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Dermatest & Co.: Das bedeutet „dermatologisch getestet“

Dermatest
Foto: CC0/pixabay/silviarita

Dermatest und andere Unternehmen testen, ob Kosmetikprodukte Allergien hervorrufen. Nicht jede Aufschrift „dermatologisch getestet“ ist auch ein Siegel. Lies hier, was es wirklich bedeutet.

„Dermatologisch getestet“: Das sagt die Kosmetikverordnung

Oftmals drucken Kosmetikhersteller Hinweise wie „dermatologisch getestet“ oder „klinisch getestet“ auf ihre Produkte. Genau genommen sind dies jedoch Werbeaussagen des Herstellers.

In der Europäischen Union regelt die Verordnung für Werbung auf Kosmetika solche Aussagen. Die Verordnung soll Verbraucher in erster Linie vor irreführender Werbung schützen. Über die Qualität oder wie Hersteller ihre Produkte testen sagt sie demnach wenig aus.

Möchte ein Hersteller beispielsweise mit der Angabe „dermatologisch getestet“ werben, reicht es laut Verordnung aus, wenn er das Produkt an Testpersonen unter Aufsicht eines Hautarztes getestet hat. Die Pharmazeutische Zeitung PTA Forum erläutert: Im Grunde reicht es aus, wenn bei irgendwelchen Tests ein Dermatologe, also ein Hautarzt, anwesend war. Denn die EU-Verordnung macht keine Vorgaben zu den Ergebnissen oder welche Tests durchzuführen sind.

Das Bundesamt für Verbraucherschutz ergänzt die knappen Anforderungen der EU-Verordnung. Sie weisen in einer Fußnote auf ein Urteil des Europäischen Gerichtshofs (Rechtssache C-99/01) hin. Darin erklären die Richter, dass ein Normalverbraucher bei der Aussage „dermatologisch getestet“ auch erwarten kann, dass der Test erfolgreich verlaufen ist und das Produkt die Haut demnach nicht gereizt hat.

Ökotest beschäftigte sich schon 2010 mit dermatologischen Gütesiegeln. Ihre Beurteilung: „Dermatologisch getestet“ ist eigentlich eine Selbstverständlichkeit. Jeder Hersteller sollte sicherstellen, dass seine Produkte gut verträglich sind. Dazu gehört eben auch ein Hauttest, durchgeführt von Fachleuten. Nach ihren Recherchen wenden sich viele Hersteller an das unabhängige Institut Dermatest.

Dermatest: So testet das Institut

Für jede Hautpflege sollte ein Dermtest eigentlich selbstverständlich sein.
Für jede Hautpflege sollte ein Dermtest eigentlich selbstverständlich sein. (Foto: CC0/pixabay/timokefoto)

In dem Bericht von Ökotest erklärt ein Experte von Dermatest, wie solche Hauttests ablaufen. Für den Slogan „dermatologisch getestet“ reicht meist ein sogenannter Epikutantest. Er funktioniert ähnlich wie ein Allergietest. In der Regel testen dafür rund 30 Personen das Produkt. Ein Drittel davon sollte empfindliche Haut haben.

  • Die Testpersonen erhalten das Produkt an einer Stelle der Haut aufgetragen. Dies kann der Rücken oder die Oberarme sein. Diese Stelle wird mit einem Pflaster abgeklebt.
  • Nach frühestens 24 Stunden prüft ein Hautarzt, ob sich beispielsweise die Haut gerötet hat oder sich sonstige Auffälligkeiten gezeigt haben.
  • Kann er nichts dergleichen feststellen, darf der Hersteller mit „dermatologisch getestet“ werben.

Das Institut Dermatest vergibt eigene Siegel:

  • Das Dermatest-Siegel steht für den einfachen Epikutantest. Dabei muss das Testergebnis mindestens „sehr gut“ sein. In dem Siegel sagt dir die Jahreszahl, wann der Test stattfand.
  • Das 3-Sterne-Dermatest-Siegel testet auch einige der versprochenen Wirkungen, beispielsweise wie gut eine Feuchtigkeitscreme die Haut feucht hält. Dafür sind von Dermatest rund vier Wochen Testzeit vorgesehen. Produkte mit dem 3-Sterne-Dermatest-Siegel sind somit strenger auf ihre Verträglichkeit und Wirkung geprüft.

„Klinisch getestet“: 5-Sterne Siegel von Dermatest

"Klinisch getestet" verspricht oft mehr als es ist.
„Klinisch getestet“ verspricht oft mehr als es ist. (Foto: CC0/pixabay/luvqs)

Ähnlich vage sind allgemein die Vorgaben für „klinisch getestet„. Die EU-Verordnung sagt dazu: Der Test soll unter Aufsicht eines Arztes oder in einer klinischen Umgebung stattfinden. Der Verlauf des Tests sollte in einem klinischen Protokoll festgehalten sein.

Bei Dermatest dauern die Tests dazu mindestens vier Wochen, in denen die Testpersonen das Produkt anwenden. Üblich sind zwischen 20 und 50 Testern. Sie schreiben auf, wie es ihnen gefällt oder ob sie kritische Anmerkungen haben. Bei Bedarf können sie sich jederzeit an einen Arzt wenden. Am Schluss steht ebenfalls ein Epikutantest. Damit ist das Kosmetikprodukt „klinisch getestet“.

Auch hierbei kannst du bei seriösen Herstellern erwartet, dass der Test erfolgreich war und das Produkt keine Hautreizungen verursacht hat. Die genauen Ergebnisse der Tests bleiben jedoch meist Betriebsgeheimnis der Hersteller.

Das Institut Dermatest legt bei seinem 5-Sterne-Siegel noch weiterführende Kriterien an:

  • Die Testpersonen spiegeln in Alter oder Hauttyp die Zielgruppe des Produkts wider.
  • Das Produkt testen die Probanden dort,wo es auch anzuwenden ist. Beispielsweise ist die Haut unter dem Auge empfindlicher als am Oberarm oder Rücken. Dagegen ist es bei „dermatologisch getestet“ möglich, eine Augencreme am Oberarm zu testen.
  • Mit Messungen können die Hautärzte feststellen, ob das Produkt die Haut elastischer macht oder besser mit Feuchtigkeit versorgt.

Außer Dermatest: Gibt es andere Siegel für Allergiker?

Von Dermatest getestete Produkte können bei Allergien trotzdem noch Rötungen hervorrufen.
Von Dermatest getestete Produkte können bei Allergien trotzdem noch Rötungen hervorrufen. (Foto: CC0 / Pixabay / andreas160578)

Allergiegeplagte kennen es – auf der Creme stehen Hinweise wie „hypoallergen“ oder „für Allergiker geeignet“, doch dann rötet sich die Haut trotzdem. Ökotest hält fest, dass du auch hierbei keine hundertprozentige Sicherheit hast. Das Problem bei Allergien ist, dass sie sehr vielfältig sind. Daher ist es nicht möglich alle Stoffe, die Hautreizungen auslösen können, sicher auszuschließen.

Die Kosmetikverordnung meint zu diesen Werbeaussagen: Die Hersteller sollen nach Möglichkeit alle Stoffe vermeiden, für die Allergien bekannt sind. In der Regel sind das die üblichen Verdächtigen, wie  Konservierungs-, Duft– oder Farbstoffe.

DAAB-Siegel

Der Deutsche Allergie- und Asthmabund (kurz DAAB) zeichnet selbst Produkte mit seinem Siegel aus. Hier testen betroffene Allergiker die Produkte. Zeigen sich bei 80 Prozent keine Hautreizungen, darf der Hersteller das DAAB-Siegel verwenden. Zudem erstellt der DAAB einen Kriterienkatalog von allergenen Stoffen, die nicht enthalten sein dürfen. Außer den schon genannten sind dies beispielsweise ätherische Öle, Inhaltsstoffe wie Lanolin (Wollfett) oder Stoffe, die schon in geringen Mengen die Haut oder Schleimhäute reizen können. Die Kriterien für das DAAB-Siegel sind strenger, allerdings gibt es auch hierbei keine Sicherheit.

ECARF-Siegel

Dieses Siegel vergibt die Europäische Stiftung für Allergieforschung. Im Grunde können die mit dem Siegel ausgezeichneten Produkte auch Stoffe enthalten, die bekanntermaßen Allergien auslösen. Allerdings soll die Menge so gering sein, dass sie unbedenklich ist. Anhand von Studien und Hauttests erfolgt die Bewertung.  Ökotest kritisiert, dass es keine Verbotsliste gibt. Das wäre einfacher und übersichtlicher als die aufwendige Methode mit Schwellenwerten.

Übrigens: Produkte für Allergiker können auch als „gut verträglich“ eingestufte synthetische Wirkstoffe enthalten. Mit Naturkosmetik gehst du künstlichen Inhaltsstoffen aus dem Weg – Allerdings können auch natürliche Wirkstoffe Allergien auslösen. Orientieren kannst du dich an Qualitätssiegeln für Naturkosmetik, wie zum Beispiel NCP oder BDIH.

Fazit zu Dermatest und Co.

Dermatest und andere Unternehmen für Hauttests sind keine Alleskönner. Die Siegel von Dermatest, DAAB oder ECARF geben insofern mehr Sicherheit, als dass unabhängige Instiutionen getestet haben. Nimm die Aussagen so wörtlich wie möglich: „Dermatologisch getestet“ beduetet eben, dass ein Hautarzt das Produkt getestet hat.

Keine der Angaben oder Siegel kann dir vorab verraten, ob du das Produkt auch wirklich verträgst. Wahrscheinlich hast du durch Probieren schon heraus gefunden, auf welche Inhaltsstoffe deine Haut reagiert. Prüfe vor dem Kauf die Inhaltsstoffe darauf. Unterstützen können dich dabei Apps wie Codecheck. Die sagt dir auch, ob Mikroplastik oder andere für die Umwelt bedenkliche Stoffe enthalten sind.

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