Wer ist Elon Musk – und warum revolutioniert er dauernd Wirtschaft und Technik, Auto- und Weltraumindustrie? Utopia porträtiert den teils erstaunlich nachhaltigen Unternehmer und stellt Ideen von Tesla bis Neuralink vor.
Geboren wurde Elon Musk 1971 in Südafrika – aber er ist auch kanadischer und amerikanischer Staatsbürger und somit das wahrscheinlich beste Beispiel für einen erfolgreichen Weltbürger. Elon Musk ist wohl der erste Vielfach-Milliardär, der gemeinnützige Gesellschaften gründet, seine Patente verschenkt und trotzdem ein so gigantisches Vermögen hat, das er einen Platz auf der Forbes-Liste der reichsten Menschen der Welt hat.
Im zarten Alter von zehn Jahren begann er sich für Computer zu interessieren; zwei Jahre später programmierte er bereits ein eigenes Videospiel und verkaufte es für 500 Dollar an eine Computerzeitschrift. Mit 24 gründete er seine erste Software-Firma namens Zip2 und avancierte binnen kurzer Zeit (u. a. mit PayPal) zum DotCom-Milliardär.
Es folgten Recycling-Raumfahrt mit SpaceX, das Elektroauto Tesla und weitere, teils erstaunlich nachhaltige Projekte. Er war sogar Berater von Donald Trump – bis der US-Präsident aus dem Pariser Klimaabkommen ausstieg und Elon Musk daraufhin die Konsequenz zog – lies dazu US-Ausstieg aus Klimaabkommen: Chefs von Tesla und Disney kündigen Trump.
Hier die wichtigsten Projekte von Elon Musk:
Musk macht mobil: mit Tesla Motors
Zu Beginn des Jahrhunderts investierte Elon Musk in die Fahrzeugfirma Tesla Motors, wurde dort zum CEO und „Produktarchitekten“ des Unternehmens und schaffte es tatsächlich, attraktive und schnelle Elektroautos herzustellen.
Am Anfang kam der erste elektrische Sportwagen – der Tesla Roadster. Dann warfen Elon Musk & Co. den Viertürer Model S auf den Markt, gefolgt vom SUV/Minivan Model X. Zudem lizensiert Tesla seine Powertrain-Antriebssysteme an große Automarken wie Mercedes und Toyota und hat alle Technologiepatente für seine Elektroautos freigegeben. Im ersten Quartal 2017 verkaufte die Firma 25.000 Fahrzeuge. Musks Jahresgehalt bei Tesla: ein Dollar.
Zugleich ist Tesla natürlich eine Hype-Marke. In Deutschland wurden viel mehr BMW i3 verkauft als Teslas. Dennoch überholte Tesla im April 2017 sogar General Motors und war als Unternehmen mehr als 50 Mrd. US-Dollar wert – mehr als General Motors, die aber 100mal mehr Autos verkaufen.
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Öko-Faktor: hoch. Viele stören sich daran, dass Elon Musk Sportwagen baut. Aber man sollte genauer hinsehen: Schon 2006 betonte er in einem Masterplan, wie genau er sich das so vorstellt. Die Sportwagen kommen zuerst, weil hier die größte Zahlungsbereitschaft zu finden ist. Von diesem Geld soll ein günstigerer gebaut werden – etwa der Tesla Model 3. Und von dessen Erlösen soll ein noch preiswerteres Elektroauto entwickelt und gebaut werden können.
Elon und der Supercharger
Ein Argument gegen Elektroautos lautet, es gäbe zu wenig Tankstellen. Das Argument hatte man übrigens auch mal gegen Benzinautos vorgebracht… Es stimmt natürlich trotzdem – und ist das übliche Henne-Ei-Problem der Einführung einer neuen Technik.
Damit die Elektroautos von Tesla und anderen Herstellern auch genug Stromtankstellen haben, errichtet Elon Musk in Nordamerika – derzeit vor allem an der West- und Ostküste der USA, aber verstärkt auch in anderen Landesteilen sowie Kanada – seine „Supercharger“-Stationen, mit denen sich die Stromer schnell und problemlos aufladen lassen.
Öko-Faktor: hoch. Stromtankstellen sind das A und O der Umstellung des Verkehrs auf erneuerbare Energien.
Batteriefarmen: Energiewende á la Elon Musk
Im kalifornischen Ontario steht die erste Farm voller Elektro-Autobatterien, die Tesla für einen Stromanbieter errichtet hat. Tausende Batterien sollen Schwankungen im Energie-Versorgungsnetz auffangen, aber auch für Fahrzeuge und private Haushalte zur Verfügung stehen. Bald kommt der Strom nicht mehr aus der Steckdose, sondern aus dem Tesla-Batteriepaket …
Öko-Faktor: hoch. Während nämlich die Zweifler sich an fossilen Energien festklammern, weil auch regenerative Energien nicht perfekt sind, macht sich Elon Musk schon mal an die Lösung des Problems.
SolarCity: Sonnenenergie für alle
Damit Sonnenenergie überall zu günstigen Preisen verfügbar ist, bietet Elon Musk mit dieser Firma (die mittlerweile offiziell zu Tesla, Inc. gehört) Solarstromanlagen an – vom Konzeptstadium bis zur Installation. Wer für einen Kauf zu wenig Geld hat, kann die SolarCity-Module auch mieten oder direkt vom Unternehmen betreiben lassen. In den USA sind es angeblich bereits mehr als 300.000 Häuser, die von Elon mit Solarstrom versorgt werden.
Öko-Faktor: Mittel. Bei uns ist Sonnenenergie nicht die wichtigste regenerative Energiequelle. Doch in sonnenreicheren Ländern gehört Strom aus Sonnenenergie einfach zur Energiewende.
Hyperloop: Solarenergie-Zug statt Flugzeug
Demnächst werden Hochgeschwindigkeitszüge wie der japanische Shinkansen zum Alteisen gehören. Elon Musks Konzept für den Hyperloop sieht Kapseln vor, die sich auf Luftkissen durch Röhren fortbewegen – mit einer Geschwindigkeit von bis zu 1.125 km/h, also schneller als ein Flugzeug. Es darf einen halt nicht stören, dass man dabei befördert wird wie einst die gute alte Rohrpost. Der Hyperloop soll mit Solarzellen bestückt sein, die das Transportmittel komplett selbst versorgen.
Öko-Faktor: geht so. Vielen erscheint das Projekt nicht umsetzbar. Doch der Hyperloop steht symbolisch dafür, das Elon Musk auch völlig neue Wege nicht scheut. Klar ist, dass unsere Art des Individualverkehrs keine Zukunft hat – Ideen wie der Hyperloop erscheinen wegen der wachsenden Zahl von Pendlern geradezu notwendig.
SpaceX: Recycling-Raumschiffe
Seit der Zeit der Apollo-Mondlandungen tut sich bei der bemannten Weltraumfahrt wenig bis nichts. Aber Elon steigt auch hier aufs Gas und produziert kostengünstige Raketen, die bereits heute Nachschub an die ISS liefern. Musk will dabei die Kosten der Weltraumerkundung um 90 Prozent reduzieren. SpaceX führte dazu auch das Konzept recyclebarer Raumfahrzeuge ein. Zwar war auch das Space Shuttle wiederverwendbar, aber die von ihm benötigten eigentlichen Schubraketen wurden nach dem Start weggeschmissen.
Ökofaktor: schlecht. Raumfahrt ist derzeit einfach nicht besonders nachhaltig. Aber sie findet ja dennoch statt – also sollte sie wenigstens nachhaltiger werden: SpaceX gelang es 2016 erstmals, eine Raketenendstufe sanft zur Erde zurückzubringen, statt sie wegzuwerfen.
Mehr Visionen von Elon Musk
Schon die Nachhaltigkeits-Ideen von Elon Musk folgen eher selten den üblichen grünen und Öko-Visionen. Und so manchem macht der Milliardär auch Angst – hier einige seiner noch verrückteren Ideen:
Mit SpaceX zum Mars – schon ab 2022.
„Ich möchte einmal auf dem Mars sterben – aber nicht, indem ich bei der Landung abstürze“, sagt Elon Musk. Geduld ist nicht gerade seine Stärke, also will er mit einem auf seiner Falcon-9-Rakete basierenden Booster und einem „interplanetaren“ Modul schon in fünf Jahren Menschen auf den Roten Planeten schicken und dort Kolonien errichten.
Öko-Faktor: Mittel. Über die Mars-Missionen kann man lästern, doch gerade die geschlossenen Systeme von Raumstationen lehren viel darüber, wie man nachhaltig leben kann – weil man es dort eben muss.
Neuralink: Online per Gehirn
Wem das Smartphone zum Dauernd-Online-Sein noch nicht reicht, der soll sich dank Musks Bemühungen bald winzige Elektroden ins Gehirn einpflanzen lassen, um direkt mit dem Computer interagieren zu können. Durch Neuralink – das Elon Musk im März 2017 via Twitter ankündigte – sollen „biologische und Maschinen-Intelligenz verschmelzen“, damit wir in Zukunft alle Cyborgs werden. Dann genügt schon ein Augenzwinkern für den nächsten Facebook-Post …
Öko-Faktor: Null. Wird aber bestimmt trotzdem kommen.
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Internet aus dem All
Wenn es nach Elon geht (und die US-Regierung ihm die Erlaubnis gibt), dann wird uns SpaceX bald auch mit Weltraum-Internet versorgen. Anfangen will das Unternehmen mit 800 Satelliten, die für die USA zuständig sein sollen – aber schon morgen kommt dann die ganze Welt dran.
Öko-Faktor: Negativ. Leitungen tun es nämlich auch. Es geht wohl eher darum, eine weitere Einkommensquelle für SpaceX-Projekte zu erschließen.
OpenAI: offene, künstliche Intelligenz
Künstliche Intelligenz (AI) ist die große Hoffnung, aber auch die große Gefahr in der stetigen Weiterentwicklung von Computerchips, Vernetzung und Rechenleistung. Was, wenn die AI beschließt, dass wir Menschen verzichtbar sind? Um solche Fragen zu behandeln und die Menschheit in „eine gute Zukunft zu führen“, hat Elon Musk die gemeinnützige Organisation OpenAI gegründet – die noch mittels menschlicher Intelligenz betrieben wird.
Öko-Faktor: könnte wichtig werden. Künstliche Intelligenz darf nicht nur Waffenfirmen und Drohnen überlassen werden. Gut zu wissen, dass Elon Musk seine Mittel dafür einsetzt, hier einen Gegenpol zu etablieren.
The Boring Company: das Ende aller Staus
In den Großstädten wird es immer hektischer, zugleich fahren die Autos immer langsamer – weil viele im Stau stehen. Wichtigster Grund sind natürlich zu viele Autos – für Elon Musk ist der Grund hingegen, dass unsere Strassen nur zweidimensional aufgebaut sind. Daher soll sein neues Unternehmen „The Boring Conpany“ ein 3D-Tunnelsystem unterhalb von Städten etablieren und so die Ära des Verkehrsstaus beenden.
Öko-Faktor: gering. Solche Tunnelsysteme sind extrem aufwendig. Klüger wäre es, unseren Verkehr auf Carsharing-Systeme umzustellen oder unsere Städte gleich so zu bauen, dass es nicht zum Verkehrskollaps kommt. Realistischer als solche Elon-Musk-Tunnel ist wohl, dass wir in den Städten an der Oberfläche auf Fahrräder und E-Bikes umsteigen und den öffentlichen Nahverkehr unter den Boden verlegen.
Mehr über Elon Musk
Zu Elon Musk gibts auch ein deutschsprachiges Buch: „Wie Elon Musk die Welt verändert – Die Biografie“. Zu haben** in nachhaltigen Buchshops wie Buch7, aber auch bei Bücher.de oder Amazon.
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