Und wieder eine „Apple Keynote“, auf der wieder einmal ein neues Apple iPhone vorgestellt wurde, diesmal im eher günstigen Lowcost-Bereich: das iPhone SE. Utopia zeigt mit Fairphone und Shiftphone Alternativen, die nachhaltiger, fairer und teilweise preiswerter sind.
Am Abend des 21. März wurde auf der Apple Keynote allerlei angekündigt: Dass Apple dabei über den Willen und neue Strategien spricht, die problematischen Arbeitsbedingungen in den Bereichen Rohstoffgewinnung und Smartphone-Produktion zu verbessern, war eher nicht zu erwarten. Auch von neuen Recycling-Ansätzen war wenig zu hören oder darüber, wie Apple die Lebensdauer seiner Produkte erhöhen könnte. Ein „iPhone 7“ gab es nicht.
Apple iPhone SE: die geschrumpfte iPhone-6-Alternative
Dafür wurde das neue iPhone SE offiziell angekündigt. Der vergleichsweise kleine Bildschirm misst vier Zoll, wie beim iPhone 5s. Die Kamera nimmt Fotos mit 12 Megapixel Auflösung und 4K Videos auf. Einige Gimmicks wie 3D-Touch gelangen wahrscheinlich nicht in dieses Einsteigermodell. Das bargeldlose Bezahlen mit der Funktechnik NFC könnte es hingegen schaffen, schließlich will man den hauseigenen Bezahldienst Apple Pay pushen.
Speicherkarte, wechselbarer Akku? Bei Apple traditionell leider nein. Faires Gold in der Lieferkette? Noch nicht. Immerhin hat Apple das Problem der Konfliktrohstoffe als PR-Thema erkannt und geht es in seiner Öffentlichkeitsarbeit an (Report 2015 als PDF), was aber durchaus auch kritisch gesehen wird, etwa von faire-computer.de.
Glauben wir davon unabhängig an ein „billiges“ iPhone SE? Eher nein: Schon das iPhone 5c im bunten Plastikgeräusche war als „Einsteiger-iPhone“ gehypet worden – und kostete am Ende dann doch fast 600 Euro. Beim SE liegt der Startpreis bei etwa 490 Euro (mit 16 GByte). Für Einsteiger?
Ohnehin stellt sich die Frage: Knapp 500 Euro für ein iPhone SE? Kriegt man dafür nicht bereits Smartphones, die ethischer produziert werden?
Ja, die kriegt man.
Wer also Wert auf eine sozial- und umweltverträgliche Herstellung legt, möchte vielleicht lieber auf alternative Hersteller ausweichen, die sich einer fairen Smartphone-Produktion verschrieben haben: Fairphone aus den Niederlanden und Shiftphones aus Deutschland. Utopia.de stellt Ideen und aktuelle Modelle zum iPhone SE vor.
Fairphone 2: faire Alternative zu iPhone 6 oder iPhone SE
2013 hat die niederländische Initiative „Fairphone“ ihr erstes Smartphone auf den Markt gebracht: das Fairphone. Das Ziel war nicht unbedingt eine Alternative zum iPhone, sondern ein möglichst faires Produkt herzustellen, auf die Missstände in der Elektronikproduktion aufmerksam zu machen und zu zeigen, dass es auch anders geht.
Fairphone versucht, nach und nach auf so viele Konfliktmineralien wie möglich zu verzichten. Bei Konfliktmineralien handelt es sich um seltene Rohstoffe, die zur Smartphone-Produktion unbedingt nötig sind, die aber meist aus Regionen stammen, in denen Arbeiter dafür ausgebeutet werden und die Profite aus dem Mineralienabbau blutige Bürgerkriege finanzieren.
Auch das Fairphone wird in China produziert – doch hier will das Unternehmen als Vorbild für eine sozialverträgliche Herstellung wirken und gegen die Ausbeutung von Arbeitern vorgehen. Und auch in Sachen faires Gold versucht das Fairphone, neue Wege zu gehen.
Bisher wurden etwa 60.000 Fairphones verkauft. Der Nachfolger, das Fairphone 2, wird seit Dezember 2015 ausgeliefert (siehe: Fairphone kaufen) und kann technisch durchaus als Alternative zum iPhone gelten.
Zentrale Versprechen des Fairphone 2: mehr Leistung und modernere Technik als beim Vorgängermodell, das eher unbefriedigendes Mittelmaß lieferte. Auch soll die Produktionskette noch transparenter sein. Die Lebensdauer des Geräts kann vom Nutzer durch modularen Aufbau und leichtere Reparatur verlängert werden.
Fairphone 2
Das Fairphone 2 kostet 525 Euro, ist also deutlich preiswerter als ein typisches iPhone, bietet mehr Display als iPhone SE und iPhone 6 und auch mehr Speicher fürs Geld. Wichtiger noch: Es ist fairer produziert worden. Mehr im Artikel Fairphone 2 im Test.
Shiftphones Shift 5:
günstigere Alternative zu iPhone SE & iPhone 6
Shiftphones ist ein kleines Familienunternehmen aus Hessen, das mit seinen Produkten zum Teil der Idee des Fairphones folgt. Das Shiftphones Shift ist vor allem optisch eine Alternative zum iPhone. Shiftphones verspricht dabei ausdrücklich faire Löhne (drei Mal höher als üblich) und Arbeitszeiten (8 Stunden pro Tag), keine Kinderarbeit, gute Arbeitsbedingungen und reduzierte Umweltbelastung in einem 300-Personen-Betrieb in China.
Der deutsche Entwickler, der das Projekt über Crowdfunding ins Leben rief, hat das nach eigenen Angaben selbst überprüft. Die Darstellung der Lieferkette nach außen gerät allerdings deutlich weniger transparent als etwa bei Fairphone. Shiftphones begründet das mit personeller Knappheit und will nachbessern.
Dennoch ist das Shift-Smartphone eine interessante Alternative. Shiftphones verzichtet unter anderem auf Coltan – einen der (vielen) problematischen Rohstoffe; die Akkus der Geräte sind austauschbar; preiswerte Ersatzteile sollen die Produkte möglichst lange halten lassen, inzwischen gibt es Videos mit Reparaturanleitungen.
Shiftphones produziert ein 4-Zoll und ein 5-Zoll-Smartphone. Das Shift 5.1 bzw. Shift5+ ist ein 144 x 72 x 7 mm großes 5-Zoll-Smartphone und seit Ende 2015 erhältlich, vom Design her eine interessante Alternative zu iPhone 6 und 6S. Das für Jahresmitte geplante Shift 4 mit 135 x 65 x 7 mm ist das Pendant mit kleinerem Display, sonst baugleich, und damit eher eine iPhone-SE-Alternative. (Vom misslungenen und inzwischen ohnehin ausverkauften Tablet-Vorgänger Shift 7 raten wir derzeit ab.)
Das derzeit verfügbare Modell Shift 5.1 kostet 244 Euro und bietet eine gelungene Basisausstattung, die wirklich einsteigertauglich ist. Das für Sommer 2016 geplante Shift 4 hat für 199 Euro nur ein kleineres Display. Anfang 2017 soll das Shiftphones 5+ für 444 Euro mehr Speicher, einen schnelleren Prozessor, ein besseres Display, eine höher auflösende Kamera und andere technische Extras bieten, die es noch deutlicher als Alternative zum iPhone positionieren.
Shiftphones Shift 5me
Das Shiftphones Shift 5me für 444 Euro ist eine interessante Alternative zum iPhone, vor allem für Verbraucher, die ein Smartphone mit solider Leistung, gutem Design und bezahlbarem Preis suchen. Mehr im Beitrag Shiftphones Shift 5me im Test.
Alternative: statt iPhone SE ein gebrauchtes Alt-Apple
Auch das ist eine empfehlenswerte Alternative: statt sich unbedingt ein neues iPhone SE zu kaufen, einfach mal ein gebrauchtes iPhone nehmen. Die Apple-Geräte haben in der Regel eine lange Lebensdauer und werden oft nur deswegen ersetzt, weil einige Nutzer stets das Neueste haben müssen („psychologische Obsoleszenz„).
Dabei bekommt man für unter 200 Euro ein gebrauchtes iPhone 4s, das immer noch astreine Fotos macht, und für unter 350 Euro ein iPhone 5 oder 5c, beides technisch noch sehr hochwertige Modelle, die noch lange halten werden. Mehr im Beitrag: Altes iPhone gebraucht & günstig und Back Market.
Fazit: zum iPhone SE gibt es fairere Alternativen
Fairphone 2 und Shiftphones Shift 5me sind unterstützenswerte, ethischere Alternativen zu iPhone SE, iPhone 6S, Samsung Galaxy und Co. Das Shift 5.1 bietet dabei für 244 Euro eine grundsolide Leistung. Wer technisch mehr braucht, bekommt das Fairphone 2 für 525 Euro. Um wirklich als „fair“ gelten zu können, müssen beide noch einen weiten Weg zurücklegen. Doch immerhin wollen diese beiden Unternehmen ihn gehen – im Gegensatz zu den Marktführern.
Beide Geräte sind verfügbar, beide haben wir getestet:
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