Mitte Juni hatte ein Stuttgarter Getränkemarkt einen emotionalen Appell gegen Einweg-Plastikflaschen und -Dosen gepostet – und später angekündigt, keine Einweg-Plastikflaschen mehr zu verkaufen. Ab heute ist der Markt offiziell frei von Einwegplastik.
10.400 Stück Leergut – so viel Einwegpfand hatten Kunden des Stuttgarter Getränke-Lieferservices Kastner in nur zwölf Wochen abgegeben. Der Getränkemarkt hatte die Einweg-Plastikflaschen und -Dosen gesammelt und ein Bild des Müllbergs auf Facebook veröffentlicht. Dazu postete er einen offenen Brief, in dem er an das Umweltbewusstsein „alle Kunden und Nichtkunden“ appellierte. Der Beitrag wurde tausende Male kommentiert und geteilt. Geschäftsführer Hans-Peter Kastner erklärte daraufhin, künftig keine Einweg-Plastikflaschen und -Dosen mehr anzubieten.
Heute war es dann soweit: Der Getränkemarkt postet auf Facebook: „Einwegplastik Freie Zone!!! … Wasser Marsch und Einweg Tschüss“. Nach eigenen Angaben ist der Markt der erste Getränkehändler in Deutschland, der auf die Einweg-Getränkeverpackungen verzichtet – trotz Wettbewerbsnachteil.
„Bequemlichkeit, Geiz ist Geil und nach mir die Sintflut“
Nur Einwegplastik zu verbannen, reicht jedoch nicht, erklärt Kastner im Gespräch mit Utopia. Dem Geschäftsführer ist es wichtig, dass seine Kunden möglichst regionale Getränke einkaufen. „Umso kürzer die Transportwege sind, desto besser für die Umwelt.“ Bei Mineralwasser kennzeichnet der Markt daher, wo das Wasser abgefüllt wurde. Wasserflaschen, die höchstens 125 Kilometer transportiert werden, bekommen eine regional-Auszeichnung auf das Preisschild.
In seinem ersten Facebook-Post Mitte Juni hatte sich Kastner bestürzt darüber gezeigt, dass so viele Menschen noch Einwegplastik-Produkte kaufen. Er wies darauf hin, dass wir in Zeiten Leben, „wo viele von Umweltschutz und Nachhaltigkeit reden, wo eine kleine Schwedin es schafft, die ganze Welt zum Zuhören zu bringen, wo Freitag die Schule zweitrangig ist und wir täglich Gedanken [dazu] austauschen, wie wir das Klima und die Umwelt retten können“.
Das Umweltbewusstsein sei also da. Trotzdem würden Kastners Kunden nicht angemessen handeln. „Umweltschutz? Unterstützung der Nahversorgung? Nachhaltiges Denken? Nein, es geht um Bequemlichkeit, Geiz ist Geil und nach mir die Sintflut,“ schimpfte der Geschäftsführer.
Deshalb verkauft der Getränkemarkt kein Einwegplastik mehr
Kastner betonte damals auch, dass Einweg-Pfand sein Unternehmen finanziell belaste. In seinem Getränkemarkt gäbe es ausschließlich Mehrweg-Flaschen zu kaufen. Doch er sei gesetzlich dazu verpflichtet, auch anderes Pfand anzunehmen.
Aus Bequemlichkeit gäben viele Kunden ihren Pfand nicht beim Automaten im Supermarkt ab, sondern in seinem Getränkemarkt. Dabei würden pro Flasche etwa fünf Cent Entsorgungskosten für ihn anfallen. Sein Geschäft machte somit Verluste, während Supermärkte und Discounter nicht für die Entsorgung ihrer Produkte aufkommen müssten.
Nachhaltige Flaschen: Das musst du beim Einkauf beachten
Der Getränkemarkt zeigt, dass es auch ohne Einwegplastik geht. Allerdings ist die Glasflasche nicht automatisch die umweltfreundlichere Wahl. Wichtig für die Ökobilanz einer Flasche sind neben dem Material auch das Flaschenvolumen und der Transportweg, den das Getränk zurücklegen musste.
Doch so viel ist sicher: Mehrweg-Flaschen sind immer besser als Einweg-Flaschen. Mehr Informationen: Einweg oder Mehrweg, Glas- oder Plastikflaschen: Was ist umweltfreundlicher?
Übrigens: Besonders nachhaltig ist es, wenn du deine Getränke auf Basis von Leitungswasser selber mixt. Denn unser Leitungswasser in Deutschland hat eine sehr gute Qualität, steht Flaschenwasser in nichts nach und ist mit BPA-freien Trinkflaschen auch überall dabei. Und Limonade, Eistee und Co. kannst du ganz einfach selber mischen. So kannst du auch selbst entscheiden, wie viel Zucker du verwendest – und die Getränke enthalten garantiert keine Geschmacksverstärker oder andere künstliche Inhaltsstoffe.
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