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Offener Brief: Greta, Leonardo DiCaprio und weitere Promis bringen unsere Misere auf den Punkt

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Foto: Twitter / Greta Thunberg

Greta Thunberg hat gemeinsam mit Luisa Neubauer und zwei weiteren Klimaaktivistinnen einen Brief an die Staatsoberhäupter der EU verfasst. Der Brief ist eine ernüchternde Bestandsaufnahme der aktuellen Situation der Menschheit – und zugleich ein eindringlicher Appell. Tausende Prominente und Wissenschaftler*innen haben ihn unterzeichnet.

„Die vergangenen Wochen hat die Welt mit Schrecken beobachtet, wie die Covid-19-Pandemie Menschen auf der ganzen Welt getroffen hat“ – so beginnt der offene Brief der vier Klimaaktivistinnen. Die Krise habe aber etwas gezeigt: Staatsoberhäupter und Menschen weltweit haben ihr Verhalten geändert und etwas für das Wohl ihrer Gesellschaft getan.

Wenn es um den Klimawandel geht, fehlt ein solches Engagement jedoch: „Es ist jetzt noch klarer als jemals zuvor, dass die Klimakrise nicht ein einziges Mal wie eine Krise behandelt wurde, weder von Politiker*innen, noch von Medien, Unternehmen und dem Finanzwesen.“

„Wenn wir keine Gleichberechtigung haben, haben wir nichts“

Klimawandel
Dürre, Überschwemmungen, Hurrikane: Von den Folgen der Klimakrise ist vor allem der globale Süden betroffen. (Foto: CC0 Public Domain / Pexels / Pixabay)

Eine weitere Tatsache sei in den vergangenen Wochen deutlich geworden: „Klima- und Umweltgerechtigkeit lässt sich nicht erreichen, so lange wir weiter die sozialen und rassistischen Ungerechtigkeiten sowie Unterdrückung ignorieren, die die Grundlage für unsere moderne Welt gelegt haben.“

Der Brief spielt damit auf das Missverhältnis zwischen globalem Süden und globalem Norden an: Die reichen Industrieländer beuten Ressourcen etwa in Afrika und Südamerika aus. Sie produzieren außerdem den Großteil der CO2-Emmissionen weltweit. Unter den Folgen von Umweltverschmutzung und der Klimakrise leiden aber vor allem die Staaten im globalen Süden. Diese Form der Ausbeutung besteht seit Jahrhunderten – und hat rassistische Grundlagen. „Wenn wir keine Gleichberechtigung haben, haben wir nichts“, heißt es in dem offenen Brief. „Wir müssen nicht auswählen, welche Krise oder welches Problem wir priorisieren sollten, denn sie sind alle miteinander verbunden.“

Das fordert der offene Brief

Kraftwerke
Eine der Hauptforderungen des offenen Briefs: Wir müssen weg von fossilen Brennstoffen. (Foto: © Arrixx - colourbox.de)

Der Brief appelliert an die EU-Staatsoberhäupter, die Klimakrise auch als Krise zu behandeln. Einige der wichtigsten Forderungen:

  • Alle Investitionen und Subventionen für fossile Brennstoffe stoppen.
  • Ökozid als Internationales Verbrechen anerkennen. Von einem Ökozid spricht man unter anderem, wenn Ökosysteme und damit Lebensgrundlagen etwa für indigene Völker zerstört werden.
  • Verbindliche, jährliche Kohlenstoffbudgets festlegen, die die Nationen nicht überschreiten dürfen.

Die Länder der EU haben sich mit dem Pariser Klimaabkommen dazu verpflichtet, beim Klimaschutz voranzugehen, schreiben Greta Thunberg und die anderen Aktivistinnen in dem Brief. „Die EU hat die wirtschaftliche und politische Möglichkeit, das zu tun, deswegen ist es unsere moralische Verpflichtung. Und jetzt müsst ihr euch an eure Versprechen halten.“

Bisherige Maßnahmen und Pläne zum Klimaschutz seien „nicht einmal annähernd genug“. Selbst wenn sich alle Staaten an ihre selbstgesetzten Ziele zur Emissionsreduktion halten, würde die Temperatur im globalen Durchschnitt um drei bis vier Grad Celsius steigen. Das ist viel zu hoch – um die schlimmsten Konsequenzen des Klimawandels abzuwehren, dürfte die Temperatur nur um 1,5 Grad steigen. „Wir werden euer extrem unverantwortliches Glücksspiel nicht akzeptieren.“

Die Unterzeichner*innen: Leonardo DiCaprio, Malala Yousafzai, Joaquin Phoenix und viele mehr

Greta Thunberg, Leonardo DiCaprio
Unter anderem Leonardo DiCaprio hat den Brief unterzeichnet. (Foto: Instagram Leonardo DiCaprio)

„Wir stehen einer existenziellen Krise gegenüber, und sie ist eine Krise, aus der wir uns nicht herauskaufen, -bauen oder -investieren können.“ Es ergebe keinen Sinn, ein Wirtschaftssystem zu erhalten, das die Klimakrise weiter antreibe. „Unser aktuelles System ist nicht kaputt – es tut genau das, was es tun soll und wofür es bestimmt war. Es lässt sich nicht mehr ‚reparieren‘, wir brauchen ein neues System.“

Der offene Brief wurde von tausenden Aktivist*innen, Wissenschaftler*innen, Organisationen und Prominenten unterschrieben. Zu den berühmtesten Unterzeichner*innen gehören zum Beispiel Leonardo DiCaprio, Malala Yousafzai, Naomi Klein, Joaquin Phoenix, Coldplay, Mark Ruffalo, Greenpeace, Peta, Extinction Rebellion und viele mehr. Der Brief wurde am Donnerstag (16. Juli) an alle Staatsoberhäupter der EU gesendet.

Hier kannst du den gesamten (sehr lesenswerten) Brief sowie die Liste aller Unterzeichner*innen lesen und ihn selbst unterschreiben. Um den Brief zu unterzeichnen, musst du bis ans Ende der Seite scrollen.

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