Erdbeeren, Gurken und Bananen sind gesund – aber nur, wenn sie nicht stark mit Pestiziden belastet sind. Das ist leider bei vielen konventionellen Lebensmitteln der Fall. Für seinen Selbstversuch ernährte sich der Journalist Jenke von Wilmsdorff in 2021 zwei Wochen lang nur von solchen, und sorgte im Netz für eine Debatte über Bio-Lebensmittel.
Obst und Gemüse halten die meisten Menschen grundsätzlich für gesund. Dem wäre auch so, wenn in der konventionellen Landwirtschaft nicht massenhaft mit Pestiziden gearbeitet würde. Aber wie ungesund ist es eigentlich, wenn man herkömmliche Bananen isst, die bekanntlich besonders intensiv gespritzt werden? Oder wie reagiert der Körper auf Fisch, der mit Quecksilber belastet ist? Und gehen Weichmacher aus Verpackungen in den Körper über? Der TV-Journalist Jenke von Wilmsdorff wollte diese Fragen mit einem Experiment beantworten, für das er sich 14 Tage lang ausschließlich von konventionellen Lebensmitteln ernährt hat.
Zum Thema: Das dreckige Dutzend – 12 Obst- und Gemüsesorten, die unbedingt du Bio kaufen solltest
Jenke-Experiment schockt Twitter-User:innen
Sein Resultat nach wenigen Tagen: Übelkeit und Kopfschmerzen, Pestizide, Schwermetalle und Weichmacher im Blut. Das macht Eindruck auf die Zuschauer:innen der Sendung. Bei Twitter schreiben User:innen: „Ich höre ab heute einfach auf zu essen und zu trinken“, „Schockierend. Auch wenn man vieles bereits wusste oder zumindest schon mal gehört hat.“ und „Schaue gerade das Jenke-Experiment und bin sehr schockiert 😳 Ich sollte mich wirklich mal mehr mit dem Thema Ernährung auseinandersetzen …“.
Kritik an Jenkes Lösung: Bio-Lebensmittel ohne Schadstoffbelastung zu teuer
Um sich selbst nicht mehr mit Schadstoffen zu belasten, hat Jenke eine Lösung parat: Lebensmittel in Bio-Qualität kaufen. Ein Resultat: Die Glyphosat-Belastung in seinem Blut sinkt bereits nach fünf Tagen um ein Vierfaches. Bei Bio-Lebensmitteln gibt es jedoch meistens einen Haken: Sie sind teurer als konventionelle. „Ist gesundes, unbelastetes Essen wirklich ein Privileg der Besserverdiener? Nein. Denn auch in den großen Discounterketten bekommen Sie Bio-Grünzeug in bester Qualität“, so Jenke.
Und doch sind einige User:innen bei Twitter anderer Meinung: „Jenke meint ernsthaft, jeder könnte sich Bioprodukte leisten, weil es sie im Discounter gibt. Komplett an der Realität vorbei für jeden Geringverdiener, Grundrentner oder Arbeitslosen.“
Wir stimmen zu: Nicht jede:r kann sich Bio-Lebensmittel leisten. Langfristig brauchen wir strukturelle Veränderungen – in der Agrarpolitik, damit weniger Pestizide in unser Essen gelangen, und in der Sozialpolitik, damit sich alle Menschen gesunde und hochwertige Lebensmittel leisten können.
Mit ein paar Tipps ist es vielleicht manchen Menschen dennoch möglich, zumindest häufiger Bio-Lebensmittel kaufen zu können:
- Auf die Saison achten. Nicht-saisonales Bio-Gemüse wie etwa Bio-Gurken sind im Winter sehr teuer. Günstiger ist es im Winter stattdessen beispielsweise auf preiswerte Kohlarten auszuweichen. Im Utopia-Saisonkalender kannst du nachsehen, wann welches Obst und Gemüse Saison hat.
- Gezielt einkaufen und dadurch weniger wegwerfen. Keine Impulskäufe, Mahlzeiten planen und mit Resten kreativ werden – so vermeidest du es, viel zu viel zu kaufen oder dass Lebensmittel schlecht werden und später im Müll landen. Das ist auf Dauer günstiger.
- Obst und Gemüse eine zweite Chance geben. Einige Bio-Märkten bieten Obst und Gemüse mit Dellen, dunklen Stellen oder welkem Grün günstiger an. Damit sparst du nicht nur Geld, sondern rettest Lebensmittel vor dem Müll.
Lies dazu gerne hier weiter: Bio kaufen trotz Inflation: So viel lässt sich mit Großpackungen sparen
Jenke: (K)ein echter Journalismus?
Neben der Kritik an Jenkes Lösung, Bio-Lebensmittel zu konsumieren, wird auch allgemeine Kritik an der Sendung laut. „10 min #Jenke und ich könnte nur noch kotzen! Pseudojournalismus und Angstpopulismus vom Feinsten!“, schreibt beispielsweise ein User bei Twitter.
Utopia meint: Jenke von Wilmsdorff macht mit solchen Experimenten in erster Linie mit großer Reichweite auf ein Thema aufmerksam. Eine repräsentative Studie ersetzt das natürlich nicht. In der Vergangenheit wurden solche jedoch veröffentlicht – sie zeigen, dass Bio-Lebensmittel gesünder sind als konventionelle.
Über die Art und Weise der Aufmachung lässt sich streiten. Dennoch können solche reißerischen Sendungen Menschen einen Anstoß geben, sich selbst zu hinterfragen. Wenn Menschen durch das Jenke-Experiment ihre Essgewohnheiten umstellen, ist das eine gute Sache. Wir geben dir hier noch weitere Informationen zu Bio-Lebensmitteln:
- Wann Bio wirklich Bio ist
- EU-Bio-Siegel: Diese Dinge sind bei Bio verboten
- Achtung Pestizide: 12 Obst- und Gemüsesorten, die du Bio kaufen solltest
- Bio-Siegel: Was haben die Tiere davon?
Anschauen: „Jenke. Das Food-Experiment: Was essen wir wirklich?“ lief am 3. November 2021 auf ProSieben und kann bei ProSieben oder Joyn Plus gestreamt werden.
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