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Sommerdepression: An diesen Symptomen erkennst du sie

Daran erkennst du eine Sommerdepression
Foto: CC0 Public Domain / Pexels - Foto von Nathan Cowley

Sonne, Leichtigkeit und Urlaub – vielen Menschen tut der Sommer gut. Aber nicht allen. Einige Menschen erleben aufgrund der warmen Jahreszeit depressive Verstimmungen. Was steckt dahinter?

Im Vergleich zur Winterdepression ist die Sommerdepression deutlich weniger bekannt. Auch wenn sie seltener vorkommt: Sie ist ebenso eine Form der saisonal abhängigen Depression – und damit mehr als ein Blues. Andreas Hagemann, Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie erklärt, was dahintersteckt und welche Anzeichen man ernst nehmen sollte.

Frage: Herr Hagemann, warum kann es im Sommer zu depressiven Verstimmungen kommen?

Andreas Hagemann: Im Winter ist es vor allem das fehlende Sonnenlicht und die erhöhte Produktion des sogenannten Schlafhormons Melatonin, was zu einer depressiven Verstimmung führen kann. Das ist natürlich im Sommer anders.

Die Wissenschaft vermutet, dass die Melatonin-Produktion des Körpers im Sommer durch das viele Sonnenlicht gedrosselt wird – und biochemische Prozesse im Körper durcheinandergewirbelt werden.

Abgesehen davon ist Stress ein Faktor, der die Entstehung einer Depression begünstigt. Und wenn man im Sommer die Erwartung hat „Ich muss das genießen und alle um mich herum sind fröhlich und happy“ – und die dann nicht erfüllt wird, bedeutet das großen Stress und Druck.

Unterschiede zwischen Winter- und Sommerdepression

Woran erkennt man eine sogenannte Sommerdepression?

Hagemann: Während bei der Winterdepression eine gedrückte Stimmung, Antriebsschwäche und ein verstärktes Hungergefühl im Vordergrund stehen, ist das bei der Variante im Sommer etwas anders. Sie äußert sich etwa durch innere Unruhe und ein vermindertes Hungergefühl, aber auch durch Schlafstörungen. Aufmerksam werden sollte man auch, wenn man es zum zweiten, dritten, vierten Mal erlebt, dass man im Sommer diese Symptome hat. Natürlich ist nicht jedes Stimmungstief eine Depression. Aber wenn man für 14 Tage in so einem Loch steckt, sollte man darüber nachdenken, sich professionelle Hilfe zu holen.

Der erste Ansprechpartner ist idealerweise der Hausarzt oder die Hausärztin. Er oder sie kann dann weiter verweisen.

Selbsthilfe bei Sommerdepression

Und was können Betroffene selbst tun, damit es ihnen besser geht – auch parallel zu einer professionellen Behandlung?

Hagemann: Alles, was Stress reduziert und hilft, herunterzufahren. Das können ganz unterschiedliche Dinge sein: zum Beispiel Sport oder Entspannungsverfahren wie progressive Muskelrelaxation, Yoga oder Meditation. Man sollte allerdings nicht direkt Wunder erwarten. Wenn man einmal Yoga macht, ist man wahrscheinlich nicht direkt total ausgeglichen und entspannt. Gut ist, wenn eine Routine aus verschiedenen Bausteinen einkehrt, auf die man zurückgreifen kann. Auch dann, wenn sich in Zukunft eine Erkrankung anbahnt.

Zur Person: Andreas Hagemann ist Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie und Ärztlicher Direktor der Privatklinik Eschweiler in der Nähe von Aachen.

Anmerkung: Es gibt nicht die eine Form der Depression. Laut der Deutschen Depressionshilfe wird zwischen einer leichten, mittelgradigen und schweren Form unterschieden. Anders werden die Schweregrade auch als depressive Verstimmung bis hin zur Depression oder depressiven Störung bezeichnet. Ebenfalls lassen sich verschiedene Ausprägungen durch den Verlauf unterscheiden: So gibt es „einmalige depressive Episoden“, „wiederkehrenden depressive Episoden“ und „dysthymische Störungen“ (eine weniger starke depressive Verstimmung, die über mindestens zwei Jahre anhält). Bei einer Winter- beziehungsweise Sommerdepression handelt es sich um eine saisonal bedingte Depression, da sich die Symptome der depressiven Phase wiederholen und ausschließlich zu einer bestimmten Jahreszeit auftreten.

Die Grenzen sind jedoch fließend und eine korrekte Einordnung kann nur Mediziner:innen und Psycholog:innen durchführen.

Wenn auch du dich hilflos fühlst oder dich sogar Suizidgedanken beschäftigen, scheu dich nicht dir professionelle Hilfe zu holen.

Du kannst dich an die Deutsche Depressionshilfe wenden: 0800 / 33 44 533

oder das Chat-Angebot der Deutschen Telefonseelsorge nutzen: online.telefonseelsorge.de

Bitte lies unseren Hinweis zu Gesundheitsthemen.

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