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Greenwashing: so subtil werden Produkte auf „grün“ getrimmt

Greenwashing Beispiele: Palmolive Naturals
Foto: Utopia/vs

Nachhaltigkeit, Bio und Natürlichkeit sind angesagt und daher verkaufen sich vermeintlich „grüne“ Produkte besonders gut. Doch manche Produkte haben eher einen blassgrünen Anstrich, wie diese Greenwashing-Beispiele zeigen.

Bevor wir zu den Beispielen kommen: Was ist eigentlich Greenwashing? Unternehmen betreiben Greenwashing, wenn sie sich besonders umweltbewusst und umweltfreundlich darstellen – ohne, dass viel dahinter steckt. Das können dann Geldspenden für ökologische Projekte oder PR-Maßnahmen sein – oder eine subtil grüne Inszenierung von Produkten, wie in den folgenden Fällen.

1. Lidl wirbt für Einweg-Plastikflaschen

Der Discounter Lidl machte Anfang des Jahres mit seiner Kampagne „Jede Flasche zählt“ auf sich aufmerksam. Worum ging’s? Lidl forderte seine Kunden auf, beim Recycling „zu helfen“: Die Kunden sollten fleißig recyceln – also recycelbare Einweg-Flaschen bei Lidl kaufen. Die Idee: Wer mehr kauft, kann auch mehr recyceln.

Im Prinzip warb Lidl dabei aber vor allem für seine Einweg-Plastikflaschen, garniert mit dem Eigenlob, wie effektiv das hauseigene Recycling ablaufe. Die „Lidl Kreislaufflasche“ und das zugehörige Layout der Kampagne sind natürlich im verkaufsfördernden Öko-Grün gehalten.

Nun entlastet Recycling zwar die Umwelt, doch es verschlingt viel Energie, schadet also dem Klima. Und die Herstellung von Einweg-Plastikflaschen wird dadurch auch nicht grüner. Besser als Einweg-Plastikflaschen wären eben Mehrwegflaschen, sagt auch Thomas Fischer von der Deutschen Umwelthilfe (DUH): „Mehrwegflaschen – egal ob aus Glas oder dem Kunststoff PET – schneiden in Sachen Ökobilanz nach wie vor deutlich besser ab als Einweg-Getränkeverpackungen. Das Spülen und Reinigen von Mehrwegflaschen verbraucht deutlich weniger Energie und Rohstoffe als die immer währende Neuproduktion von Einweg-Plastikflaschen und Dosen.“

Lieber Lidl: Jede Mehrwegflasche zählt!

2. Coca-Cola macht die Packung grün

Genauso „grün“ wie die Lidl-Kampagne präsentiert sich die Coca-Cola Life. Die mit Stevia gesüßte Coke Life ist eine kalorienreduzierte Schwester der Produkte Coke Zero und Coke Light. Grün an dem Produkt ist jedoch nur die Verpackung, denn Bio-Produkte werden nicht verwendet. Selbst wenn der Getränkekonzern nicht offiziell die Wörter „nachhaltig“ oder „ökologisch“ verwendet, so weckt das grüne Gewand doch entsprechende Assoziationen beim Konsumenten – ohne, dass wirklich etwas dahinter steckt.

Du willst noch mehr erfahren? Wir haben Argumente gegen Coca-Cola Life gesammelt.

Die grüne Coca Cola Life (Foto: Coca Cola Deutschland)(M)
Coke Life: Grün ist nicht gleich Bio (Foto: © Coca Cola Deutschland)

3. Palmolive betont die natürliche Zutat

In der Drogerie wird im wahrsten Sinne des Wortes grün gewaschen, dort treffen wir auf viele Produkte, die sich den Anschein von Naturkosmetik geben. Beispiele sind „Palmolive Naturals“, das unter anderem Konservierungsmittel und Farbstoffe enthält, die in Naturkosmetik verboten wären. Schlagwörter wie „natürlich“, „naturals“, „mild“, „Reinheitsgebot“, „Heimische Wiesen“ oder „Naturkompetenz“ klingen nach Naturkosmetik und wollen so den Wunsch der Verbraucher nach naturbelassener Kosmetik ködern. Doch oft sind sie reines Greenwashing.

Typischer Trick: Bei einer einzelnen Zutat wird die natürliche Herkunft betont– beim Palmolive Naturals etwa „mit 100% natürlicher Olive“ oder „mit 100% natürlichem Honig“. Das soll uns vergessen lassen, dass der ganze Rest meist nicht natürlichen Ursprungs ist. Beim Blick auf die (verdächtig klein gedruckte) Liste der Inhaltsstoffe fällt dann nämlich auf: Der auf der Vorderseite noch groß angepriesene Olivenzusatz befindet sich recht weit hinten in der Auflistung – dementsprechend gering ist der Anteil des „Olea Europaea Fruit Oil“ in der Cremedusche. Der Anteil ist geringer als der von „Parfum“.

Greenwashing Beispiele: Palmolive Naturals
Vorne wirbt die Cremedusche in Text und Bild mit natürlicher Olive; tatsächlich steckt wenig davon im Produkt (Foto: Utopia/vs)

Lass dich von grünen Schlagwörtern oder Bildern nicht einseifen, sondern halte Ausschau nach verlässlichen Naturkosmetik-Siegeln wie NaTrue oder BDIH.

4. Ferrero bringt grüne Joghurt-Schnitte auf den Markt

„Wenn schon Coca-Cola eine grüne Coke herausbringt, dann ziehen auch wir mit einem grünen Produkt nach!“ So oder so ähnlich könnte es sich Milchschnitte-Hersteller Ferrero gedacht haben. Seit Anfang diesen Jahres gibt es nun mit der Joghurt-Schnitte eine grüne Schwester der Milchschnitte im Kühlregal. „Ein Produkt mit einer leckeren Schicht aus konzentriertem Joghurt umhüllt von kühler Joghurt Creme und einem Hauch Zitrone zwischen zwei lockeren Schnitten“, bewirbt Hersteller Ferrero sein neues Produkt.

Doch warum nun die grüne Verpackung? Sind Joghurt und Zitrone grün? Ist wie bei Coke Stevia im Spiel?

Schauen wir uns die Joghurt-Schnitte mal genauer an. Enthalten sind unter anderem 29,5 % Joghurt, 19 % Vollmilch, Zucker, Palmöl, Weizenmehl, Traubenzucker, Magermilchjoghurtpulver und Honig (siehe auch Codecheck). Zum Vergleich: Milchschnitte enthält 40 % Vollmilch, bei der Joghurtschnitte wurde also einfach ein Teil der Milch mit Joghurt ersetzt. Mit 105 kcal pro Schnitte ist die Joghurtschnitte nur unwesentlicher kalorienärmer als die Milchschnitte mit 118 kcal.

Greenwashing: Vergleich Joghurtschnitte und Milchschnitte, Zucker
Grüner = gesünder? Die Joghurtschnitte enthält fast genauso viel Zucker wie die Milchschnitte. (Foto: Utopia)

Doch warum nun der grüne Look? Eine grüne Verpackung, um gesundheitsbewusste Konsumenten und Bio-Käufer anzulocken? Green sells well? Oder wollte man einfach selbst eine „grüne Alternative zur Milchschnitte“ anbieten? Es wäre clever, doch weder Zutatenliste noch Joghurtzusatz rechtfertigen die grüne Aufmachung, von Bio-Zutaten keine Spur, statt dessen besteht sie zu mehr als der Hälfte aus Zucker und Fett.

Fazit

Werbung und cleveres Marketing haben hohes Täuschungspotenzial. Daher sollten wir immer kritisch sein: Vor allem bei vermeintlich „grünen“ und „natürlichen“ Produkten großer Konzerne lohnt es sich, genauer hinzuschauen und sich vom Verstand leiten zu lassen. Dann fällt die Entscheidung fürs richtige Produkt auch gar nicht so schwer.

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