Die „Break Free From Plastic“-Bewegung kürt jedes Jahr die größten Plastikverschmutzer. Die diesjährigen Top Ten sind keine große Überraschung.
Die Bewegung Break Free From Plastic hat den „#BrandAudit 2021 Report“ herausgegeben. Der Bericht erscheint damit das vierte Jahr in Folge. Um die größten Plastikverschmutzer zu bestimmen, sammelten etwa 11.000 Freiwillige an Stränden aus 45 Ländern über 300.000 Plastikteile ein und zählten, wie viel sie welchen Unternehmen zuordnen konnten. Das sind die Top Ten dieses Jahr:
- Coca-Cola
- PepsiCo
- Unilever
- Nestlé
- Procter & Gamble
- Mondeléz International
- Philip Morris International
- Danone
- Mars
- Colgate-Palmolive
Coca-Cola ist seit dem ersten Jahr der Zählung (2018) auf Platz eins. In diesem Jahr fanden die Freiwilligen etwa 20.000 Plastikteile, die ein Coca-Cola-Label trugen – das sind mehr Stücke als die von PepsiCo und Unilever zusammen.
Break Free From Plastic kritisiert, dass die Unternehmen nach außen oft damit werben, gegen ihr Müllproblem anzugehen. Coca-Cola hat sich beispielsweise das Ziel gesetzt, 100 Prozent ihrer Flaschen und Dosen erneut zu befüllen, zu recyceln oder zumindest einzusammeln. Davon scheint das Unternehmen noch weit entfernt zu sein. Der Bericht „Talking Trash“ zeigt darüber hinaus, wie Unternehmen hinter den Kulissen alles dafür tun, um schärfere Richtlinien zu vermeiden oder zu umgehen. Die Autor:innen gehen davon aus, dass sich die Plastikproduktion bis 2030 verdoppeln wird. Der WWF rechnet mit einer Verdopplung immerhin bis 2040.
Warum ist Plastik problematisch?
Dass unsere Welt ein Plastikproblem hat, ist inzwischen allgemein bekannt. Plastik findet sich nahezu überall – im Meer, in der Umwelt, in den Verdauungsorganen von Tieren und auf unseren Tellern.
Was dabei oft in den Hintergrund gerät, sind die enormen CO2-Emissionen, die in der Plastikproduktion und -verarbeitung entstehen. Laut dem Plastikatlas 2019 könnte die Kunststoffindustrie bis 2050 über zehn Prozent des weltweiten CO2-Budgets verbrauchen, das noch für das 1,5-Grad-Ziel bleibt. Grund für die hohen CO2-Emissionen ist vor allem, dass fast das gesamte Plastik auf Erdöl basiert. Vor dem Hintergrund kritisiert Break Free From Plastic, dass der drittgrößte Plastikverschmutzer Unilever in diesem Jahr ausgerechnet als Sponsor des Weltklimagipfels auftrat.
Übrigens: Die wahren Kosten durch die Entsorgung und Umweltfolgen von Plastik tragen nicht die Hersteller, sondern die Allgemeinheit. Dem WWF zufolge müsste Kunststoff eigentlich zehnmal so teuer sein, wenn alle Kosten mit einbezogen würden, die im gesamten Lebenszyklus des Materials entstehen.
Wie lassen sich die größten Plastikverschmutzer am besten bestimmen?
Unternehmen könnten den Zählungen von Break Free From Plastic vorhalten, dass nicht sie die Produkte wegwerfen, sondern die Verbraucher:innen. Diese Top Ten der größten Plastikverschmutzer kann nicht abbilden, wie komplex das Problem ist und auf wie vielen Wegen Plastik in die Ozeane gelangt. Hier spielen nicht nur die Hersteller eine Rolle, sondern auch Verbraucher:innen und Staaten, die keine funktionierenden Entsorgungs- und Recyclingsysteme haben. Deutschland beispielsweise hat laut dem Plastikatlas 2019 bei Plastik eine Recyclingquote von nur etwa 15 Prozent und ist der drittgrößte Exporteur von Plastikmüll nach Asien. Zudem können die Freiwilligen nur solche Plastikteile werten, die ein Label tragen. Fischernetze, einfache Plastiktüten, Kunststofffasern oder Reifenabrieb gehören beispielsweise nicht dazu.
Dennoch ist die Zählung von Break Free From Plastic und das anschließende Ranking der größten Plastikverschmutzer sinnvoll, da es sehr einfach verständlich ist und die benannten Unternehmen definitiv eine sehr große Mitschuld am Plastikproblem haben.
Alternativ ließen sich die Unternehmen auch danach vergleichen, wie viele Kunststoffprodukte sie herstellen. Diese Methode hat wiederum den Nachteil, dass sie auf Angaben aus den Unternehmen angewiesen ist. Ein solcher Bericht hat 2020 ergeben, dass Coca-Cola mit Abstand die meisten Kunststoffprodukte produziert, gefolgt von Nestlé, Danone und Unilever. Es fällt auf: Die Unternehmen finden sich alle auch in den Top Ten der größten Plastikverschmutzer von Break Free From Plastic.
Was tun gegen das Plastikproblem?
In der Abschlusserklärung des COP26 taucht Plastik nicht auf. Dabei hatte Break Free From Plastic zusammen mit fast 300 anderen Organisationen die Delegierten aufgefordert, sich für eine Abkehr von der (konventionellen) Plastikproduktion einzusetzen. Eine Trendwende scheint dadurch wieder weiter in die Ferne gerückt zu sein. Bis diese kommt, können zumindest wir als Verbraucher:innen dazu beitragen, das Plastikproblem nicht weiter zu verschärfen. Auf Utopia findest du viele Tipps dafür:
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