Kaffeekapseln aus Holz – das stellte das Start-up Rezemo am Dienstag bei „Die Höhle der Löwen“ vor. Die Investoren fanden die Idee gut und wollten eine Million Euro investieren, doch nach der Sendung platzte der Deal. Wir haben uns angesehen, wie nachhaltig die Holz-Kaffeekapseln sind.
Kaffeekapseln aus Holz statt Aluminium oder Plastik – diese originelle Idee war den prominenten Jury-Mitgliedern in der neuesten Sendung von „Die Höhle der Löwen “ eine Million Euro wert. Die Gründer des Stuttgarter Start-ups Rezemo hatten sich eine Finanzspritze von 500.000 Euro gewünscht, um ihre Holz-Kaffeekapseln für Nespresso-Maschinen im Einzelhandel zu etablieren. Letztendlich kam die Investition nicht zustande – weil man sich nicht auf eine Geschäftsstrategie einigen konnte.
Auch wenn der Deal geplatzt ist: Dass nachhaltige(re) Verpackungen und Produkte im Trend liegen, war offenbar auch den „Löwen“ klar. Die Rezemo-Gründer werben damit, dass ihre Kaffeekapseln biobasiert, frei von Plastik und Aluminium sind. Aber sind sie deshalb wirklich nachhaltig?
Kaffeekapseln aus Holz – ist das die Lösung?
Kaffeekapseln bestehen in der Regel aus Aluminium oder aus Kunststoff – je nach Hersteller. Auch wenn die Materialien theoretisch recycelt werden könnten: Meist landen sie nach einmaligem Gebrauch im Restmüll – und verursachen so absurde Müllmengen. Gerade Kunststoff und Aluminium sind Materialien, die in der Herstellung extrem aufwändig sind. Nespresso & Co. stehen deshalb schon länger in der Kritik.
Die Idee, diese Verschwendung zu beenden, indem man nachhaltigere Materialien für die Kaffeekapseln einsetzt, hört sich erst einmal gut an. Bereits seit einiger Zeit gibt es biologisch abbaubare Kaffeekapseln aus Biokunststoff auf dem Markt. Die Kapseln des Herstellers Rezemo sind die weltweit ersten, die aus Holz bestehen.
Sie werden nach Herstellerangaben aus Hobelspänen gefertigt, die bei der Möbelproduktion als Abfallprodukt anfallen; das Holz stammt dabei aus süddeutschen Wäldern. Die Holz-Kaffeekapseln werden in Baden-Württemberg hergestellt. Nach dem Gebrauch soll man sie im Biomüll entsorgen können. So weit ist die Idee ziemlich gut.
Allerdings bestehen die Kapseln nicht aus reinem Holz, sondern aus einer Holz-Bioplastik-Mischung. Das verarbeitete Bioplastik (PLA) wird dabei auf Basis von „natürlicher Pflanzenstärke“ produziert. Auf unsere Nachfrage, um welche Pflanze es sich dabei handelt, reagierte Rezemo nicht.
Bioplastik aus Kulturpflanzen wie Mais, Zuckerrohr oder Bambus hat ein grundsätzliches Problem: Die Anbauflächen für die Rohstoffe stehen in Konkurrenz mit der Nahrungsmittelproduktion. Hinzu kommt: Auch wenn die Produkte prinzipiell biologisch abbaubar sind, werden sie von den Abfallbetrieben oft aus dem Biomüll aussortiert, weil die Kompostierung zu lange dauert.
Der Kaffee in den Kapseln stammt nach Angaben von Rezemo unter anderem aus Indien, Guatemala und Tansania. Dabei achte man auf eine „faire Bezahlung“ und „wann immer möglich“ auf ökologischen Anbau. Der Kaffee trägt aber weder ein Fairtrade- noch ein Bio-Siegel. Kontrollieren kann man die Aussage des Herstellers somit nicht; auf unsere Nachfrage antwortet das Unternehmen nicht.
Kaffee in Kapseln bleibt fragwürdig
Was bei der Frage nach den Materialien ganz außen vor bleibt: Kaffee einzeln portioniert in Wegwerf-Kapseln zu verkaufen bleibt ein fragwürdiges Geschäftsmodell.
„Es bleibt dabei, dass der Aufwand zur Herstellung der Kapseln eine überflüssige Ressourcenverschwendung ist, egal welche Materialien man einsetzt“, sagte uns Günter Dehoust, Senior Researcher Ressourcen & Mobilität beim renommierten Öko-Institut bereits 2017.
Tatsächlich suggerieren die „nachwachsenden“ Kaffeekapseln, die Verwendung von Kapseln sei nun plötzlich umweltfreundlich. Anstatt also das System als solches in Frage zu stellen, wird der Verbraucher ermutigt, weiterhin Einwegprodukte zu nutzen – nur, dass der Abfall nun ein anderer ist.
„Im Verpackungsbereich und bei Einweggeschirr konkurrieren diese außerdem mit Mehrwegsystemen und der Forderung […] nach Abfallvermeidung als der obersten Stufe der Abfallhierarchie“, schrieb die Bundesgütegemeinschaft Kompost e.V. (BGK) in einem Statement 2014.
Bessere Alternativen zu Kapselkaffee
Das Unternehmen Rezemo hat mit seinen Kaffeekapseln aus Holz im Prinzip eine gute Idee und macht vieles besser als andere vermeintlich nachhaltige Nespresso-Alternativen. Aber es geht besser: Wer schon eine Kapselmaschine nutzt, tut das am umweltfreundlichsten mit wiederverwendbaren Kapseln aus Edelstahl.
Auch bei der Zubereitung mit French Press, Esspressokocher & Co. kannst du genau den Kaffee verwenden, denn du am liebsten magst – und dabei auf Fairtrade- und Bio-Siegel achten.
Weiterlesen auf Utopia.de:
- Die besten Bio-Kaffes aus fairem Handel
- Slow Coffee: Das sind die besten Arten, richtig guten Kaffee zu machen
- Sojamilch, Hafermilch & Co. – was ist die beste Milchalternative für den perfekten Milchschaum?
War dieser Artikel interessant?