Im März ist der Tropensturm „Idai“ über Südostafrika gezogen und hat Gebiete in mehreren Ländern zerstört. Etwa Tausend Menschen sind gestorben. Seit vergangener Woche tobt ein neuer Sturm über die Region. Wieder findet die Katastrophe viel zu wenig Beachtung.
„Beira ist die erste Stadt in der Geschichte der Welt, die vom Klimawandel völlig zerstört wurde“, hatte Graça Machel, ehemalige First Lady von Mozambik, Ende März gesagt. Der Zyklon Idai hatte die Stadt am Meer besonders hart getroffen: Schätzungsweise 1000 Menschen starben, die Wasser- und Stromversorgung war unterbrochen, Gebäude und Straßen wurden zerstört.
Die Menschen in Mosambik hatten kaum Zeit, sich von der Katastrophe zu erholen. Vergangene Woche zog der nächste Tropensturm über das Land: Zyklon „Kenneth“. In ländlichen Gebieten im Norden habe der Sturm ganze Dörfer „teilweise bis vollständig“ ausgelöscht, berichtet das ZDF. 170.000 Menschen seien auf Hilfe angewiesen.
Mehr Spenden für Notre-Dame als für Mosambik
Wenn man bedenkt, wie groß die Zerstörung nun schon zum zweiten Mal ist, verwundert es erneut, wie wenig Aufmerksamkeit Mosambik bekommt. Zwar wird über die Situation des Landes berichtet, aber eher am Rande.
Die Folge: Die internationalen Hilfsorganisationen bekommen nicht genügend Spenden, um den Menschen vor Ort helfen zu können – bislang wurde deutlich weniger Geld gesammelt, als kürzlich für die Pariser Kathedrale Notre-Dame. Oxfam-Koordinator Ulrich Wagner sagte dazu im Interview mit Spiegel Online: „Hier geht es um Menschenleben, um Hunger, um Krankheiten, die töten. Das Missverhältnis zwischen den Spendenaufkommen tut richtig weh. Die Finanzierung der Nothilfeoperationen ist bislang nur zu 21 Prozent gedeckt.“ Wagner koordiniert die Nothilfe von Oxfam in Mosambik.
„Wir fühlen uns vergessen“
Dass die Anteilnahme und Spendenbereitschaft so gering ist, ist bitter – immerhin sind vor allem die Industriestaaten mitverantwortlich für die Katastrophe. „Wir fühlen uns definitiv vergessen. Der Zyklon ist ja auch eine Folge des Klimawandels, den hauptsächlich wir, der reiche Norden, verursachen. Es geht nicht nur um humanitäre Solidarität, sondern um das Verursacherprinzip. Der Norden darf sich nicht aus der Verantwortung stehlen und muss angemessen helfen und vorsorgen“, sagt Wagner von Oxfam.
Die Zyklone und der Klimawandel
Tropische Wirbelstürme sind keine Seltenheit in Mosambik. Aber dass gleich zwei schwere Stürme das Land so kurz hintereinander heimsuchen, ist dem ZDF zufolge höchst ungewöhnlich. Laut Wagner ist es auch das erste Mal, dass ein Zyklon so weit nördlich aufgetreten ist. Auch das Ausmaß der Zerstörung ist unverhältnismäßig – und lässt sich mit dem Klimawandel erklären.
Durch die Erderwärmung und das schmelzende Polareis steigen die Meeresspiegel. Dadurch werden die Flutwellen bei Stürmen höher. Außerdem sind Regenfälle stärker und Stürme intensiver – und damit tödlicher. Mit unserer Lebensweise tragen wir am stärksten zum Klimawandel bei, die Konsequenzen tragen aber vor allem ärmere Länder. Deswegen erneut: Katastrophen wie die in Mosambik dürfen uns nicht egal sein.
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