Die DUH hat 237 Autos von deutschen Politikern untersucht und fand heraus: Sämtliche Dienstwagen stoßen im Realverbrauch mehr CO2 aus als der aktuelle Grenzwert vorschreibt. Unter den Bundesministern fahren ausgerechnet der Verkehrsminister und die Umweltministerin die größten CO2-Schleudern.
Die Auswirkungen des Klimawandels spüren wir immer stärker – auch in Deutschland. Kein Wunder also, dass zurzeit alle Parteien über Maßnahmen für mehr Klimaschutz diskutieren.
Doch eine neue Untersuchung der Deutschen Umwelthilfe zeigt: Auch wenn sie öffentlich Klimaschutz predigen, halten sich viele Politiker selbst nicht dran. Die DUH hat von März bis November 245 Spitzenpolitiker auf Bundes- und Landesebene zu ihren Dienstwägen befragt. Diese lieferten Angaben zu 237 Fahrzeugen. Das Ergebnis spricht nicht gerade für unsere Volksvertreter:
Keiner der untersuchten Dienstwägen hält laut DUH den gesetzlichen CO2-Flottengrenzwert ein. Sie liegen alle über 130 Gramm CO2 pro Kilometer im Realbetrieb. Zum ersten Mal seit 13 Jahren sind die durchschnittlichen Emissionswerte sogar angestiegen.
Deutsche Spitzenpolitiker: So umweltschädlich sind ihre Dienstwägen
Unter den Bundesministern fährt Andreas Scheuer (CSU) den Wagen mit dem größten CO2-Ausstoß. Der BMW-Hybrid 745Le xDrive des Verkehrsministers hat einen realen CO2-Ausstoß von 258 g/km. Ihm folgt Deutschlands Umweltministerin Svenja Schulze (SPD). Sie war vor einigen Monaten auf einen Dienstwagen mit höherem CO2-Ausstoß umgestiegen – nämlich 242 g/km. Schulzes Wagen liegt gleich auf mit dem von Justizministerin Christine Lambrecht (SPD). Den emissionsärmsten Wagen im Kabinett fährt Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner. Doch auch dieser liegt mit 216 g CO2/km weit über dem aktuellen Grenzwert.
Die DUH hat auch die Dienstfahrzeuge der Regierungschefs auf Länderebene analysiert. Hier führt Berlins Bürgermeister Michael Müller (SPD) die Negativliste an. Seine Mercedes-Limousine (S-Guard-600) kommt im Realbetrieb auf 408 g CO2 pro Kilometer. Der Dienstwagen von Bremens Bürgermeister Andreas Bovenschulte (SPD) war noch am nächsten an den aktuellen gesetzlichen Vorgaben dran.
Dienstagen-Check der Deutschen Umwelthilfe: Das waren die Ergebnisse
- Die untersuchten Dienstwägen haben einen durchschnittlichen realen CO2-Ausstoß von etwa 225 g/km. Damit liegen sie 70 Prozent über dem geltenden Grenzwert.
- Ab 2020 wird es einen strengeren Grenzwert ab 95 g CO2/km geben. Diesen übertreffen die Autos durchschnittlich um 100 Prozent.
- Von den untersuchten Autos hatten 143 einen Diesel- und 17 einen Benzinantrieb. 74 fuhren mittels eines Plug-in-Hybridantriebs. Erstmals befanden sich auch drei Elektro-Autos unter den Fahrzeugen.
- Die DUH kritisierte, dass sich immer mehr Politiker Limousinen mit Plug-In-Hybridantrieben anschaffen. Inzwischen liegt der Anteil bei 31 Prozent. Die Technologie soll eigentlich den Verbrauch senken. Doch die DUH verweist auf Praxistests, denen zufolge der elektrische Antrieb kaum genutzt wird.
Andreas Scheuer auf Twitter: „Und das ist die Wahrheit“
Verkehrsminister Andreas Scheuer reagierte am Montagabend mit einem Tweet auf das Ranking der DUH. Er postete ein Foto des Fahrzeugscheins seines Dienstwagens, der dem Wagen einen CO2-Ausstoß von 60 Gramm pro Kilometer attestiert. Dazu schrieb Scheuer: „Und das ist die Wahrheit: der Fahrzeugschein meines Dienstwagen. Als Service einen Beispiel-Fahrzeugschein zum richtigen Lesen. Die Stromrechnung liefere ich gerne auch dazu….“
Wie kann das sein? Andreas Scheuer und die Deutsche Umwelthilfe beziehen sich auf verschiedene Werte: Im Fahrzeugbrief steht der offizielle CO2-Ausstoß nach Herstellerangabe. Das Ranking der DUH orientiert sich aber an Emissionswerten im realen Fahrbetrieb. Diese basieren auf Angaben des International Council on Transportation ICCT. Wie viel CO2 Scheuers Dienstwagen genau ausgestoßen hat, kann weder der Hersteller noch der ICCT sagen. Doch die Daten des letzteren sind wahrscheinlich verlässlicher.
Automobilhersteller müssen nachvollziehbare Angaben über den Verbrauch eines Fahrzeugs zu machen. Doch wie die Kampagne „Get Real“ berichtet, gestalten Automobilhersteller die für die Typzulassung vorgeschriebenen Abgastests so, dass im Labor ein niedriger Spritverbrauch und entsprechend geringe CO2-Emissionen gemessen werden.
Das bestätigen auch Studien des ICCT: Ihnen zufolge verbrauchen Privatfahrzeuge im Schnitt 39 Prozent mehr Sprit als auf dem Papier. Damit seien die CO2-Emissionen der Fahrzeuge fast 50 Prozent höher als offiziell angegeben. Die DUH stützt sich bei ihrer Untersuchung deshalb auf Zahlen der ICCT.
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