wir haben diese Initiative [„Scientists for Future“ Anm. d. Red.] gegründet, um das unsägliche Versagen in der Klimapolitik aus wissenschaftlicher Perspektive zu kommentieren“, sagte Volker Quaschning, Professor für regenerative Energiesysteme, der taz. Er ist einer der Wissenschaftler, die sich in der „Scientists for Future“-Initiative engagieren.

3. Weil in einer Demokratie nicht nur „Profis“ entscheiden dürfen

Christian Lindner scheint zudem das Konzept einer Demokratie nicht ganz verstanden zu haben. Juso-Bundesvorsitzender Kevin Kühnert löst dieses Missverständnis auf Twitter auf, indem er erklärt:

„Das Erfassen aller globalgalaktischen Zusammenhänge ist KEINE (!) Voraussetzung für demokratische Teilhabe (auch bei Erwachsenen nicht).“

Heißt für uns: Beim Klimaschutz darf jeder mitmachen – auch wenn er kein Klimawissenschaftler ist. Und auch wenn das Lindner nicht gefällt.

4. Weil jeder etwas gegen den Klimawandel tun kann

Schüler sollen in die Schule gehen, statt zu demonstrieren – und den Profis den Klimaschutz überlassen? Lieber nicht. Politik und Wirtschaft haben gezeigt, dass sie sich einfach nicht einig werden, was den Klimaschutz betrifft. Deutlich wurde das im Dezember auf der UN-Klimakonferenz in der polnischen Stadt Kattowitz. Wichtige Fragen blieben ungeklärt, weil es den Akteuren nur darum ging, Eigeninteressen durchzusetzen.

Doch auch wir können das Klima entlasten: Mit unserem Konsum und Alltags-Verhalten. Zum Beispiel, indem wir demonstrieren. Oder mit diesen 14 Dingen, die jeder gegen den Klimawandel tun kann.

5. Weil wir alle vom Klimawandel betroffen sind

Der Jahres-Durchschnittswert der Lufttemperatur in Deutschland lag um 1900 bei etwas über acht Grad Celsius. Im Jahr 2040 werden es mehr als zehn Grad Celsius sein. Klingt harmlos, ist es aber nicht. Hitzewellen, heftige Stürme, neue Krankheiten – vieles ist möglich. Wir alle sind davon betroffen, deshalb dürfen wir alle uns auch dazu äußern – und fordern, dass endlich etwas dagegen getan wird. Eigentlich logisch. Hier erfährst du, wie der Klimawandel in der Zukunft unseren Alltag verändern könnte.

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