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Plastikfalle Mittelmeer: Rekordmengen von Mikroplastik nachgewiesen

Mikroplastik im Mittelmeer
Foto: © WWF

Spanien, Italien oder Frankreich sind beliebte Urlaubsorte. Das könnte allerdings bald vorbei sein: Im Mittelmeer wurde jetzt eine Rekordkonzentration Mikroplastik nachgewiesen – sie soll noch viel höher sein, als die des größten Plastikmüllstrudels der Welt.

Das Mittelmeer ist ein Sammelbecken für Plastikmüll. Insbesondere die Menge an Mikroplastik soll dort jetzt Rekordhöhen erreicht haben: Laut eines aktuellen WWF-Reports ist die Konzentration kleiner Kunststoffpartikel dort fast viermal so hoch, wie die des größten Müllstrudels der Welt im nördlichen Pazifik.

Bis zu 1,25 Millionen Fragmente findet man im Mittelmeer pro Quadratkilometer. Das geht aus dem Report hervor, den der WWF zum Internationalen Tag der Meere am 8. Juni veröffentlicht hat.

Plastik im Mittelmeer: Schuld ist Europa – und der Tourismus

Der Müll im Mittelmeer und an seinen Stränden besteht demnach zu 95 Prozent aus Plastik. Er stammt hauptsächlich aus der Türkei und Spanien, gefolgt von Italien, Ägypten und Frankreich.

Diese Länder sind aber nicht allein für die Vermüllung der Meere verantwortlich: Durch den Tourismus in den Sommermonaten steigt die Abfallbelastung des Meers um 40 Prozent. Also durch Touristen, die auch aus Deutschland, Österreich und der Schweiz kommen.

Mikroplastik im Mittelmeer
Für Strände voller Plastikmüll sind auch Touristen verantwortlich. (Foto: © WWF)

Schlechtes Abfallmanagement der ans Mittelmeer grenzenden Länder

Lücken im Abfallmanagement der meisten Anrainerstaaten sind die Hauptursache für den Plastikmüll, der über Flüsse ins Meer gelangt. Der Nil, der Ebro, die Rhone, der Po oder die türkischen Flüsse Ceyhan und Seyhan fließen durch dicht besiedelte Gebiete, bevor sie im Mittelmeer münden – und den Plastikmüll dort buchstäblich abladen.

„Das Mittelmeer ist fast vollständig von besiedelten Küsten umgeben und droht zu einer Plastikfalle zu werden. Ungesicherte Mülldeponien in Meeresnähe, illegale Abfallentsorgung in Flüsse aber auch touristische Aktivitäten sind Quellen, aus denen Plastikmüll ins Mittelmeer gelangt“, sagt Heike Vesper, Leiterin des Bereichs Meeresschutz beim WWF Deutschland.

Mittelmeer: sechstgrößtes Sammlungsgebiet für Meeresmüll

Das Mittelmeer macht nur ein Prozent des gesamten Wassers auf der Erde aus, enthält aber sieben Prozent des weltweiten Mikroplastiks. Und das richtet großen Schaden an.

So haben 18 Prozent der Thunfische und Schwertfische Plastik im Magen – vor allem Zellophan und PET. Im Pelagos-Walschutzgebiet im nordwestlichen Mittelmeer sind über 56 Prozent des Planktons schwer mit Schadstoffen belastet, Finnwale sogar fast fünfmal mehr als in weniger verschmutzten Regionen.

Laut dem WWF haben alle im Mittelmeerraum lebenden Schildkrötenarten Kunststoffe zu sich genommen: Bis zu 150 Plastikteilchen wurden in den Mägen einiger Tiere gefunden.

Mikroplastik im Mittelmeer
Bis zu 150 Plastikteilchen wurden in den Mägen einiger Schildkröten gefunden. (Foto: © WWF)

Eine Person verursacht mehr als 760 Kilo Müll jährlich

Im Mittelmeerraum leben etwa 150 Millionen Menschen, die laut WWF jeweils zwischen 208 und 760 Kilogramm Müll jährlich verursachen. Damit gehören sie weltweit zu den größten Verursachern fester Siedlungsabfälle. Hinzu kommt der Müll von 320 Millionen Touristen in den Sommermonaten.

Europa ist nach China der zweitgrößte Kunststoffproduzent der Welt: Im Jahr 2016 produzierten die 28 EU-Staaten gemeinsam mit Norwegen und der Schweiz 60 Millionen Tonnen Plastik und verursachten 27 Millionen Tonnen Plastikmüll. Davon wurden nur 31 Prozent recycelt, 27 Prozent auf Mülldeponien entsorgt – und der Rest (also über ein Drittel!) wurde verbrannt.

Wir müssen endlich etwas gegen Plastik im Meer tun

Berichte von Plastik im Meer häufen sich, das Problem scheint sich immer weiter zu vergrößern, statt dass die Menge an Plastik weniger wird.

Dennoch gibt es Hoffnung: Projekte wie The Ocean Cleanup oder das Pacific Garbage Screening wollen Plastikmüll aus dem Meer sammeln und die Gewässer so säubern.

Bis es soweit ist kann jeder einzelne von uns etwas gegen den Plastikmüll im Meer tun: Verzichte auf Plastik soweit es geht, Tipps dazu findest du in unserem Artikel Leben ohne Plastik: 14 einfache Tipps. Wirf den Kunststoffmüll, der sich dennoch sammelt, konsequent in die gelbe Tonne/den gelben Sack, verzichte auf Kosmetik und Pflegeprodukte, die Mikroplastik enthalten (wo es sich versteckt, erfährst du hier) und verwende wenn möglich Textilien aus Naturfasern. Denn auch durch unsere Kleidung gerät Plastik ins Meer.

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