Seit Monaten dominiert die Corona-Krise die politischen Talkshows, Mitte November ging es bei der ARD im Rahmen einer Themenwoche zur Abwechslung mal wieder um die Umwelt. Bei hart aber fair diskutierten unter anderem die Aktivistin Carla Reemtsma und der Schauspieler Hannes Jaenicke über die Klimakrise – und erinnerten daran, worauf es bei Klimaschutz eigentlich ankommt.
Schmelzende Gletscher, steigende Meeresspiegel, brennende Wälder: Die Konsequenzen der Klimakrise sind an vielen Orten der Welt bereits spürbar. „Wir Menschen können nicht behaupten, wir hätten es nicht gewusst – nicht gewusst, dass wir gerade dabei sind, die Erde zu verheizen“, sagt Moderator Frank Plasberg zu Beginn seiner Sendung.
Trotzdem tut die Menschheit zu wenig, um gegen die Klimakrise vorzugehen – anders als bei der Coronakrise. Aber woran liegt das? Womöglich daran, dass der Klimawandel abstrakter ist als Corona, meint Hannes Jaenicke. Auch wenn die Folgen selbst hierzulande schon bemerkbar sind: „Jeder, der Skifahren geht weiß: Die Gletscher sind weg.“
Carla Reemtsma: Deutschland hat eine besondere Verantwortung
Für die Aktivistin Carla Reemtsma geht es allerdings um viel mehr als schmelzendes Eis und Tierarten, die aussterben: „Jedes Zehntel Grad Erwärmung bedeutet am Ende Millionen […] Lebensgrundlagen, die zerstört werden und Menschen, deren Existenzen bedroht sind.“ Ein wirtschaftlich starkes Land wie Deutschland, das zugleich extrem viele Emissionen verursache, müsse sich das bewusst machen: „Es geht nicht um den Eisbären, es geht auch um menschliche Existenzen, insbesondere in Ländern, die überhaupt gar nicht zur Erderhitzung beigetragen haben.“ Das 1,5-Grad-Ziel des Pariser Klimaabkommens sei nicht verhandelbar.
Ebenfalls zu Gast in der Sendung war Ralph Brinkhaus, der Vorsitzende der CDU/CSU-Bundestagsfraktion. Er richtete einen Vorwurf an Klimaaktivist:innen: „Viele Menschen wollen ja was Gutes tun, nur wir müssen sie mitnehmen, wir dürfen da nicht mit erhobenem Zeigefinger sitzen und sagen ‚Du bist böse, weil du jetzt ein Nackensteak isst.‘“
Reemtsma widersprach dem CDU-Politiker. „Die Klimabewegung zeichnet sich dadurch aus, dass sie sehr sehr selten über Konsumverzicht spricht, weil auch klar ist: Das sind nicht die großen Hebel.“ Für effektiven Klimaschutz brauche es systemische Änderungen wie einen schnellen Kohleausstieg, eine Verkehrswende und das Ende von klimaschädlichen Subventionen.
Klimaschutz: Aufgabe der Politik oder individuelle Verantwortung?
Ein großes Problem laut Reemtsma: Die öffentlichen und politischen Diskussionen drehen sich nicht um diese „großen Hebel“, sondern verlieren sich in kleinteiligen Debatten. Ein Beispiel hierfür seien aktuelle Diskussionen um Heizpilze. Während der Coronakrise nutzen Restaurants Heizpilze, um auch bei kalten Temperaturen Sitzmöglichkeiten im Freien zu ermöglichen. Da sie CO2-Emissionen verursachen, werden sie als Klimasünder kritisiert. Hier fehlt Reemtsma die Verhältnismäßigkeit: „Das wurde ausgerechnet, man kann glaube ich ungefähr 4.000 Heizpilze mehrere Monate laufen lassen und hat eine CO2-Bilanz wie eine Stunde Kohlekraftwerk. Ich glaube damit sollte alles gesagt sein.“
Utopia meint: Egal ob es um Windräder, Elektroautos oder Gebäudesanierung geht: Carla Reemtsma überzeugt in der Sendung mit ihrem klaren Blick auf komplexe Zusammenhänge. Immer wieder gewinnt sie dabei die Diskussion für sich. Wie auch andere Fridays-for-Future-Aktivist:innen richtet sie ihre Forderungen vor allem an die Politik. Es stimmt: Für effektiven Klimaschutz braucht es Maßnahmen, die ein:e Einzelne:r alleine gar nicht leisten kann. Zugleich entlässt einen das nicht aus der individuellen Verantwortung: Mit dem eigenen Verhalten trägt man entweder zu einer positiven Veränderung bei – oder eben nicht. Beispielsweise braucht man nicht warten, bis die Politik den Kohleausstieg beschließt, man kann schon jetzt zu Ökostrom wechseln, um keine Atom- und Kohlekonzerne mehr finanziell zu unterstützen. Noch mehr Ideen: 15 Tipps gegen den Klimawandel
Die ganze Sendung von hart aber fair findest du in der Mediathek.
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