Clean Beauty wird als neuester Kosmetik-Trend gefeiert und hier und da gleichgestellt mit Naturkosmetik. Gerade Marken, die bisher noch nicht sonderlich nachhaltig aufgetreten sind, labeln sich nun als Clean Beauty. Utopia zeigt dir, was dahintersteckt.
Catrice bietet inzwischen eine Clean ID-Reihe im Sortiment an und bei Douglas lassen sich die Produkte nach „Clean Beauty“ filtern. Bei Instagram zeigen Influencer:innen immer öfter Kosmetik in die Kamera und sagen dazu, der Lidschatten oder die Foundation seien nach den internationalen Clean-Beauty-Standards hergestellt. Das soll bedeuten, dass bei der Herstellung der Produkte auf Inhaltsstoffe verzichtet wird, die in der Kritik stehen oder bedenklich sind. Doch was ist dran am Beauty-Trend?
Clean Beauty: Eine vermeintliche Definition
Der Begriff Clean Beauty kommt aus den USA und ist aus mehreren Wünschen von Verbraucher:innen entstanden: Produkte sollen klar für Menschen mit sensibler Haut gekennzeichnet sein. Außerdem wünsche sich Kund:innen mehr Transparenz sowie umweltfreundliche und nachhaltige Produkte. Oft wird Clean Beauty in Verbindung mit Begriffen wie grün, natürlich und hypo-allergen genannt.
Die meisten Hersteller, die Kosmetik mit dem Label Clean Beauty anbieten, geben auf der Verpackung oder online an, dass sie auf folgende Inhaltsstoffe verzichten würden: synthetische Duftstoffe, Parabene, Phthalate, Sulfate, Mineralöl, Formaldehyd und chemische UV-Filter wie Octocrylen.
Clean Beauty: Klarer Unterschied zu zertifizierter Naturkosmetik
Man könnte jetzt meinen, das ist doch die gleiche Definition wie die von Naturkosmetik. Doch Clean Beauty ist nicht gleich Naturkosmetik! Das große Problem dabei ist, dass die Begriffe nicht geschützt sind – sogar beide nicht. Allerdings gibt es mittlerweile vertrauenswürdige unabhängige Naturkosmetik-Siegel, die Orientierung bieten.
Aber „Internationale Clean-Beauty-Standards“ gibt es bisher noch nicht. Es handelt sich dabei um einen Marketingbegriff, der nicht klar definiert ist. Jeder Kosmetikhersteller kann den Begriff ohne Konsequenzen verwenden und es ist dabei egal, welche Inhaltsstoffe in dem Produkt enthalten sind. Rein theoretisch könnten da alle schlimmen Inhaltsstoffe drin sein, die es gibt.
Es fehlt schlicht weg der Nachweis darüber, was in den Produkten enthalten sein muss, damit Marken den Begriff Clean Beauty verwenden können. Es gibt kein offizielles Siegel und keine offiziellen Prüfstellen.
Naturkosmetik verkauft sich gut: Laut GfK lag die Nachfrage nach Naturkosmetik 2019 bei zehn Prozent, die nach naturnaher Kosmetik bei 8,5 Prozent. Viele Marken nehmen das zum Anlass, sich eigene Kriterien zu überlegen und die Produkte dem Anschein nach nachhaltig zu verkaufen.
Ein Problem ist auch, dass mittlerweile eine ganze Menge Marketing betrieben um Clean Beauty wird, dass die Geschichten der Gründer:innen und der Kosmetikherstellung so weit in den Vordergrund rücken, dass diese Produkte dann manchmal sehr viel teurer verkauft werden als die von traditionellen Naturkosmetik-Marken wie beispielsweise Dr. Hauschka. Und das, obwohl eigentlich kein:e Verbraucher:in sicher sein kann, was in der Kosmetik drin steckt.
Vielleicht eine ähnliche Entwicklung wie bei Naturkosmetik?
Man muss allerdings auch zugeben, dass Clean Beauty gerade eine ähnliche Entwicklung durchmacht wie Naturkosmetik in den 90er-Jahren. Damals gab es auch nur diffuse Erklärungen und Bezeichnungen. Erst, als sich Verbände zur Kennzeichnung von Naturkosmetik gründeten, wie BDIH oder Natrue, gab es klarere Definitionen.
Die Naturkosmetik-Siegel werden von unabhängigen Organisationen erst nach einer oder mehreren Prüfungen vergeben. Die Kriterien, nach denen die Organisationen prüfen, sind offengelegt und für jede:n einsehbar. Die Siegel sind dann auf der Verpackung abgebildet.
Ist Clean Beauty ein Anfang in die richtige Richtung?
Utopia meint: Noch können wir nicht genau abschätzen, in welche Richtung sich Clean Beauty entwickeln wird. Vielleicht wird daraus eine Kennzeichnung für Produkte, die den Naturkosmetik-Standards entsprechen und dann vor allem für Menschen mit empfindlicher Haut geeignet sind.
Der neue Trend wäre unproblematischer, wenn es unabhängige Organisationen geben würde, die Kriterien festlegen würden. Natürlich müssten diese Kriterien offen kommuniziert werden und Siegel dürften erst nach ausgiebigen Tests vergeben werden. Aber das ist Stand heute eben nicht der Fall.
Clean Beauty kann für viele Konsument:innen aber ein kleiner Hinweis sein und es ist generell gut, darauf zu achten, dass in der gekauften Kosmetik keine schädlichen Inhaltsstoffe verarbeitet wurden. Aber wer sicher gehen möchte, sollte auf klar etablierte und offizielle Siegel zurückgreifen wie die des BDIH, Natrue, Cosmos und Ecocert.
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